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Wasser – ein globales Gut - Koordination Südliches Afrika

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Unterrichts<strong>ein</strong>heit II<br />

☞ MII <strong>–</strong> 2<br />

<strong>Wasser</strong>preise<br />

und Armut in<br />

Südafrika<br />

40<br />

Fall 1 Fall 2<br />

Frau Msesi Nkosi,<br />

62 Jahre alt,<br />

Rentnerin, bezieht<br />

<strong>ein</strong>e Rente<br />

von 700 Rand<br />

(ca. 90 Euro).<br />

Sie lebt all<strong>ein</strong><br />

in ihrem kl<strong>ein</strong>en<br />

Haus, das an die<br />

<strong>Wasser</strong>leitung<br />

angeschlossen<br />

ist, seitdem <strong>ein</strong>e<br />

private Firma die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

im Auftrag<br />

der Kommune<br />

übernommen hat. Ihre <strong>Wasser</strong>rechnung beläuft sich<br />

im Durchschnitt auf 121 Rand im Monat, <strong>ein</strong>schließlich<br />

Abwassergebühr. Außerdem muss sie monatlich <strong>ein</strong>e<br />

Grundstücksgebühr von 21 Rand und für die Beseitigung<br />

des Abfalls noch <strong>ein</strong>mal 40 Rand an die Kommune<br />

zahlen. Sie muss also mehr als <strong>ein</strong> Viertel ihres Einkommens<br />

für öffentliche und private Dienstleistungen<br />

zahlen. Über die Hälfte ihres Einkommens braucht Frau<br />

Nkosi all<strong>ein</strong> für Grundnahrungsmittel wie Mais und Reis.<br />

Gemüse oder gar Fleisch kosten mehr. Außerdem muss<br />

Brennmaterial zum Kochen gekauft werden und das<br />

elektrische Licht bezahlt werden. Frau Nkosi hat große<br />

Angst, nicht „anständig“ begraben zu werden, daher<br />

hat sie <strong>ein</strong>e Versicherung abgeschlossen, für die sie<br />

200 Rand im Monat zahlen muss. Frau Nkosi hat daher<br />

seit vielen Monaten ihre <strong>Wasser</strong>rechnung nicht bezahlt.<br />

Sie hat Schulden von 9.440 Rand, die sie unmöglich<br />

abstottern kann. Sie muss Angst haben, dass ihr Haus<br />

zwangsversteigert wird, wenn die private <strong>Wasser</strong>fi rma<br />

auf der Zahlung der Schulden besteht.<br />

Aufgaben<br />

Bilden Sie <strong>ein</strong>e Zweiergruppe. Wählen Sie sich<br />

<strong>ein</strong>en Fall aus und führen Sie dann <strong>ein</strong>es der<br />

folgenden Rollenspiele aus:<br />

Fall 1: Frau Nkosi erhält <strong>ein</strong>en Zahlungsbefehl<br />

über die ausstehenden Schulden für das bezogene<br />

<strong>Wasser</strong>. Wenn Sie nicht begründen könne,<br />

warum Sie nicht zahlen könne, werde ihr Haus<br />

zwangsversteigert. Wählen Sie jeweils die Rolle<br />

<strong>ein</strong>es „Anwaltes“ von Frau Nkosi und die <strong>ein</strong>es<br />

„Firmenvertreters“ und versuchen Sie, den Fall<br />

zu lösen.<br />

Die beiden im Arbeitsblatt beschriebenen Beispiele<br />

sind real. Sie wurden zusammengefasst<br />

und der folgenden Studie entnommen: „Vulamazi!<br />

Beteiligung privater Unternehmen an<br />

öffentlichen <strong>Wasser</strong>werken und die Rechte armer<br />

Verbraucher“, Hrsg. <strong>Koordination</strong> <strong>Südliches</strong> <strong>Afrika</strong><br />

KOSA e.V., Bielefeld, 2004.<br />

Frau Sophie Mlazi, 48 Jahre alt, ist sehr krank und<br />

daher arbeitsunfähig. Sie lebt in ihrem kl<strong>ein</strong>en aus<br />

Zementblöcken gebauten Häuschen gem<strong>ein</strong>sam mit<br />

ihrer Tochter, ihrem arbeitslosen Schwiegersohn und<br />

ihrem Enkelkind. Die Arbeitslosenquote in der Region<br />

beträgt über 40%. Die Tochter hat jedoch <strong>ein</strong>en Teilzeitjob<br />

ergattert und verdient 300 Rand (ca. 39 Euro)<br />

im Monat. Davon muss die vierköpfi ge Familie leben.<br />

Das Haus hat k<strong>ein</strong>en <strong>Wasser</strong>anschluss. Der Anschluss<br />

an das Leitungsnetz kostet 483 Rand, dazu <strong>ein</strong>e Gebühr<br />

von 33 Rand und die Materialkosten für die Leitung<br />

vom Haus zur Hauptleitung. Das kann die Familie nicht<br />

aufbringen, daher hat Frau Mlazi k<strong>ein</strong>en <strong>Wasser</strong>anschluss<br />

beantragt. Also schöpft die Familie <strong>Wasser</strong> aus<br />

<strong>ein</strong>em Bach. Das kostet nichts. Allerdings ist das <strong>Wasser</strong><br />

verschmutzt. Frau Mlazi weiß, dass das gefährlich ist.<br />

Laut Weltwasserentwicklungsbericht der UN (2003)<br />

sterben jedes Jahr schätzungsweise 2,2 Millionen Menschen<br />

an Krankheiten, die auf verschmutztes <strong>Wasser</strong><br />

zurückzuführen sind. Die Familie streut etwas Zement<br />

in den <strong>Wasser</strong>eimer und hofft, dass dieser den Schmutz<br />

bindet. Die Mlazis schöpfen dann das <strong>Wasser</strong> von oben<br />

ab und kochen es, bevor sie es trinken.<br />

Fall 2: In der Schule informiert <strong>ein</strong>e Entwicklungshelferin<br />

die Kinder, dass sie k<strong>ein</strong> <strong>Wasser</strong><br />

aus dem Bach trinken dürfen. Sie erfährt vom<br />

Enkel von Frau Mlazi, dass die Familie stark<br />

verschmutztes <strong>Wasser</strong> trinkt. Wählen Sie jeweils<br />

die Rolle der Entwicklungshelferin und die Rolle<br />

<strong>ein</strong>er „Firmenvertreterin“ und versuchen Sie, der<br />

Familie zu helfen.<br />

Schreiben Sie im Anschluss auf, welche Lösungen<br />

Sie sehen bzw. was geschehen müsste, um den<br />

betroffenen Menschen in den beiden Fallbeispielen<br />

zu helfen.

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