Wasser – ein globales Gut - Koordination Südliches Afrika
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I. Privatisierung<br />
des <strong>Wasser</strong>s<br />
1. Weltweite Tendenz zur<br />
Privatisierung?<br />
Nur rund fünf % der Weltbevölkerung, dies sind<br />
etwa 300 Millionen Menschen, beziehen ihr <strong>Wasser</strong><br />
von privaten Unternehmen (UNDP Bericht<br />
über die menschliche Entwicklung 2003). Weltweit<br />
ist die <strong>Wasser</strong>versorgung also auch heute<br />
noch ganz überwiegend <strong>ein</strong>e öffentliche Aufgabe.<br />
Sie wird vom Staat, von Kommunen oder öffentlichen<br />
Unternehmen wahrgenommen. ☞ 1<br />
Trotz der bisher relativ geringen Bedeutung<br />
privatwirtschaftlichen Engagements kann aber<br />
von <strong>ein</strong>er globalen Tendenz zur Privatisierung im<br />
<strong>Wasser</strong>bereich gesprochen werden. Nach Schätzungen<br />
der Weltbank wird der Privatisierungsgrad<br />
im <strong>Wasser</strong>bereich in den Industrieländern in den<br />
kommenden 20 Jahren auf bis zu 85% ansteigen.<br />
In den Entwicklungsländern wird jedoch nur in<br />
Lat<strong>ein</strong>amerika <strong>ein</strong> Anstieg auf 70% erwartet.<br />
In den übrigen Regionen wird der Anstieg auf<br />
maximal 20% geschätzt. Das größte <strong>Wasser</strong>unternehmen<br />
weltweit (der französische Konzern<br />
Veolia), rechnet für 2010 sogar schon mit <strong>ein</strong>em<br />
privaten Marktanteil von 60% in Lat<strong>ein</strong>amerika,<br />
von bis zu 35% in Westeuropa und <strong>Afrika</strong> und<br />
lediglich ca. 20% in Nordamerika und Asien (Bericht<br />
der Enquete-Kommission „Globalisierung<br />
der Weltwirtschaft“ 2002). ☞ 2 Auch wenn diese<br />
Zahlen mit Vorsicht zu betrachten sind, da sie<br />
wirtschaftliche Interessen widerspiegeln, so gibt<br />
die Umsatzsteigerung um 50% von Veolia in den<br />
Jahren 1998-2001(damals führte der Konzern<br />
noch den Namen Vivendi) <strong>ein</strong>en Hinweis darauf,<br />
wie dynamisch sich dieser Markt entwickelt: 14<br />
Milliarden Euro betrug der Umsatz von Vivendi im<br />
<strong>Wasser</strong>geschäft im Jahr 2001.<br />
Inzwischen ist jedoch in den Entwicklungsländern<br />
<strong>ein</strong>e Ernüchterung bezüglich der Gewinnchancen<br />
im <strong>Wasser</strong>bereich <strong>ein</strong>getreten. Zwar<br />
ist auch hier <strong>ein</strong> Anstieg privater Verträge über<br />
<strong>Wasser</strong>- und Abwasserprojekte in den 90er Jahren<br />
zu verzeichnen, jedoch ist die private Investitionsbereitschaft<br />
seit Ende der 90er Jahre wieder<br />
gesunken. Die Konzerne haben die Probleme offensichtlich<br />
unterschätzt, die bei der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
in den Ländern auftreten, in denen <strong>ein</strong><br />
Großteil der Menschen unter der Armutsgrenze<br />
lebt. Aber auch Wirtschaftskrisen, wie z.B. Mitte<br />
der 90er Jahre in Asien, haben gezeigt, dass die<br />
wirtschaftlichen Risiken von Großinvestitionen in<br />
den Ländern des Südens beträchtlich sind. Insbesondere<br />
Währungsschwankungen machen den<br />
Konzernen zu schaffen. Wurden Kredite für Investitionen<br />
in US$ aufgenommen, die Währung,<br />
in der die Einnahmen aus der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
erzielt werden, danach abgewertet, können entweder<br />
die Kredite nicht zurückgezahlt werden<br />
<strong>–</strong> oder der <strong>Wasser</strong>preis muss steigen. Dies verschärft<br />
dann wieder das Problem der mangelnden<br />
Zahlungsfähigkeit der armen Bevölkerung.<br />
2. Unterschiedliche Formen der<br />
Privatisierung<br />
Da häufi g Missverständnisse im Zusammenhang<br />
mit dem Begriff der „Privatisierung“ auftreten,<br />
soll im Folgenden <strong>ein</strong> kurzer Überblick über<br />
die verschiedenen Formen der Beteiligung der<br />
Privatwirtschaft bei der <strong>Wasser</strong>ver- und Abwasserentsorgung<br />
gegeben werden. Die vollständige<br />
Privatisierung von staatlichen Unternehmen ist<br />
im <strong>Wasser</strong>sektor eher die Ausnahme. Stattdessen<br />
gibt es <strong>ein</strong>e ganze Reihe von Beteiligungs- und<br />
Kooperationsformen, bei denen die Verantwortung<br />
zwischen öffentlichen und privaten Partnern<br />
ganz unterschiedlich verteilt ist. ☞ 3<br />
Die <strong>ein</strong>fachste Form der Beteiligung des<br />
privaten Sektors ist der Dienstleistungsvertrag.<br />
Meist handelt es sich um <strong>ein</strong>en begrenzten Auftrag,<br />
z.B. den Gebühren<strong>ein</strong>zug.<br />
Im Rahmen von Management-Verträgen<br />
verbleiben das Eigentum an den Anlagen und<br />
die Einnahmen aus <strong>Wasser</strong>gebühren bei der öffentlichen<br />
Hand. Dem privaten Betreiber werden<br />
lediglich bestimmte Aspekte des Betriebs und<br />
der Wartung des Systems für <strong>ein</strong>en begrenzten<br />
Zeitraum (meist 4<strong>–</strong>5 Jahre) übertragen. Die Bezahlung<br />
des Betreibers wird von der Erreichung<br />
der gesetzten Ziele abhängig gemacht.<br />
Etwas weiter gehen Leasing- oder Pacht-<br />
Verträge, bei denen der Betreiber über <strong>ein</strong>en<br />
längeren Zeitraum (meist 8<strong>–</strong>10 Jahre) <strong>ein</strong>en<br />
bestimmten Anteil der Betriebskosten trägt und<br />
<strong>ein</strong>en Teil der Einnahmen erhält, so dass er stärker<br />
am betrieblichen Erfolg und Risiko beteiligt<br />
wird.<br />
Konzessionen gehen noch <strong>ein</strong>en Schritt<br />
weiter. In ihrem Rahmen muss der Betreiber<br />
auch die Investitionen fi nanzieren, wofür ihm die<br />
gesamten Gebühren<strong>ein</strong>nahmen für <strong>ein</strong>en längeren<br />
Zeitraum (meist 25<strong>–</strong>30 Jahre) zugestanden<br />
werden.<br />
Eine besondere Form der Konzession für<br />
<strong>ein</strong>zelne Anlagen sind so genannte BOT-Verträge<br />
Unterrichts<strong>ein</strong>heit III<br />
☞ 1<br />
Lassen Sie die SchülerInnen<br />
recherchieren: Ist der lokale<br />
<strong>Wasser</strong>anbieter noch <strong>ein</strong><br />
öffentlicher oder bereits <strong>ein</strong><br />
(teilweise) privater Betrieb?<br />
Gibt es auf kommunaler<br />
Ebene Debatten über <strong>ein</strong>e<br />
künftige Privatisierung?<br />
☞ 2<br />
Sie fi nden den vollständigen<br />
Bericht der Enquete-Kommission<br />
„Globalisierung der<br />
Weltwirtschaft“ mit vielen<br />
Daten und Fakten auch zum<br />
Thema <strong>Wasser</strong> unter http://<br />
www.bundestag.de/gremien/<br />
welt/glob end/7 5 3 2.html<br />
☞ 3<br />
Fragen Sie die SchülerInnen,<br />
was sie unter Privatisierung<br />
verstehen und ob sie verschiedenePrivatisierungsarten<br />
kennen.<br />
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