Organische psychische Störungen<strong>Psychiatrie</strong>14.11.11 – Sperner-UnterwegerSynonym: organisches PsychosyndromKörperliche Erkrankung führt aufgrund von somatischenVeränderungen zu psychiatrischen SymptomenOrganische Psychische Störungen(Nicht Erkrankungen, die allein aufgrund der Überanstrengung zupsychiatrischen Symptomen führen – aber Überschneidungenmöglich)Primäre Hirnfunktionsstörungen: Es liegen Erkrankungen,Verletzungen oder Störungen vor, die das Gehirn direkt betreffen.Sekundäre Hirnfunktionsstörungen: Das Gehirn ist im Rahmenanderer Erkrankungen mitbetroffen.→ Von der psychischen Symptomatik alleine kann nicht auf einespez. Ätiologie geschlossen werdenVeränderungen im Gehirn selbst, die zu psychiatrischenSymptomen führen können:- Trauma (SHT)- Schlaganfall- Tumore, MetastasenVeränderungen, die erst sekundär das Gehirn betreffen- Hormonelle Störungen, z.B. durch Tumore- Lebererkrankungen (hepatische Enzephalopathie)- Situationen nach schwerem fieberhaftem InfektSubjektives Krankheitserleben spielt mit eine Rolle und kann die Symptomatik verstärken. Auch Ausgangsfaktoren spieleneine große Rolle:- Multimorbidität: schon von vorne herein multiple Einwirkungen auf das Gehirn, oft noch kompensiert → durchzusätzlichen Faktor, wie z.B. Blutverlust während einer OP, kann diese Situation dann dekompensierenAufgrund der Symptomatik kann nicht auf die Ätiologie geschlossen werden, psychische Symptome sind unspezifisch undhängen vom Ausmaß der Schädigung des Gehirns ab.Definition:- Körperlich begründbare psychische Störungen sind psychopathologische Syndrome, die sich nachweisbar undausschließlich bzw. vorrangig auf eine zerebrale Erkrankung, auf eine Hirnverletzung oder eine anderesystemische Erkrankung, die eine Beeinträchtigung der Hirnfunktionen nach sich zieht, zurückführen lassen.- Es besteht ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Entwicklung der zugrundeliegenden Krankheit und demAuftreten des psychischen Syndroms- es kommt zur Rückbildung der psychischen Störung nach Rückbildung oder Besserung der zugrundeliegendenvermuteten Ursache- Hinweise für andere Ursachen der psychischen Störung (z.B. belastete Familiengeschichte, auslösende belastendeEreignisse) liegen nicht vor → oft schwierig zu beurteilenUnterteilung in akut und chronisch:- Akute Ereignisse, die zeitlich auf den Verlauf der auslösenden Erkrankung beschränkt sind bzw. dadurch bestimmtwerden- Chronische Veränderungen, die eine dauerhafte Symptomatik verursachen, z.B. DemenzDas Gedächtnis ist der kleinste gemeinsame Nenner sowohl der akuten als auch der chronischen VeränderungenGedächtnis = zentrale kognitive FunktionEiner der zentralen Faktoren, die das Gedächtnis beeinflussen, ist der Schlaf-Wach-Rhythmus (Grundlage eines intaktenGedächtnisses ist die physiologische Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus→ Primäre organische psychische Störungen, bei denen das Gedächtnis beeinträchtigt ist, aber auch das Bewusstsein- Koma: Störung des Bewusstseins, Schlaf/Wachrhythmuses- Delir: Störung des Kurzzeitgedächtnisses und der Aufmerksamkeit, Störung der Vigilanz∙ der Wachheitszustand eines deliranten Patienten kann sich akut ändernSeite 27<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong>
<strong>Psychiatrie</strong>Organische psychische Störungen- Amnesie: Defizite des Lernens und Erinnerns∙ in erster Linie Erinnerungen gestört, aber v.a. das Reproduzieren von Gedächtnisinhalten- Demenz: anmestische Defizite plus weitere kognitive StörungenDemenzOrganisches amnestischens SyndromDelir, nicht substanzbedingtBewusstseinHöhere kognitive LeistungenSonstige organische psychische Störungen (auch darunter fallen Durchgangssyndrome → dieser Begriff wird heute nichtmehr verwendet)Halluzinose, katatone Störungen, affektive Störungen, Angsstörungen, dissoziativeStörungen, emotional-labile Störungen, leichte kognitive StörungenOrganische Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (sondergruppe: chronische Veränderungen:z.B. nach SHT und abgeschlossener Reha → übrigbleibende Defizite)ÄtiologieUrsachen organischer psychischer StörungenWahrnehmungDenkinhalteEmotionalitätPersönlichkeitSozialverhalten1. Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, z.B. Meningoenzephalitis, Neuroborelliose, Aids2. Hirntumoren3. Schädel-Hirn-Traumata4. Systemische Erkrankungen (fieberhafte Infekte)5. Metabolische Erkrankungen6. Zirkulationsstörungen7. Intoxikationen: Alkohol, Drogen, Medikamente8. Medikamente: z.B. Glukokkortikoide, Tuberkulosstatika, Appetitzügler9. OperationenÄtiologieHirnatrophischer degenerativer ProzessKardiovaskuläre ErkrankungIntoxikation oder medikamentöse NebenwirkungenMetabolische StörungImmunologische ErkrankungInfektionHirntumorHirntraumaLiquorzirkulationsstörungEpilepsieRespiratorische oder hämatopoetische Erkrankung mitfolgendem zerebralen SauerstoffmangelBeispieleAlzheimer-Demenz, Parkinson-DemenzIschämische Encephalopathie, Embolien bei MyokarditisAlkohol-, Medikamenten- bzw. DrogenabhängigkeitDiabetes mellitus, Hyper-/Hypothyreose, LeberversagenLupus erythematodes, Encephalitis disseminataEncephalitis, Meningitis, AIDS, LuesHirnmetastasen, Astrozytom, GlioblastomSchädel-Hirn-Trauma, chronisches SubduralhämatomNormaldruckhydrozephalus mit klinischer Trias: Demenz,Gangstörung, InkontinenzPostiktaler VerwirrtheitszustandSchwere AnämieSymptome sind oft unspezifisch und überlappen stark mit anderen psychiatrischen Erkrankungen(Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie, usw.)Beziehung des hirnorganischen Psychosyndroms (HOPS) zu anderen psychiatrischen Hauptsyndromen<strong>Verena</strong> <strong>Kaiser</strong> Seite 28