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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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REISENBahnreisegeben, ich war am Wochenendeda, als die Berufspendler fehlten.Aber auch so ist klar, dass <strong>der</strong>einst wichtige <strong>Verkehrs</strong>knotenpunktzwischen Frankreich und<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, mit Zollabfertigungaller Transitpassagiere, heutevöllig überdimensioniert ist fürdie wenigen Züge, die im idyllischgelegenen Jura-Dorf halten,und für die 3200 Einheimischen.So prägen am Wochenende dieBewohner des nahen Asyl-Empfangszentrumsdas Bild, welcheam sonst menschenleeren Bahnhofdie Zeit totschlagen undvor <strong>der</strong> einzigen TelefonkabineSchlange stehen. <strong>Die</strong> SchalterOb Aigle o<strong>der</strong> Lugano, je<strong>der</strong> Bahnhof hatseinen Charakter.sind am Wochenende natürlichgeschlossen, und am Buffet de laGare hängt seit vier Jahren einzerknülltes A4-Blatt, das seinendamaligen Gästen mitteilt, dassdas Restaurant lei<strong>der</strong> nicht mehrweiterbetrieben wird. Trotz dieserTrostlosigkeit ist bemerkenswert,wie sauber <strong>der</strong> riesige Bahnhofmit seinen vielen Perrons imSchuss gehalten wird. In Vallorbehabe ich den wohl grössten undschönsten (aber auch leeren)Wartsaal meiner Reise angetroffen,einen hohen, hellen Raummit Holzböden und farbigen,frisch gestrichenen Sitzbänkenim Stil des frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.Heutzutage keineswegsselbstverständlich ist auch, dass<strong>der</strong> Saal nicht abgeschlossen war.Mein Eindruck ist, dass sichdas Eisenbahnwesen hierzulandezum Positiven weiterentwickelthat. Zwar sind einige kleinere Liniendurch Busse ersetzt worden,und viele Bahnhöfe werden nichtmehr bedient. Das übrige, über3000 Kilometer lange Bahnnetzist aber sehr gut unterhalten undwurde teilweise deutlich aufgewertet.Ich meine damit nichtzuletzt die Investitionen in elektronischePassagierinformationin den Zügen und an den Bahnhöfensowie die starke Verbesserung<strong>der</strong> fahrenden und stationärenWC-Anlagen, die frühermanch einen die Nase rümpfenliessen. Schliesslich soll nichtunerwähnt bleiben, dass ich aufüber 3400 Minuten Zugfahrtinsgesamt nur drei Verspätungenvon total 55 Minuten erlebthabe – alle übrigen Verbindungenverkehrten innerhalb vondrei Minuten Toleranz auf denFahrplan! Zwar bin ich mir bewusst,dass ich meist nicht aufden Hochfrequenzstrecken undzu den Stosszeiten unterwegswar und mein Eindruck deshalbnicht repräsentativ ist. Trotzdemist diese Performance erwähnenswert,beson<strong>der</strong>s im Lichtedes flächendeckenden Stundentaktesmit Anschlussgarantie.<strong>Die</strong> etwas ungewöhnlicheTour hat meine Erwartungen vollerfüllt. Schon die Planung hatmir viel Spass gemacht und meineÜbung in <strong>der</strong> Verwendungdes elektronischen SBB-Fahrplansverbessert. <strong>Die</strong> Fahrt selberwar ein Genuss von A bis Z, trotzdes oft misslichen Wetters. Beidieser Art von Ferien spielt dasWetter eher eine untergeordneteRolle. Es kann ebenso schönsein, sich bei Wind und Hagel inswarme Abteil zu kuscheln, wiedie Frühlingsfarben im hellenSonnenlicht leuchten zu sehen.Schliesslich ist das Bahnfahrenausserordentlich entspannend.Im Unterschied zum Auto o<strong>der</strong>zum Bus sind die Fliehkräfte vielschwächer und <strong>der</strong> Körper damitim Gleichgewicht. Und eine solcheReise bietet auch einiges fürGeist und Kultur, wenn man sichauf Gespräche mit den oft interessantenMitpassagieren aus allerHerren Län<strong>der</strong> einlässt.Das ReiseprogrammTag 1: Eglisau–Basel, via Stein-Säckingen, Abstecher nach Laufenburg,RiehenTag 2: Basel–La Chaux-de-Fonds,via Saignelégier, Abstecher nachPorrentruy, Boncourt, BonfolTag 3: La Chaux-de-Fonds–Neuchâtel, Abstecher nach LesBrenets, Les Buttes, Les Ponts-de-MartelTag 4: Neuchâtel–Le Brassus, viaVallorbe, Abstecher nach Ste-CroixTag 5: Le Brassus–Genève, viaNyon, Abstecher nach La Cure,Cointrin, La PlaineTag 6: Genève–Monthey, via Aigle,Abstecher nach Champéry,St-GingolphTag 7: Monthey–Zermatt, via Visp,Abstecher nach Finhaut*, Le Châble,OrsièresTag 8: Zermatt–Locarno, viaGoms, Göschenen, Abstecher nachCamedoTag 9: Locarno–Lugano, via Bellinzona,Abstecher nach Ranzo-Sant’Abbondio, Chiasso, PonteTresaTag 10: Lugano–Thusis, viaOberalppassTag 11: Thusis–St.Moritz, Abstechernach TiranoTag 12: St. Moritz–Eglisau,via Vereina, Rorschach, Abstechernach Scuol, ThayngenInfos zu den Unterkünften:www.verkehrsclub.ch/touren*<strong>Die</strong> Strecke nach Le Châtelard war wegen Unterhaltsarbeiten gesperrt.28 <strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013

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