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Horizonte - Kantonsschule Enge

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zum Beispiel Primarschüler, die sich mit diesen<br />

Themen noch nicht beschäftigen.<br />

Führen Sie dieses Projekt auch noch mit<br />

anderen Bevölkerungsgruppen durch?<br />

Nein. Insgesamt gelangten wir mit diesem Projekt<br />

an sechs <strong>Kantonsschule</strong>n, drei davon sind<br />

im Kanton Zürich beheimatet.<br />

Welches sind Ihre Erwartungen an das Projekt?<br />

Es ist noch nicht klar, ob unsere kontrollierte<br />

Interventionsstudie tatsächlich eine Veränderung<br />

der Schüler/innen punkto Wissen und<br />

moralischer Argumentation bewirkt. Ich glaube<br />

jedoch, dass die Tatsache, dass die Schüler<br />

endlich mal konkret mit der Technologie vertraut<br />

gemacht werden und lernen, sich eine eigene<br />

Meinung zu bilden, im Vordergrund steht.<br />

Klar, die meisten haben bereits eine Meinung<br />

und werden diese nicht einfach ändern wegen<br />

einer solchen Studie. Aber zumindest sammeln<br />

sie neue Erfahrungen und werden mit weniger<br />

bekannten Argumenten für oder gegen die Gentechnik<br />

vertraut gemacht.<br />

Können Sie die Ergebnisse Ihres Projekts für<br />

die Forschung brauchen?<br />

Erste Auswertungen zeigen, dass die Intervention<br />

fast an allen Schulen zu einer Verbesserung<br />

des Wissens über die Fakten geführt hat. Einzige<br />

Ausnahme waren die Schulklassen der Alten<br />

<strong>Kantonsschule</strong> Aarau. Dort war keine Lehrkraft<br />

im Bereich Geschichte, Geographie oder Philosophie<br />

bereit, den Ethiktag mitzugestalten und<br />

zu begleiten. Es waren einzig die Biologie- und<br />

Chemielehrkräfte, die sich vor allem für die<br />

Labor tage interessierten. Nun mussten wir<br />

aber feststellen, dass allein der Boykott dieser<br />

Lehrkräfte die Schüler/innen enorm misstrauisch<br />

machte. Viele Schüler gaben schriftliche<br />

und mündliche Kommentare ab, dass sie sich<br />

manipuliert fühlten. Wir stellten fest, dass<br />

Angst hier eine grössere Rolle spielte als Moral,<br />

sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Schüler.<br />

Es war daher nicht verwunderlich, dass an<br />

dieser Schule das Wissen geschrumpft war nach<br />

der Intervention.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft der Gentechnik?<br />

International?<br />

In der Schweiz?<br />

Die Schweiz kann es sich natürlich leisten, in<br />

den nächsten Jahrzehnten ohne Gentechnik<br />

Landwirtschaft zu betreiben. GVO-freie Futtermittel<br />

werden aber zunehmend teurer, und das<br />

könnte der Wettbewerbsfähigkeit der Viehhalter<br />

schaden. Ein Verzicht der Förderung von neuen<br />

Technologien in der Landwirtschaft könnte<br />

auch unsere Ernährungssouveränität langfristig<br />

gefährden, denn die zunehmende Abhängigkeit<br />

von Technologieimporten in der Landwirtschaft<br />

wird dann zum Problem. Bisher konnte trotz<br />

allen Medienskandalen und Warnfingern nicht<br />

nachgewiesen werden, dass die grüne Gentechnik<br />

tatsächlich Risiken in sich birgt, die nicht bereits<br />

bekannt sind aus der konventionellen Landwirtschaft.<br />

Im Gegenteil, eine Verbesserung<br />

der Umweltqualität konnte in vielen Bereichen<br />

nachgewiesen werden – auch in der Schweiz.<br />

Gentechnisch veränderte Enzyme werden hier<br />

bereits eingesetzt, um den Phosphoreinsatz in<br />

der Schweinezucht zu reduzieren. Das hatte<br />

nachweislich positive Auswirkungen auf die<br />

Umwelt.<br />

Welche Entwicklung würden Sie sich<br />

persönlich für die Gentechnik wünschen?<br />

Haben Sie eine Vision?<br />

Ich habe eigentlich keine Vision für die Gentechnik.<br />

Es ist eine neue Technologie, die bestimmte<br />

Probleme lösen kann und andere nicht. Es ist<br />

eine unter vielen Optionen und sie liesse sich<br />

auch perfekt kombinieren mit bewährten und<br />

traditionellen Anbaumethoden. Doch dafür<br />

bräuchte es den politischen Willen und den moralischen<br />

Mut, für Kompromisse einzustehen.<br />

Beides ist heute in der Politik nicht in ausreichendem<br />

Masse vorhanden. Es bleibt jedoch zu<br />

hoffen, dass die Gentechnik zumindest als Option<br />

wahrgenommen wird, über die man offen<br />

diskutieren kann. Es ist immer gefährlich, wenn<br />

man eine neue Technologie stigmatisiert und tabuisiert.<br />

Unterricht, Projekte und<br />

Arbeitswochen<br />

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