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Jahresbericht 2010/2011 34 Hans Spuhler – ein Leben für die KEN Hans Spuhler, ehemaliger Schüler, Lehrer und Prorektor der KEN, verliess unsere Schule auf Ende des Sommersemesters 2011. Wenige Menschen kennen die <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Enge</strong> schon so lange und haben die stetigen Veränderungen selbst miterlebt wie er. Das veranlasste uns dazu, ein ausführliches Interview mit einem Langzeitkenner der Schule zu führen. Tiffany Sigg (N4b), Dorian Wiederkehr (H2a) Ende dieses Semester treten Sie nach 41 Jahren im Dienste der KEN in den Ruhestand – welche Funktionen haben Sie während dieser Zeit ausgeübt? Seit 1970 arbeite ich als Deutsch- und Geschichtslehrer an der <strong>Kantonsschule</strong>. Dies tat ich 17 Jahre, um dann weitere 17 Jahre als Prorektor die Schule mitzugestalten. Nun bin ich seit sieben Jahren wieder ausschliesslich Lehrer und unterrichte ein volles Pensum. Als Sie als Lehrer begannen, wie war das Schulklima an der KEN? Ich kannte die Schule schon von früher, denn ich war hier selbst einmal Schüler. Als ich 1961, also vor 50 Jahren, an die KEN kam, herrschte ein anderes Klima. Seitdem vollzog sich ein grosser Strukturwandel, schon die Namensveränderung bringt das zum Ausdruck. Damals hiess unsere Schule noch Handelsschule und war viel stärker auf die Wirtschaftsfächer ausgelegt. Zu Beginn waren keine Frauen im Lehrerzimmer oder in den Unterrichtsräumen anzutreffen, weder Lehrerinnen noch Schülerinnen. Mit der Zeit änderte sich der «Geist der Schule», er wurde offener und transparenter. Gab es Lehrer, die Sie in Ihrer Art zu unterrichten, beeinflussten? Da gab es wohl welche, die mich beeinflussten – mein Deutsch- und mein Geschichtslehrer zum Beispiel. Ersterer unterrichtete damals mit modernen Methoden, er verwendete u.a. ein Tonband und engagierte sich stark für seine Schüler. Letzterer überzeugte mich mit seiner Didaktik, seiner Art, den Stoff einzuführen und stets für den Überblick besorgt zu sein. Was waren Ihre Ziele, als Sie sich für das Amt des Schulleiters bewarben? Sicher war da ein Bedürfnis, eine Schule mitzugestalten. Ganz im Sinne der offenen Architektur Schaders waren mir Transparenz ein Anliegen sowie die Bereitschaft der Lehrpersonen und Schüler/innen, eigenständig und kritisch zu denken. Welche Projekte lagen Ihnen als Schulleiter besonders am Herzen? Mir lag viel daran, Reformen vernünftig umzusetzen, insbesondere die noch heute bestehende Reform der Oberstufe mit dem Wahlkurssystem. Aber auch die Erweiterung des Unterrichtsspektrums war mir wichtig. So führten wir 1989, als der Eiserne Vorhang aufging, Russisch ein, damals fast eine Pionierleistung. Später setzte ich mich z.B. für die Fächer Chinesisch, Arabisch und Hebräisch ein. Die ersten beiden wurden schliesslich auch im Unterrichtsangebot aufgenommen. Gab es auch Enttäuschungen? Nein, ich habe stets versucht, mir realistische Ziele zu setzen. Wenn man sich keine Illusionen macht, ist man eher zufrieden. Wie viele Rektoren haben Sie erlebt? Wie war die Zusammenarbeit mit ihnen? Wenn ich meine eigene Schulzeit einrechne, so waren es sechs, sonst vier. Die Zusammenarbeit klappte eigentlich gut, es ist eine wichtige Eigenschaft eines Prorektors, dass man mit vielen unterschiedlichen Charakteren produktiv zusammenarbeiten kann. Sehr schön war es, mit Rektor Wüthrich und den Prorektoren Wyss und Limacher die Schule zu führen, wir bildeten ein richtiges Dream-Team. Geschichtsstudium – hat Sie Ihr Interesse für Politik dazu bewogen? Schon im Alter von 10 Jahren interessierte ich mich für Politik – die Welt sprach von der Suez- Krise und dem Ungarnaufstand. Mit diesem Interesse ist natürlich auch jenes für Geschichte verbunden, denn Politik ist ja immer auch aktuelle Geschichte. Dieses Interesse liess nie nach, so dass ich mich nach der Matura entschied, das Studium der Geschichte aufzunehmen. Stichwort Schulpolitik in den letzten 40 Jahren – gibt es Politiker bzw. Tendenzen, die in Ihren Augen förderlich für den Schulbetrieb waren?