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ZukunftslandMV Aufbruch in die Wissensgesellschaft für alle

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der Demografie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sonderpädagogik vgl.<br />

Preuss-Lausitz 2007).<br />

Alternativ ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung von (relativ<br />

wohnortnahen) Sonderklassen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Regelschulen. Auch <strong>die</strong>ser Weg ist zwar<br />

pragmatisch, verkürzt <strong>die</strong> Schulwege, führt jedoch<br />

nicht zu besseren Schulleistungen, wie<br />

e<strong>in</strong>e umfangreiche norwegische Stu<strong>die</strong> zeigt:<br />

In Norwegen gibt es <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Sonderschulen,<br />

sondern e<strong>in</strong>erseits Sonderklassen<br />

<strong>in</strong> Regelschulen, andererseits vollständig <strong>in</strong>tegrativen<br />

Unterricht (mit <strong>alle</strong>n Beh<strong>in</strong>derungsbereichen).<br />

Myklebust untersuchte den schulischen<br />

bzw. Ausbildungserfolg im<br />

Sek-II-Bereich zwischen dem 17. und dem 23.<br />

Lebensjahr <strong>in</strong> zwei Kohorten bei 760 und 460<br />

Schülern <strong>alle</strong>r Beh<strong>in</strong>derungen und Schweregrade,<br />

und zwar e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> Sonderklassen,<br />

andererseits <strong>in</strong> Regelklassen (auch der beruflichen<br />

Bildung). Im Ergebnis kommt Myklebust<br />

zu dem Ergebnis, dass auch bei Kontrolle<br />

von Geschlecht, sozialem Familienh<strong>in</strong>tergrund<br />

und Schweregrad der Beh<strong>in</strong>derung <strong>die</strong> Sonderklasse<br />

als Lernort durchweg schlechtere Leistungen<br />

bewirkt als <strong>in</strong>tegrative Klassen. In Sonderklassen<br />

erreichten 35% der SEN <strong>die</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>en Leistungsziele, <strong>in</strong> Integrationsklassen<br />

60%. „Those, receiv<strong>in</strong>g support exclusively<br />

with<strong>in</strong> ord<strong>in</strong>ary classes were successful<br />

to a much greater extent than the rest of the<br />

students“(Myklebust 2006, 78). Übertragen<br />

auf deutsche Verhältnisse bedeutet <strong>die</strong>s, dass<br />

von sog. Außenklassen <strong>in</strong> Regelschulen <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Leistungsziele ke<strong>in</strong>e besseren Erfolge<br />

als im <strong>in</strong>tegrativen Unterricht zu erwarten<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Das Land hat sich nicht ohne Grund, auf der<br />

Basis der demografischen Argumentation im<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsschulgutachten von Ernst<br />

Rösner (2004, vgl. Rösner 2008), <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umstellung<br />

ihrer Sekundarschulen auf Regional-<br />

und Geme<strong>in</strong>schaftsschulen entschieden. Die<br />

demografische Argumentation ist auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Sonderpädagogik relevant. Schulforschung,<br />

UN-Konvention, Sozialpolitik und das Menschenrecht<br />

auf e<strong>in</strong> Aufwachsen und Lernen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den gleichaltrigen Freunden<br />

sprechen außerdem <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Umsteuerung,<br />

auch e<strong>in</strong>e Umsteuerung weg vom Vorhalten<br />

zweier – zusammen extrem teurer – Systeme.<br />

Nur der Verzicht auf <strong>die</strong> Sonderschulen und<br />

<strong>die</strong> volle Integration ihrer potenziellen Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler und der Sonderpädagogen<br />

(und des weiteren Hilfepersonals) <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Grund- und Sekundarschulen kann e<strong>in</strong>e kognitiv<br />

und sozial wirksame Beschulung langfristig<br />

sichern.<br />

Vorschlag zur <strong>in</strong>tegrativen Landesentwicklung<br />

sonderpädagogischer Förderung:<br />

Ich lehne mich an <strong>die</strong> im Bremer Gutachten<br />

entwickelten Vorschläge an und modifiziere<br />

sie <strong>für</strong> den Flächenstaat S-H. Dabei lasse ich<br />

mich von folgenden Überlegungen leiten:<br />

1. Ich schließe mich der Position der M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Erdsiek-Rave an und gehe <strong>für</strong> das Land<br />

von e<strong>in</strong>em sonderpädagogischen Förderbedarf<br />

über <strong>alle</strong> Förderbereiche von über das<br />

ganze Schuljahr gerechnet 5% <strong>alle</strong>r Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler aus (vgl. Erdsiek-Rave<br />

2007, 32). Für LVS nehme ich 3,5%, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

übrigen Förderbereiche 1,5% an. Im Unterschied<br />

zur bisherigen Regelung, <strong>die</strong> sich bislang<br />

nur auf <strong>die</strong> Förderbereiche Lernen und<br />

Verhalten /emsoz bezieht, soll <strong>die</strong>ser Bezug<br />

auf <strong>die</strong> gesamte Schülerzahl auch <strong>die</strong> übrigen<br />

Förderschwerpunkte e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Die Formulierung „über das ganze Schuljahr<br />

gerechnet“ bedeutet, dass <strong>die</strong>se Förderressourcen<br />

nur e<strong>in</strong>e Planzahl darstellen; konkret sollen<br />

sie <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Schulen so flexibel<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden können, dass deutlich mehr<br />

K<strong>in</strong>der davon profitieren, ähnlich wie <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

(dort nutzen rd. 20% bei e<strong>in</strong>em über das<br />

ganze Jahr umgerechneten Anteil von 6% <strong>die</strong><br />

Förderressource). Das geht nur, wenn <strong>die</strong> Mit-

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