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Obdachlosigkeit bei Konsumenten_innen illegaler Drogen ...

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Im Alltag äußert sich dieses Spannungsverhältnis zwischen Anpassung und Ausgrenzunganhand von konkreten Einrichtungen. Probleme für die Betroffenen gibt es sowohl imHinblick auf die Einhaltung der Hausregeln als auch im Zusammenhang mit derInhomogenität der NutzerInnen der Einrichtung (siehe nächstes Kapitel).Hr. S. erzählt von seinen Erfahrungen in der Gruft, wo nicht nachvollziehbare Hausregelnbzw. Grenzziehungen zu unangenehmen Dynamiken führen:„Vor 2 Wochen, da hab ich Schnupfen ghabt, da war ich schon zu, aber ich war nicht zudass ich trickert hab, sondern ich war verkühlt, ...die Nase hat mir gronnen, die Augenwaren gschwollen und ich hab nur a Buch gelesen, plötzlich kommt die schwarzhaarigeBetreuerin [von der Gruft] her, die hat mich schon öfters rausghaut,...“Hr S. Sie müssengehen, Sie trickern weg.“ „Ich tricker nicht weg, ich bin verkühlt.“ Beginnt sie: „Ich habSie 20 Minuten beobachtet und hab gsehn, dass Sie dauernd das Buch näher zum Gsichthalten, Sie trickern,...es ist 18 h abends, kommens später wieder.“ Hr. S.: „Was heißtspäter, was mach ich bis um 22 h?“ „Das ist Ihr Problem.“ Bin ich halt runter gangenzum Ganslwirt von 18:15 bis 20:15 h bis der Ganslwirt zusperrt, bin ich um viertelgangen, bin ich dann noch gute 2 h unten gsessen <strong>bei</strong> der U-Bahnstation Pilgramgasse inder Kälte.“„Am Abend geh ich halt rauf zur Gruft, setz mich in a Eckerl, eh ganz brav, ganz dieAugen aufreißen, dann schaust so zum Fernseher, nicht dass sie glauben dass ichtrickern tu, weil wenn ich a Büchl lies heissts gleich wieder ich tricker,....also sitz ichimmer so vor Fernseher [reißt die Augen auf] interessant, aha der Sport, ah leiwand derSport is. Dann red ich mit a paar Leut. Dann sehen die Betreuer aha der Hr. S. ist eh netzua, der kann heut dableiben, den hau ma net ausse.“8.4.3 Konflikte zwischen <strong>Drogen</strong>konsumentInnen und AlkoholikerInnenEs ist auch unter den Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Randgruppen üblich auf diejeweils andere Gruppe herabzuschauen und so sein eigenes bedrohtes Selbstbild ein wenigaufzupolieren.Die Rivalität bzw. Konflikte zwischen den <strong>Drogen</strong>konsumentInnen und den „normalenObdachlosen = Alkoholikern“ wird von den Befragten mehrmals thematisiert. Häufigkommt dieses Thema im Zusammenhang mit der Nutzung von Einrichtungen vor, die von<strong>bei</strong>den Zielgruppen genutzt werden. Es wird von Konflikten und Streitereien mit denAlkoholikern und gegenseitigen Abwertungen berichtet. Eine Folge dieser Erfahrungen ist,dass bestimmte Angebote, die von <strong>bei</strong>den Gruppen genutzt werden können nur sehr ungernbzw. nur wenn es keine Alternative gibt genutzt werden. Die Angebotspalette erfordert abereine gemeinsame Nutzung der Tageszentren und NächtigerInnenquartieren und dies führt zuunangenehmen Dynamiken für die Befragten. Der Ganslwirt ist die einzige Einrichtung, dieausschließlich für <strong>Drogen</strong>konsumentInnen zugänglich ist – dies ist einer der Gründe, warum70

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