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Wasser – ein globales Gut - Koordination Südliches Afrika

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Unterrichts<strong>ein</strong>heit III<br />

☞ 15<br />

Organisieren Sie <strong>ein</strong> Rollenspiel.<br />

Teilen Sie die Klasse<br />

auf: z.B. zwei große Industriestaaten<br />

(je 5 Personen),<br />

zwei Schwellenländer (je 2<br />

Personen) und etliche Entwicklungsländer<br />

(je 1 Person)<br />

und spielen entsprechend der<br />

GATS-Regeln Verhandlungen<br />

durch.<br />

☞ 16<br />

Durch <strong>ein</strong>e Indiskretion wurden<br />

die ansonsten geheimen<br />

Forderungen der EU <strong>ein</strong>er<br />

kanadischen NGO bekannt.<br />

Sie sind u. a. abrufbar unter:<br />

www.gatswatch.org<br />

☞ 17<br />

Ein Dossier zur derzeitigen<br />

WTO-Verhandlungsrunde<br />

(Stand Juli04) von WEED ist<br />

abzurufen unter: www2.weedonline.org/uploads/WEED_<br />

Dossier_WTOJuli2004.pdf<br />

☞ 18<br />

Der Evangelische Entwicklungsdienst,<br />

Brot für die<br />

Welt und WEED haben die<br />

Forderungen der EU analysiert.<br />

Das ausführliche Papier<br />

ist als Download verfügbar<br />

unter: www.menschenrecht-wasser.de/downloads/<br />

analyse_gats-forderungen.pdf<br />

56<br />

die noch offenen Punkte aller WTO-Abkommen<br />

(Agrarabkommen, GATS, Anti-Dumping, TRIPS)<br />

gegen<strong>ein</strong>ander ausgehandelt. Dies geschieht in<br />

<strong>ein</strong>em sehr schnellen Verhandlungsmarathon.<br />

Die Geheimverhandlungen sind in hohem Maße<br />

intransparent und werden nicht mit den Nationalparlamenten<br />

abgestimmt. ☞ 15<br />

Ziel der WTO ist es, durch immer neue<br />

Verhandlungsrunden, den weltweiten Handel<br />

zu erleichtern, indem Handelshemmnisse mehr<br />

und mehr beseitigt werden. Seit dem Jahr 2000<br />

laufen Neuverhandlungen über den Handel mit<br />

Dienstleistungen. Diese sollten bis 2005 abgeschlossen<br />

s<strong>ein</strong>. Doch die Verhandlungen verzögern<br />

sich. Anfang 2004 hatten erst 38 Länder<br />

ihre Angebote überhaupt <strong>ein</strong>gereicht. Experten<br />

rechnen mit <strong>ein</strong>em Abschluss der derzeitigen<br />

GATS-Handelsrunde frühestens im Jahr 2007.<br />

Die Europäische Kommission führt die Verhandlungen<br />

für alle EU-Staaten. Zuständig für<br />

die dortige Vertretung der deutschen Interessen<br />

sind Beamte des Bundeswirtschaftsministeriums.<br />

Der Bundestag hat während der Verhandlungen<br />

k<strong>ein</strong>en Einfl uss, stimmt nach deren Abschluss<br />

über die GATS-Ergebnisse jedoch als Paket ab.<br />

2. GATS, <strong>Wasser</strong>, Entwicklungsländer<br />

und die Rolle der EU<br />

Die Europäische Union forderte von 72 Staaten,<br />

darunter 65 Entwicklungsländer, die radikale<br />

Öffnung ihrer <strong>Wasser</strong>märkte. ☞ 16 Die EU selbst<br />

hat k<strong>ein</strong> Angebot in diesem Bereich unterbreitet.<br />

Trotzdem spielt sie <strong>ein</strong>e bedeutende und aggressive<br />

Rolle innerhalb der GATS-Verhandlungen um<br />

den <strong>Wasser</strong>bereich. Als Standort der größten<br />

<strong>Wasser</strong>konzerne ist die EU die treibende Kraft<br />

bei der Liberalisierung des <strong>Wasser</strong>sektors durch<br />

GATS. In der Zusammenfassung ihrer Forderungen<br />

an die WTO-Staaten bezeichnet die EU „Umweltdienstleistungen“<br />

wie die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

als „Schlüsselsektoren für die EU“. ☞ 17<br />

Zwar fallen grundsätzlich alle Dienstleistungen<br />

unter das GATS. In der Praxis werden die<br />

Verhandlungen jedoch anhand <strong>ein</strong>er Liste zu verhandelnder<br />

Dienstleistungen geführt, die zwölf<br />

Dienstleistungssektoren mit 155 Subsektoren<br />

enthält. Bisher fehlt die <strong>Wasser</strong>versorgung in<br />

dieser Liste. Noch k<strong>ein</strong> Land ist Verpfl ichtungen<br />

im Bereich Trinkwasser <strong>ein</strong>gegangen. Die EU-<br />

Kommission hat daher bei der WTO den Vorschlag<br />

<strong>ein</strong>gebracht, den Sektor Umweltdienstleistungen<br />

weiter aufzufächern und <strong>ein</strong>en Subsektor „<strong>Wasser</strong><br />

für menschlichen Gebrauch und Abwassermanagement“<br />

<strong>ein</strong>zufügen. Dieser soll neben der<br />

Klärung von Abwässern auch Sammlung, R<strong>ein</strong>igung<br />

und Vertrieb von Trinkwasser b<strong>ein</strong>halten.<br />

Wenn Länder sich in der laufenden GATS-Runde<br />

dem Druck der Europäischen Union beugen und<br />

Liberalisierungsverpfl ichtungen im <strong>Wasser</strong>sektor<br />

übernehmen, wird auch die <strong>Wasser</strong>versorgung als<br />

Teil der GATS-Verhandlungen allgem<strong>ein</strong> etabliert.<br />

Die Aufnahme der <strong>Wasser</strong>versorgung in den zu<br />

verhandelnden GATS-Katalog wurde noch nicht<br />

offi ziell angenommen und stieß bei vielen WTO-<br />

Mitgliedern auf Kritik. Dennoch hat die EU mit<br />

ihren Forderungen den Trinkwasserbereich auf die<br />

Agenda der GATS-Verhandlungen gesetzt. ☞ 18<br />

Die Entwicklungsländer wollten k<strong>ein</strong>e<br />

neuen Liberalisierungsrunden innerhalb der<br />

WTO. Sie wurden von den Industrieländern durch<br />

Versprechungen, ihnen Verbesserungen im Agrar-Handel<br />

<strong>ein</strong>zuräumen, dazu gedrängt. In den<br />

meisten Dienstleistungssektoren haben die Entwicklungsländer<br />

im globalen Wettbewerb kaum<br />

Chancen. Auch Länder, die <strong>ein</strong>e Liberalisierung<br />

in <strong>ein</strong>zelnen Fällen zulassen, möchten dies nicht<br />

im Rahmen der GATS-Verhandlungen ver<strong>ein</strong>baren.<br />

Sie fürchten den Druck der WTO, der ihnen<br />

die politische Kontrolle entzieht. Mike Muller,<br />

Generaldirektor des südafrikanischen <strong>Wasser</strong>-<br />

Ministeriums hat wiederholt betont, wie wichtig<br />

der Unterschied zwischen <strong>ein</strong>er Entscheidung für<br />

die Beteiligung <strong>ein</strong>es multinationalen Konzerns<br />

in <strong>ein</strong>em bestimmten Fall ist und der generellen<br />

Öffnung des gesamten <strong>Wasser</strong>sektors <strong>ein</strong>es Landes<br />

durch GATS.<br />

GATS wird häufi g als entwicklungsfreundliches<br />

Abkommen bezeichnet, da es den Entwicklungsländern<br />

mehr Flexibilität erlaubt als viele<br />

andere WTO-Abkommen. So haben die Entwicklungsländer<br />

in Verhandlungen erwirkt, dass sie<br />

selbst defi nieren können, welche Dienstleistungen<br />

sie für den globalen Handel öffnen möchten<br />

<strong>–</strong> und unter welchen Bedingungen.<br />

Die Realität sieht jedoch anders aus: Entwicklungsländer<br />

haben zwar formal das Recht,<br />

selbst zu entscheiden, sie stehen in den Verhandlungen<br />

mit mächtigeren WTO-Mitgliedern<br />

jedoch unter starkem Druck. Die Tatsache, dass<br />

die Verhandlungen bilateral und geheim geführt<br />

werden, erleichtert den Industrieländern den<br />

Einsatz von Druckmitteln, wie die Aussicht auf<br />

den Verlust von Entwicklungshilfe und Handelsvergünstigungen<br />

etc.<br />

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt<br />

auch die extrem unterschiedliche Verhandlungskapazität<br />

der WTO-Mitglieder. Immerhin 20<br />

Entwicklungsländer haben k<strong>ein</strong>e ständige Vertretung<br />

bei der WTO in Genf, andere sind personell<br />

so unterbesetzt, dass sie in den Verhandlungen

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