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ZukunftslandMV Aufbruch in die Wissensgesellschaft für alle

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Wir stimmen Herrn Sommerfelds Aussage <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em kurzen E<strong>in</strong>gangsstatement zu, wenn er<br />

sagt, dass „Beh<strong>in</strong>derung“ e<strong>in</strong> gesellschaftlich<br />

nicht akzeptierter Zustand ist. Für den Bereich<br />

der hörgeschädigten Menschen ist festzustellen,<br />

dass ihr Handicap, nicht oder nur<br />

schlecht hören zu können, gerade im Bildungsbereich<br />

und <strong>in</strong> der Frühförderung noch nicht<br />

genügend akzeptiert und entsprechend berücksichtigt<br />

wird. Immer wieder müssen <strong>die</strong><br />

K<strong>in</strong>der erleben, dass sie so wie sie s<strong>in</strong>d nicht<br />

gut s<strong>in</strong>d (gesagt bekommen sie natürlich schon<br />

das Gegenteil). Immer wieder geht es aus unserer<br />

Sicht zu sehr darum, es den anderen, den<br />

gut hörenden Mitschülern, gleich zu tun, sich<br />

eben nur besser anzustrengen, aufmerksamer<br />

zu se<strong>in</strong>, aufzupassen, sich zu beteiligen und aktiver<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Gruppe usw. usf.<br />

Natürlich brauchen hörgeschädigte K<strong>in</strong>der<br />

auch Ihresgleichen, sie brauchen eben damit<br />

<strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>schaft auch hörgeschädigter K<strong>in</strong>der,<br />

Mitschüler und Freunde, und auch hörgeschädigter<br />

Erwachsener, <strong>die</strong> <strong>für</strong> sie Vorbild<br />

se<strong>in</strong> können, an denen sie erleben können, dass<br />

es auch gut möglich ist, e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen und<br />

nützlichen Platz <strong>in</strong> unserer Gesellschaft als erwachsener<br />

hörgeschädigter Mensch f<strong>in</strong>den zu<br />

können. Und <strong>die</strong>ses haben sie <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong><br />

bildenden Schulen oft nicht, weil sie dort meist<br />

dann auch noch als e<strong>in</strong>zelnes, andersartiges,<br />

hörgeschädigtes K<strong>in</strong>d „<strong>in</strong>tegriert“ s<strong>in</strong>d.<br />

Von daher muss also unbed<strong>in</strong>gt <strong>die</strong> Besonderheit<br />

der mit der Hörschädigung – <strong>in</strong> unserer<br />

hörenden Welt – immer verbundenen Beh<strong>in</strong>derung<br />

der Kommunikation und sozialen Interaktion<br />

gesehen und berücksichtigt werden,<br />

wenn <strong>die</strong> konkrete Frage nach Integration (von<br />

Inklusion möchten wir an der Stelle noch nicht<br />

sprechen) gestellt wird. Die Integrierbarkeit<br />

von Menschengruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestehendes System<br />

ist unseres Erachtens vor <strong>alle</strong>m abhängig<br />

von der Kommunikationssituation: Diese wiederum<br />

ist wesentlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausbildung von<br />

B<strong>in</strong>dungen und Beziehungsfähigkeit als<br />

Grundlage unseres menschlichen Mite<strong>in</strong>anders.<br />

Nicht zuletzt spiegelt sich gerade <strong>in</strong> unseren<br />

aktuellen Diskussionen, um beispielsweise<br />

<strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung und Nutzung von<br />

Deutsch-Sprach-Tests im Umgang mit Migranten,<br />

<strong>die</strong>se noch nicht zufrieden stellend gelöste<br />

Problematik wider.<br />

E<strong>in</strong> Zweites, was uns im Zusammenhang mit<br />

der Thematik der Tagung bewegt:<br />

Die qualitativen und quantitativen Veränderungen<br />

<strong>in</strong> unserem Land zur Feststellung von<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf s<strong>in</strong>d überaus<br />

begrüßenswert, haben sie doch dazu geführt,<br />

dass unsere K<strong>in</strong>der viel früher und genauer<br />

angeschaut, diagnostiziert und ihnen<br />

sowie den Eltern entsprechende Hilfe und Unterstützung<br />

- wozu ganz wesentlich <strong>die</strong> Gewährung<br />

entsprechender sonderpädagogischer<br />

Förderung gehört - zuteil werden kann und<br />

damit <strong>die</strong> „Auswüchse“ von Fehlentwicklungen,<br />

sekundären Beh<strong>in</strong>derungen und Entwicklungsverzögerungen<br />

usw. weitgehend vermieden<br />

oder gemildert werden können. Wie sieht<br />

es nun aber <strong>in</strong> der Praxis aus? Haben wir uns<br />

da nicht e<strong>in</strong> bisschen zuviel des Guten vorgenommen,<br />

und so <strong>die</strong> Segregierung von Anteilen<br />

allgeme<strong>in</strong> notwendiger Förderung <strong>in</strong> den<br />

sonderpädagogischen Bereich (bzw. <strong>in</strong> den<br />

Aufbau von Förderschulen) verlagert, mit dem<br />

wir nun nicht mehr fertig werden, weil er uns<br />

über den Kopf wächst und wir das <strong>alle</strong>s kaum<br />

noch f<strong>in</strong>anzieren können?!<br />

Wir me<strong>in</strong>en dazu, JA: <strong>die</strong> Möglichkeiten frühzeitiger<br />

Diagnostik nutzen, das Wissen und<br />

<strong>die</strong> Erkenntnisse über den „(sonder-)pädagogischen<br />

Förderbedarf “ quasi im H<strong>in</strong>terkopf<br />

behalten und <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>e Schule personell<br />

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