Wasser – ein globales Gut - Koordination Südliches Afrika
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Unterrichts<strong>ein</strong>heit I<br />
Lebensmittel<br />
<strong>Wasser</strong><br />
8<br />
Themenfelder und<br />
didaktischer Hintergrund<br />
Sich in <strong>ein</strong>em regenreichen Land wie Deutschland,<br />
das nur rund <strong>ein</strong> Viertel des erneuerbaren<br />
<strong>Wasser</strong>dargebotes nutzt, mit dem Thema <strong>Wasser</strong><br />
und s<strong>ein</strong>er weltweiten Verfügbarkeit zu beschäftigen,<br />
bedarf der Begründung. Dass die globale<br />
<strong>Wasser</strong>frage auch für unsere Zukunft höchst bedeutsam<br />
s<strong>ein</strong> soll, ist nicht von vorneher<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>sichtig<br />
und braucht die Bereitschaft zur selbstkritischen<br />
Refl exion, ohne die „Globales Lernen“<br />
nicht möglich ist.<br />
Weltweit haben rund 1,1 Milliarden Menschen<br />
<strong>–</strong> mehr als jeder Fünfte <strong>–</strong> k<strong>ein</strong>en Zugang<br />
zu sauberem <strong>Wasser</strong> und mehr als 2,4 Milliarden<br />
sind nicht an <strong>ein</strong>e minimale Sanitärversorgung<br />
angeschlossen. Die Folgen dieser Missstände<br />
für Leben und Gesundheit der Menschen sind<br />
bekannt. So stirbt beispielsweise laut Unicef alle<br />
15 Sekunden <strong>ein</strong> Kind an den Folgen unsauberen<br />
Trinkwassers. <strong>Wasser</strong>mangel und <strong>Wasser</strong>verschmutzung<br />
sind wesentliche Indikatoren für Armut<br />
und verweisen auf die Verwobenheit sozialer,<br />
ökologischer und ökonomischer Dimensionen. Es<br />
sind vor allem die Armen, die auf unzureichende<br />
Brunnen und Zapfstellen zurückgreifen müssen<br />
und oft viel Geld an Händler und Zulieferer für<br />
ihre (unzureichende) <strong>Wasser</strong>versorgung bezahlen.<br />
Auch fehlende Abwasserentsorgung und<br />
Toiletten machen gerade die Armen und deren<br />
Kinder krank.<br />
<strong>Wasser</strong>knappheit bedeutet aber auch geringere<br />
landwirtschaftliche Erträge, während andererseits<br />
unangepasste Bewässerung Versalzung<br />
und Erosion zur Folge haben kann, vielleicht auch<br />
sinkende Grundwasserbestände und damit langfristig<br />
noch größeren <strong>Wasser</strong>mangel. Zudem trifft<br />
auch der Überfl uss an <strong>Wasser</strong> gerade die Armen<br />
hart. Starkniederschläge und Überschwemmungen<br />
bedrohen Leben und Gesundheit vor allem<br />
derjenigen, die wenig Mittel haben, sich vor derartigen<br />
Gefahren zu schützen.<br />
Bei uns dagegen ist <strong>Wasser</strong> in überreichem<br />
Maße verfügbar, sofern wir der <strong>Wasser</strong>verschmutzung<br />
Einhalt gebieten. Trotzdem importieren<br />
wir in beträchtlichem Maße <strong>Wasser</strong> aus anderen<br />
Ländern. Mit den Einfuhren von Weizen, Reis,<br />
Bananen, Orangensaft oder Jeans entnehmen wir<br />
den exportierenden Ländern <strong>ein</strong>en Teil ihrer <strong>Wasser</strong>vorräte,<br />
die diese für ihre Exportproduktion<br />
aufwenden. Deutschland gehört hierbei zu den<br />
10 größten <strong>Wasser</strong>importeuren. Auch dies ist Teil<br />
der Globalisierung.<br />
Einfl uss auf das langfristige <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
nehmen wir aber auch von <strong>ein</strong>er ganz anderen<br />
Warte aus. Die fortschreitende Klimaerwärmung<br />
der Erde droht, die <strong>Wasser</strong>versorgung der Menschen<br />
gerade in der „Dritten Welt“ dramatisch<br />
zu verschlechtern. Die Verschiebung der Vegetationszonen,<br />
längere Dürrezeiten, häufi gere<br />
Starkniederschläge und andere Wetterextrema<br />
werden die Lebensbedingungen vieler Menschen<br />
verschlechtern oder zerstören, nicht zuletzt, weil<br />
sauberes Süßwasser knapper wird. So nehmen<br />
wir mit unserem Lebensstil und Energieverbrauch<br />
Einfl uss auf die zukünftige globale <strong>Wasser</strong>-Situation.<br />
Das alles macht deutlich: <strong>Wasser</strong>probleme<br />
sind komplexe Entwicklungsprobleme. Aus diesem<br />
Grunde sind <strong>ein</strong>fache Lösungen nicht in Sicht,<br />
was nicht bedeutet, dass technische, ökologisch<br />
angepasste Innovationen und <strong>ein</strong> verbessertes<br />
<strong>Wasser</strong>management nicht die Situation verbessern<br />
können. Notwendig ist <strong>ein</strong>e umfassende<br />
<strong>Wasser</strong>politik, die alle Akteure und die Bevölkerung<br />
<strong>ein</strong>bezieht. Dies setzt den politischen Willen<br />
der Verantwortlichen voraus, Prioritäten zugunsten<br />
<strong>ein</strong>er verbesserten <strong>Wasser</strong>versorgung gerade<br />
der Armen zu setzen.<br />
Für all dies sind Investitionen, d.h. viel<br />
Geld notwendig. Die hierfür erforderlichen Mittel<br />
aufzubringen, kann nur durch Privatisierung<br />
gelingen, behauptet <strong>ein</strong> Teil der Experten und<br />
Politiker. Andere kritisieren die Kommerzialisierung<br />
des <strong>Wasser</strong>s und verweisen zu Recht darauf,<br />
dass sich Investitionen und Beteiligungen von<br />
Privaten auf diejenigen Bereiche konzentriert<br />
haben, die entsprechende Gewinne versprechen<br />
und eben nicht der <strong>Wasser</strong>versorgung der armen<br />
Bevölkerungsteile zugute kommen. So führt das<br />
<strong>Wasser</strong>-Thema direkt in die kontroversen Aus<strong>ein</strong>andersetzungen<br />
über Globalisierung und Freihandel<br />
und über den Beitrag, den Wirtschaft, Politik<br />
oder Entwicklungszusammenarbeit hier leisten<br />
sollten.<br />
Im Jahre 2000 beschlossen die Ver<strong>ein</strong>ten<br />
Nationen sogenannte Milleniumsziele, die auf<br />
<strong>ein</strong>e Halbierung der Armut bis zum Jahr 2015 abzielen.<br />
Dazu zählt auch die Absicht, bis zu diesem<br />
Zeitpunkt die Zahl der Menschen ohne sicheren<br />
Trinkwasserzugang und ohne ausreichende Sanitärausstattung<br />
zu halbieren. Es sieht so aus, als<br />
würden diese Ziele verfehlt, wenn nicht die poli-