Wasser – ein globales Gut - Koordination Südliches Afrika
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Unterrichts<strong>ein</strong>heit II<br />
Lösungen zu Arbeitsblatt<br />
MII - 9: Fragen 1 und 3:<br />
Anteil der Armen und (Anteil<br />
der Menschen mit Infrastruktur)<br />
in %:<br />
Western Cape: 37,9 (97,3)<br />
Eastern Cape: 74,5 ( 53,2)<br />
Northern Cape: 58,2 (89,9)<br />
Free State: 66,6 (82,7)<br />
KwaZulu-Natal: 66,2 (60,0)<br />
North West: 64,2 (80,2)<br />
Gauteng: 48,5 (94,0)<br />
Mpumalanga: 68,7 (94,6)<br />
Limpopo: 78,1 (78,4)<br />
Frage 2: Das Gegenteil ist<br />
eher richtig, so erhält in den<br />
drei ärmsten Provinzen, der<br />
geringste Anteil der Armen<br />
kostenloses <strong>Wasser</strong>. Aber: In<br />
Free State ist der Versorgungsgrad<br />
am höchsten trotz hoher<br />
Armutsrate.<br />
Frage 4: Es lässt sich kaum <strong>ein</strong><br />
Zusammenhang herstellen,<br />
siehe vor allem Mpumalanga<br />
Frage 5: Vergleicht man die<br />
Prozentzahlen der mit kostenfreiem<br />
<strong>Wasser</strong> versorgten<br />
Gesamtbevölkerung mit denen<br />
der armen Bevölkerung,<br />
so ergibt sich, dass nur in<br />
Eastern und Northern Cape<br />
verhältnismäßig mehr Arme<br />
profi tieren.<br />
☞ 20<br />
Wenn die Frage der Umsetzung<br />
vertieft werden soll, macht<br />
das Südafrikanische <strong>Wasser</strong>ministerium<br />
sehr detaillierte<br />
Angaben: www.DWAF.gov.za/<br />
FreeBasicWater<br />
☞ 21<br />
Evtl. wollen Sie die Frage<br />
aufwerfen, warum nicht nur<br />
die Armen in den Genuss von<br />
kostenfreiem <strong>Wasser</strong> gelangen.<br />
Dann kann anhand dieses<br />
Beispiels aus Mbombela darauf<br />
<strong>ein</strong>gegangen werden.<br />
36<br />
den, die im Interesse der Allgem<strong>ein</strong>heit erbracht<br />
werden und aus diesem Grund vom Staat mit spezifi<br />
schen Gem<strong>ein</strong>wohlverpfl ichtungen verbunden<br />
werden. Was als Leistungen der Das<strong>ein</strong>svorsorge<br />
angesehen wird, ist in verschiedenen Ländern allerdings<br />
unterschiedlich defi niert <strong>–</strong> entsprechend<br />
deren soziokulturellen, gesellschaftspolitischen<br />
und ökonomischen Entwicklungen und Traditionen.<br />
So wird in Deutschland Schulbildung vorwiegend<br />
als staatliche Aufgabe der Das<strong>ein</strong>vorsorge<br />
begriffen, die unentgeltlich angeboten wird.<br />
Die Kosten werden über Steuergelder getragen.<br />
Anders bei <strong>Wasser</strong>. Auch hier sieht der Staat die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung als Aufgabe der Das<strong>ein</strong>svorsorge<br />
für s<strong>ein</strong>e Bürger an. Er überlässt die konkrete<br />
Dienstleistung jedoch teilweise privaten Firmen.<br />
Allerdings reguliert er diese über Verordnungen<br />
zu Qualität, Preisen und Versorgungssicherheit<br />
und übernimmt die Kontrolle über spezielle Aufsichtsbehörden.<br />
Gebühren für die Nutzung von <strong>Wasser</strong> werden<br />
unabhängig davon erhoben, ob es sich um<br />
<strong>ein</strong>en öffentlichen oder privaten Versorger handelt.<br />
Die Forderung nach voller Kostendeckung<br />
ist jedoch gerade für arme Länder problematisch<br />
<strong>–</strong> und sie wird aus Sicht der Ver<strong>ein</strong>ten Nationen<br />
„ungenügend umgesetzt“. (UN World Water Development<br />
Report 2003, S. 342)<br />
Das Hauptargument für die volle Kostendeckung<br />
lautet, dass der Wert des <strong>Wasser</strong>s ansonsten<br />
nicht gewürdigt werde. ☞ MII <strong>–</strong> 8 Das<br />
knappe <strong>Gut</strong>e <strong>Wasser</strong> werde verschwendet, wenn<br />
es nichts kostet. Arbeitsblatt MII <strong>–</strong> 8 dient der<br />
Überprüfung dieser These.<br />
4. Beispiel: Menschenrecht und<br />
<strong>Wasser</strong>preise in Südafrika<br />
Als Südafrika 1994 die Apartheid überwunden<br />
hatte, blieb die soziale Ungleichheit im Lande.<br />
Bis heute steht <strong>ein</strong>er Minderheit weißer wohlhabender<br />
BürgerInnen die Mehrheit der schwarzen<br />
armen BürgerInnen gegenüber. Lediglich <strong>ein</strong>e<br />
kl<strong>ein</strong>e schwarze Elite hat den Sprung in die<br />
Mittelschicht geschafft. Auch um die sozialen<br />
Konfl ikte in den Griff zu bekommen, hat der<br />
Staat be<strong>ein</strong>druckende soziale Anstrengungen<br />
unternommen. U. a. hat Südafrika das Recht auf<br />
<strong>Wasser</strong> in die Verfassung aufgenommen. Zudem<br />
wurde im Jahr 2000 nach <strong>ein</strong>er Cholera-Epidemie<br />
<strong>ein</strong>e konkrete Umsetzung dieses Rechts beschlossen:<br />
Alle südafrikanischen BürgerInnen erhalten<br />
unentgeltlich das für die menschliche Existenz<br />
als Minimum benötigte <strong>Wasser</strong> <strong>–</strong> 25 Liter pro<br />
Person und Tag. Dieser Beschluss sollte innerhalb<br />
von zwei Jahren in die Praxis umgesetzt werden.<br />
Der südafrikanische Staat zahlt den privaten oder<br />
öffentlichen kommunalen <strong>Wasser</strong>betrieben <strong>ein</strong>e<br />
Entschädigung für die unentgeltliche Versorgung<br />
aller Haushalte (durchschnittlich 8 Personen)<br />
mit 6000 Litern im Monat. ☞ 20 Die Free-Basic-<br />
Water Initiative wird jedoch kritisiert, da sie vor<br />
allem auch der wohlhabenden Bevölkerung zugute<br />
kommt. Zur Umsetzung der Free-Basic-Water<br />
Initiative und ihrer bisherigen Auswirkung auf die<br />
Armen: ☞ MII - 9.<br />
Vor der Einführung dieser Initiative konnten<br />
z.B. in Mbombela arme Familien <strong>ein</strong>en <strong>Gut</strong>sch<strong>ein</strong><br />
für den Bezug von 19.000 Litern erhalten, wenn<br />
sie als arm anerkannt wurden. Das System funktionierte<br />
jedoch nicht gut, da von Seiten der<br />
armen Bevölkerung <strong>ein</strong>e große Barriere bestand,<br />
sich als arm registrieren zu lassen. Auch bedeutete<br />
die Prüfung der Einkommensverhältnisse, die<br />
sich unter der armen Bevölkerung permanent ändern,<br />
<strong>ein</strong>en enormen Verwaltungsaufwand. Erst<br />
nach <strong>ein</strong>er Kampagne für die Beantragung der<br />
<strong>Gut</strong>sch<strong>ein</strong>e erhöhte sich die Zahl der <strong>Gut</strong>sch<strong>ein</strong>bezieher<br />
von 17% auf 51% der Anspruchsberechtigten.<br />
(Quelle: Vulamazi! Beteiligung privater<br />
Unternehmen an öffentlichen <strong>Wasser</strong>werken und<br />
die Rechte armer Verbraucher, Hrsg. <strong>Koordination</strong><br />
<strong>Südliches</strong> <strong>Afrika</strong> KOSA e.V., Bielefeld, 2004.)<br />
☞ 21 War dieses Verfahren den Verhältnissen<br />
angemessen?<br />
Anspruchsberechtigt waren Familien mit <strong>ein</strong>em<br />
Einkommen unter 800 Rand pro Monat (Armutsgrenze<br />
1996, heute: 1000 Rand = ca. 130 Euro)<br />
Diese Familien mussten folgendes Verfahren<br />
durchlaufen: Ein Antrag an den Rat musste gestellt<br />
werden, Belege des monatlichen Einkommen<br />
mussten beigefügt werden, <strong>ein</strong> Hausbesuch<br />
<strong>ein</strong>es Verwaltungsbeamten zur Überprüfung der<br />
Angaben musste erfolgen.<br />
Zu Bedenken ist: 13,6% der Südafrikaner<br />
sind Analphabeten, die Rate unter der armen<br />
schwarzen Bevölkerung ist entsprechend höher,<br />
die Behörde ist in der Stadt; die Fahrtkosten<br />
sind hoch. Die MitarbeiterInnen der Behörde<br />
sind in aller Regel weiß.<br />
5. Globale Öffentliche Güter<br />
Die Debatte um „globale öffentliche Güter“ ist<br />
relativ neu. In der internationalen Debatte wird<br />
von “Global Public Goods“ (GPGs) gesprochen.<br />
Das Konzept der Global Public Goods hat sich<br />
innerhalb weniger Jahre zu <strong>ein</strong>em Schlüsselbe-