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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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Kirschbäume blühten um dieWette, und im Tessin präsentiertenOlean<strong>der</strong> und Glyzinienbereits ihre volle Farbenpracht.Beson<strong>der</strong>s spannend war es, imJura und in den Alpen zeitweisewie<strong>der</strong> in den Winter einzutauchen,da <strong>der</strong> Schnee in Schattenlagenab 1000 Meter nochnicht geschmolzen war. Auf demOberalp- und dem Berninapasslagen die Schneemassen nochmeterhoch. Sowohl in Zermattals auch in St. Moritz traf ich aufviele Dutzend Skifahrerinnenund -fahrer, die von ihrem Lieblingssportnicht genug bekommenkonnten. Aber nicht nurdie Schönheit <strong>der</strong> Natur sprichtfür den Frühling als Reisezeit,son<strong>der</strong>n ebenso <strong>der</strong> Umstand,dass generell weniger Touristinnenund Touristen unterwegssind (mit Ausnahme von Glacierund Bernina Express) und dassman sich den besten Sitzplatzaussuchen kann. Auch in dennicht klimatisierten Wagen istdie Temperatur angenehm. Unddie Preise <strong>der</strong> Unterkünfte sindgenerell tiefer als in <strong>der</strong> Hochsaison.Allerdings sind in denTourismusregionen viele Hotels,Restaurants und Bergbahnen abMitte April geschlossen, manchmalbis weit in den Juni hinein.Das wurde mir beson<strong>der</strong>s auf<strong>der</strong> Bernina-Strecke bewusst,wo sämtliche Touristenrestaurantsvon Morteratsch bis AlpGrüm geschlossen waren, zumTeil wegen Renovierungsarbeiten.An den meisten Orten gibtes aber genügend Gasthäuser, die<strong>ganz</strong>jährig offen sind, so auch diemeisten Jugendherbergen.Wenn man innert knapp zweiWochen auf 50 verschiedenenStrecken Zug fährt und über 500Bahnhöfe passiert, bemerkt manDinge, die einem im Alltag vielleichtweniger auffallen. Wer hatdie mo<strong>der</strong>nsten Züge, die SBB,Rhätische Bahn, die vielen Privatbahnenim Jura und im Wallis,Trenitalia o<strong>der</strong> die DeutscheBahn? (Mit <strong>der</strong> BLS bin ich aufmeiner Route nicht gefahren.)Wer hat die schönsten Bahnhöfe,das netteste Personal, die bestenInformationen? Generell ist zuLohnenswert: die deutsche Kurstadt BadSäckingen am Rhein mit <strong>der</strong> längsten gedecktenHolzbrücke Europas.sagen, dass alle Züge, auch dieältesten Triebfahrzeuge, und diemeisten Bahnhöfe in <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>einen gepflegten Eindruck machen.Unterschiede in <strong>der</strong> Investitionskraft<strong>der</strong> verschiedenenBetreiber sind aber klar auszumachen.Am mo<strong>der</strong>nsten kommendie S-Bahnen <strong>der</strong> SBB daher,die jetzt praktisch lückenlosauf die geräumigen Fahrzeuge<strong>der</strong> Firma Stadler umgerüstetsind. <strong>Die</strong> grösseren Bahnhöfe<strong>der</strong> SBB werden nach und nachalle renoviert, «aufgeräumt»und mit <strong>der</strong> aktuellsten Technikausgerüstet. Damit verlieren sienatürlich den Charme <strong>der</strong> früherenEisenbahnromantik, zumalviele kleinere Haltestellen nichtmehr bedient sind. Den einzigenBahnhofvorstand auf einer SBB-Strecke, den ich mit Kappe undKelle auf dem Bahnsteig gesehenhabe, fand ich bezeichnen<strong>der</strong>weisein Thayngen, einem von<strong>der</strong> Deutschen Bahn geführtenBahnhof. <strong>Die</strong>se Romantik findetman noch auf vielen Strecken<strong>der</strong> Rhätischen Bahn, die mehrdem Tourismus als dem Personentransportdienen. Es ist bemerkenswert,mit wie viel Liebezum Detail die Bahnhöfe in <strong>der</strong>Surselva gepflegt werden, aberauch die kleineren Stationen imUnterengadin, die alle im lokalenArchitekturstil gehaltensind. Am wenigsten Geld scheintbei den privaten Linien im Juravorhanden zu sein, wo <strong>der</strong> Tourismusund <strong>der</strong> berufliche Personenverkehrweniger Erträgebringen. Einige dieser Bahnenhalten sich wohl nur dank denScharen von Schülern über Wasser,welche die zum Teil weitenSchulwege mit <strong>der</strong> Bahn zurücklegen.So muss denn auf einigenLinien <strong>der</strong> Chemins de Fer duJura <strong>der</strong> Lokführer gleichzeitigdie Billette kontrollieren und dieWagen reinigen, ein «Kondukteur»im wahrsten Sinne!Der Bahnhof von Vallorbe hatauf mich den nachhaltigsten Eindruckhinterlassen, einen eherzwiespältigen allerdings. Zuge-<strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013 27

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