Im Interview wird die Funktion des Ganslwirt von Fr. K. folgendermaßen beschrieben:Im Ganslwirt sind „...gleiche Leute mit gleichen Problemen, das sind Leute vor denenich mich nicht verstecken muss. Wo ich mich nicht verstellen muss. Wo ich jetzt nichtaufpassen muss, dass der nicht meine Einstiche sieht, oder nicht aufpassen muss, dassder mitkriegt dass ich krank bin oder was. ...die haben dieselben Probleme, dieselbenSorgen, ....ich hab auch einige Freunde hier.“Wichtig ist für aktiv <strong>Drogen</strong>konsumierende Menschen auch einen Aufenthaltsort zu haben,den sie trotz ihrer <strong>Drogen</strong>beeinträchtigung nutzen können. Dies ist nur im Ganslwirtstressfrei möglich.Für Hr. S. ist der Ganswirt unter anderem auch deswegen eine wichtige Ressource.„Na im Ganslwirt da kann ich wenigstens was für mich, ich mein gehen lassen, kannmich ein bisschen hinlegen, ein bisserl trickern,...meistens tricker ich eh bis um 7 unddann weckt mi wer auf, wenn ich da schlafen kann freu ich mich, dann tricker ich haltweiter bis um achte, damit die Zeit vergeht,...Ja der Ganslwirt, da kriegst halt dasGefühl, irgendwie unter Leuten zu denen ich auch gehör irgendwie, die was genausodrauf sind wie ich, aber <strong>bei</strong> der Gruft, da hab ich das Gefühl irgendwie a Fremder zusein, weil die meisten Alkohol konsumieren,....und da hab ich net das Gefühldazuzugehören.“Auch für Frau K. hat das Angenommenwerden in einem beeinträchtigten Zustand einenwichtigen Stellenwert und wirkt sich auf das Gefühl der Zugehörigkeit, des Erwünschtseinsund des Wohlbefindens aus.„Am besten von allen Institutionen, was ich kennengelernt habe, hat mir der Gawigefallen; also hier hab ich mich am wohlsten gefühlt, weil ich gewusst hab, ...nur hier<strong>bei</strong>m Ganslwirt sind auch <strong>Drogen</strong>süchtige und deswegen, <strong>bei</strong> der Gruft musst dich mehrso verstecken – wennst jetzt zum Beispiel Lust hast dich waach zu machen, musst esunterdrücken, weil sobald die merken das du waach bist wirst rausghaut – und das isthier nicht der Fall, und deswegen fühl ich mich hier sehr wohl.“Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit äußert sich <strong>bei</strong> allen auch im Zusammenhang mit derAbgrenzung gegenüber den „AlkoholikerInnen“ (siehe Kapitel 8.4.3).Nach dem Verlust der Zugehörigkeit zur Herkunftsfamilie bzw. wichtigen Bezugspersonenscheint dieses Bedürfnis sehr groß zu sein. Der Ganslwirt hat in diesem Zusammenhang dieFunktion eines Substitutes für die verlorene Familie. Er wird als Ersatzwohnzimmergenutzt, das Sicherheit, Orientierung, Halt, Struktur, Überschaubarkeit, und auchVersorgung und Fürsorge und Unterstützung bieten soll.73
Wichtig für das Wohlbefinden der Befragten ist wie bereits beschrieben worden dasZusammen sein mit Gleichgesinnten, aber auch der freiwillige Zugang zuBetreuungspersonen und sozialar<strong>bei</strong>terischer Unterstützung.8.5.1.1 Freiwillige Betreuung:Die Möglichkeit sozialar<strong>bei</strong>terische Betreuung in Anspruch nehmen zu können wird alswichtige Ressource benannt. Wesentlich da<strong>bei</strong> ist für manche dass es die Möglichkeit gibt,auch wenn sie nur zeitweise genutzt wird. Freiwilligkeit wird als Wesentlich benannt.„Der Ganslwirt ist die einzige Rettung, ...weil ich mit die Betreuer reden kann, weil ichhab jetzt a feste [Betreuerin], ...Ohne Ganslwirt würde ich gar nicht wissen was ichmachen würde. Tät ich sonst vielleicht in der Josi hocken bis sechse am Abend, dann indie Gruft gehen, aber ich hätt ka Betreuung. Weil in der Gruft da sollten sie dieAlkoholiker betreuen, wenn du sagst Substitutionsprogramm, ja auf wieder sehen.“Hr. B. nutzt zwar die Betreuung seiner Meinung nach zu wenig, ist aber trotzdem froh überdie Möglichkeit:„Ich find das schon super, weil da gibt’s so viele Sozialar<strong>bei</strong>ter, die was mir helfenwollen, ....aber i hol mir die a net, weiß selber net warum, ...aber von alleine komm icheinfach nicht, .... schüchtern oder so,... ich kann nicht so reden, so mein Herzausschütten, und so das kann ich nicht so. Aber es kommen eh manchmal die X oder dieY und sprechen mich an, dann erzähl ich eh alles. Die helfen mir wos halt nur geht.“8.5.1.2 Höhere Standards bzgl. Versorgung und HygieneHygienestandards sind den Befragten ein großes Anliegen. Diese werden auch als ein Grundangegeben warum Sie sich im Ganslwirt wohler fühlen als in machen anderenEinrichtungen, speziell im Vergleich zu den großen NächtigerInnenquartieren.Für Hr. B. sprechen u. a. auch folgende Standards für den Ganslwirt:„ Ja da wird jeden Tag, wie sagt man, die Decke desinfiziert und alles, das wird <strong>bei</strong>m R2nicht gmacht, da wird alle 10 Tage einfach gewechselt. Und gestern war ich im R 2eben, da hat er mir eine Decke vom Lager, die war so staubig – und – ich weiß nicht,wie ich die dann so gschüttelt hab, da war das ganze Zimmer voller Staub. Und <strong>bei</strong>mGanslwirt, da kriegt man ein Frühstück schon um 7, das find ich schon super.“8.5.1.3 Beschränkte Kapazitäten GanslwirtDie Befragten fühlen sich aufgrund ihrer Erfahrungen im Ganslwirt am wohlsten undbedauern es demzufolge im Ganslwirt nicht längerfristig wohnen zu können. Über kurz oder74
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Obdachlosigkeit bei KonsumentInneni
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Für die Strukturierung dieser Arbe
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2.2 Ursachen für Wohnungslosigkeit
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Diesem Ausgrenzungsprozess sind die
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Verfassungsrang gesetzt, noch in ir
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3) Substanzgebrauch mit dem Ziel, s
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meist intravenösen Drogenkonsum pr
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Wohnungslosigkeit das Kernthema die
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Verbindung mit psychotropen Substan
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