Anpassungsstörungen<strong>Psychiatrie</strong>E. Deutliche Symptome von Angst oder erhöhtem Arousal (z.B. Schlafstörungen, Reizbarkeit,Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilanz, übertriebene Schreckreaktion, motorische Unruhe)F. Das Störungsbild verursacht Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigenFunktionsbereichen oder beeinträchtigt die Fähigkeit der Person, notwendige Aufgaben zu bewältigen z.B.notwendige Unterstützung zu erhalten oder zwischenmenschliche Ressourcen zu erschließenG. Die Störung dauert mindestens 2 Tage und höchstens 4 Wochen und tritt innerhalb von 4 Wochen nach demtraumatischen Ereignis aufBeispiel: Mann wird auf Unfallchirurgie eingeliefert, hatte einen Mopedfahrer überfahren, der dabei ums Leben kam. DerBetroffene entwickelte eine akute Belastungsreaktion, er flüchtete aus der Situation und versteckte sich im Wald, allerdingsnicht bewusst, um den Konsequenzen zu entgehen, sondern weil er nicht in der Lage war, diese Situation korrekt zuverarbeiten und wahrzunehmen.Modell der Ätiopathogenese der APBei vorhandener Prädisposition ist dieWahrscheinlichkeit größer, bei einerentsprechenden Situation eineAnpassungsstörung zu entwickeln.Therapieelemente bei Anpassungsstörungen- ärztliches Gespräch∙ bevor ein Mensch über ein Trauma sprechen kann, braucht er oft eine gewisse Sicherheit, die durch einGespräch erreicht wird∙ außerdem erfährt man im Gespräch etwas über den Patienten, d.h. man kann besser verstehen, warumer in einer bestimmten Situation auf seine Weise reagiert- stützende Psychotherapie∙ es geht nicht darum, alles aufzudecken, sondern nur darum, was hier und jetzt vor sich geht- Krisenintervention- Kurzpsychotherapie: zielt auf Förderung der Einsicht und die Aktivierung der seelisch-körperlichen undpsychosozialen Ressourcen des Patienten- pharmakologische Unterstützung: zur Senkung von Erregung und Anspannung∙ nicht Antidepressiva: diese wirken erst nach ca. einer Woche (bei einer starken Depression kann mantrotzdem ein Antidepressivum dazugeben, es hilft dem Patienten aber akut nicht)∙ akut: Benzodiazepine, TranquillizerInterventionen bei AnpassungsstörungenFokus liegt auf:- Entlastung von affektiver und kognitiver Anspannung (z.B. bei Ängsten, Niedergeschlagenheit, Schuld,Feindseligkeit, Verbitterung)- Therapeutische Beziehungsgestaltung∙Verständnis, Unterstützung, Wiederaufbau von Hoffnung durch die Zuwendung und Empathie desTherapeuten- Förderung der Handlungsfähigkeiten und Motivation des Patienten zur Stärkung der eigenen Kräfte∙ z.B. zur Auswahl geeigneter Problemlösestrategien, Wiedergewinnung der Umwelt- und SelbstkontrolleZiel ist: Erarbeitung von Bewältigungsstrategien im „Hier und Jetzt“ unter Einbeziehung der sozialen UmweltLeitsätze für die Psychotherapie von Patienten mit Anpassungsstörungen- der Patient ist mit seiner Symptomatik ernst zu nehmen- 1. Ziel: Analyse des auslösenden Ereignisses/Stressors und dessen BedeutungsklärungSeite 97<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>
<strong>Psychiatrie</strong>Anpassungsstörungen- emotionale Stabilisierung, um die Bewältigung des Alltags zu erreichen bzw. aufrecht zu erhalten. MitAnteilnahme und Fürsorge wird das Problem des Pat. gewürdigt, Empathie verdeutlicht die Akzeptanz derGefühle- um den Anpassungsprozess zu fördern, ist der Patient zu unterstützen, seine Gefühle in Worte zu fassen, anstattin destruktive Handlungen- bei Vorliegen einer chron. Erkrankung ist die Funktion der Krankheit zu klären und die Integration in das Leben zufördern- Identitätsarbeit und Lebensplanung begünstigen die Bewältigung von Verlust und Anpassung an dielebensphasentyp. Veränderungen- Entspannungsverfahren- Bewusstmachung, Stärkung und Ausbau persönlicher Ressourcen: vermindert die Belastung und stärkt dasKontrollerleben (Kontrollüberzeugung)- Stärkung von Selbsthilfepotential und Förderung des Umgangs mit Belastungen: vermindern Gefahr einerChronifizierungTherapie von Anpassungsstörungen- Schaffung optimaler Therapiebedingungen z.B. Vertrauensaufbau- Symptomlinderung (Entlastung und Erregungssenkung) und Aufbau von Zielen für eine erfolgreicheNeuanpassung- Aufbau von Bewältigungsfähigkeiten (Erwerb von kurzfristig wirkenden Stressbewältigungstechniken)- Erreichen von Einsicht, Klärung und Verstehbarkeit der Situation- Vermittlung von Selbsthilfefähigkeiten (Aktivierung, Ressourcenanalyse und –nutzung)- Berücksichtigung von Suizidalität (Berücksichtigung von Denkblockaden und depressiven Anteilen derVerhaltensregulation)<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 98