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ZukunftslandMV Aufbruch in die Wissensgesellschaft für alle

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tralen Stellenwert beimessen, will sie <strong>die</strong> Bildungschancen<br />

gerechter verteilen und <strong>die</strong><br />

Leistungspotenziale <strong>alle</strong>r Schüler zur Entfaltung<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

Mit der Frage nach der Leistungsfähigkeit der<br />

Sonderschulen deren Auflösung zu begründen<br />

greift zu kurz. Sie ignoriert <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />

zurzeit vorliegenden (vergleichenden) Bildungsstu<strong>die</strong>n.<br />

Danach muss generell bezüglich <strong>alle</strong>r Schulformen<br />

kritisch gefragt werden:<br />

• Warum erreichen wir <strong>in</strong> unserem Schulsystem<br />

vergleichbar ger<strong>in</strong>gere Leistungen?<br />

• Warum halten wir an e<strong>in</strong>em relativ homogenisierten<br />

Schulsystem fest und reduzieren<br />

damit <strong>die</strong> Entwicklungschancen unterschiedlicher<br />

Individuen?<br />

• Wie kann es gel<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> hohe Korrelation<br />

zwischen Schichtzugehörigkeit und Bildungsabschlüssen<br />

zu überw<strong>in</strong>den?<br />

• Wie kann es zu e<strong>in</strong>em Nachteilsausgleich<br />

kommen, welches bildungspolitischen und<br />

pädagogischen Instruments bedarf es da<strong>für</strong>?<br />

• Wie kommt es, dass auf dem Innovations<strong>in</strong>dex<br />

<strong>in</strong> der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong><br />

Land Nummer e<strong>in</strong>s ist, dessen Schulen bis<br />

zur 8. Klasse ke<strong>in</strong>e Noten geben, <strong>in</strong> dem man<br />

nicht sitzen bleiben kann und das – verglichen<br />

mit uns – unglaublich hohe Schulabschlusszahlen<br />

hat und <strong>für</strong> viele vorbildlich <strong>in</strong><br />

der schulischen Integration Beh<strong>in</strong>derter ist?<br />

E<strong>in</strong>e Auflösung der Sonderschulen und der<br />

Transfer von Schülern und Sonderpädagogen<br />

ohne strukturelle Veränderung des Schulsystems<br />

würde e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> Grundschule zurzeit<br />

nicht leisten können und zum anderen <strong>die</strong> <strong>in</strong>-<br />

dividuelle Förderung, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf braucht, <strong>in</strong> der<br />

derzeitigen Verfasstheit und Ausstattung nicht<br />

gewährleisten. Ganz zu schweigen von den<br />

Angeboten im pflegerischen, therapeutischen,<br />

aber auch im baulichen Bereich und im Assistenzbereich.<br />

Das Schulsystem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit ist neu<br />

zu def<strong>in</strong>ieren, soll es sich als <strong>in</strong>tegrierendes<br />

bzw. als <strong>in</strong>klusives System verstehen. E<strong>in</strong> solches<br />

System misst dem Umgang mit Vielfalt<br />

und Differenz e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert bei,<br />

um den Bildungschancen <strong>alle</strong>r gerecht zu werden<br />

und <strong>die</strong> Potenziale <strong>alle</strong>r Schüler zur Entfaltung<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong>e solche Schule muss <strong>in</strong>dividualisierende<br />

Unterrichtsformen <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihres<br />

pädagogischen Angebotes stellen. Grundlage<br />

der Unterrichtsplanung und Unterrichtsgestaltung<br />

s<strong>in</strong>d dann <strong>die</strong> Milieus, Lebensstile<br />

und unterschiedlichen Herkünfte der Schüler.<br />

Beh<strong>in</strong>derte Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler haben<br />

hierbei mit besonderen Erschwernissen im<br />

Schulsystem zu rechnen.<br />

Damit <strong>die</strong>se Aussagen nicht nur theoretisch<br />

bleiben, man hat leider allzu oft den E<strong>in</strong>druck,<br />

dass <strong>die</strong> Diskussion zu wenig Rücksicht auf<br />

<strong>die</strong> tatsächlichen Belange des beh<strong>in</strong>derten<br />

K<strong>in</strong>des nimmt, will ich kurz anhand von zwei<br />

Fallbeispielen praktisch aufzeigen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>klusiven Schule geleistet werden muss und<br />

- daraus abgeleitet - welche räumlichen, sächlichen<br />

und personellen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>klusives<br />

Schulsystem bereitstellen müsste, um<br />

e<strong>in</strong>e optimale Beschulung beh<strong>in</strong>derter K<strong>in</strong>der<br />

zu gewährleisten.<br />

Beispiel I<br />

A., Junge, 17 Jahre alt. Zurzeit 10. Klasse im<br />

Gesamtschulteil e<strong>in</strong>er Schule mit dem Förderschwerpunkt<br />

„körperliche und motorische Entwicklung“.<br />

Diagnosen: Ausgeprägte zentrale Bewegungs-

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