13.07.2015 Aufrufe

Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

An den äussersten Rand EuropasText und Fotos: Numa GlutzMit dem Velo von Neuenburg bis zum nördlichsten Leuchtturm auf demeuropäischen Festland und zurück: Ein Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>VCS</strong>-SektionNeuenburg hat in einer sechsmonatigen «Fernweh-Reise» 15 Län<strong>der</strong> durchquert.Fernweh – ein Wort, das vielbeinhaltet: die Sehnsuchtnach <strong>der</strong> Ferne, das Verlangennach Abenteuer, <strong>der</strong> Traum vomUnbekannten. Fernweh heisstaber auch mein Weggefährte,mein Velo, das mich mehr als19000 Kilometer über europäischeStrassen getragen hat.Meine hintere Radfelge hatgerade noch die Kraft, bis Meuxim Norden <strong>der</strong> belgischen ProvinzNamur durchzuhalten, danngeht nichts mehr. Immerhin hatsie den Rhein, Luxemburg undWallonien gesehen, bevor siemich zwingt, mit dem Zug nachBrüssel zu fahren, wo ich sie ersetzenlasse. Weiter geht es nachBrügge, dem Venedig des Nordens,von dort setze ich meineFahrt fort in ein Land, das miteinem Labyrinth aus Deichengegen den ständig steigendenMeeresspiegel kämpft: die Nie<strong>der</strong>landeund ihre wun<strong>der</strong>baren,regenbogenfarbigen Tulpenfel<strong>der</strong>.In Deutschland habe ich dasVergnügen, den «DeutschenOlymp» unweit <strong>der</strong> Flussmündung<strong>der</strong> Elbe zu erklimmen.Auch wenn dieser deutsche Hügelzugnur 54 Meter über Meerliegt, ist er nicht zu unterschätzen:<strong>Die</strong> Strasse weist eine Steigungvon 18 Prozent auf. VomGipfel aus fahre ich nach BadSegeberg, eine richtige Westernstadtwie in den Anfängen des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts, wo sich im SommerCowboys und Indianer treffenund die Karl-May-Geschichtennachspielen. Weiter geht eszur Elbe, dann <strong>der</strong> Spree entlangbis nach Berlin, wo ich am 8. Maieintreffe.Bevor ich mit <strong>der</strong> Fähre vonTallinn aus in die finnischeHauptstadt fahre, lerne ich Polenund die baltischen Staatenkennen. Für die Zugvögelsind die grössten natürlichenMoorschutzgebiete Europas in<strong>der</strong> Nähe von Usedom und dieprachtvolle Seenlandschaft in<strong>der</strong> polnischen Region Masurenein Eldorado. Zwischen diesenbeiden Naturschutzgebieten legeich einen Stopp in <strong>der</strong> Bernstein-Stadt Danzig ein und einen weiterenin Malbork (Marienburg),wo die grösste Burg aus den Zeiten<strong>der</strong> Kreuzzüge steht.In Litauen mache ich eineäusserst ungewöhnliche Reisebekanntschaft:Walter, ein Rentner,lädt mich spontan in seinekleine Bleibe ein. Obwohl er nieumgezogen ist, hat er in vielenLän<strong>der</strong>n gelebt. Geboren wurdeer in Ostpreussen, nach demErsten Weltkrieg kam das Gebietunter französische Verwal-tung, ab 1923 gehörte es wie<strong>der</strong>zu Litauen, 1939 wurde es vonden Deutschen besetzt und 1946<strong>der</strong> Sowjetunion zugesprochen.Seit dem Zusammenbruch desSowjetregimes, (über-)lebt Waltererneut in Litauen – zusammenmit ein paar Hühnern und Ziegenim Memel-Delta, dessen Wasserläufesein Haus im Frühjahr regelmässigunter Wasser setzen.Meine Reiseroute durchFinnland lehrt mich, dass diesesLand mit seinen 50000 Seenschön, gross und wild ist. Ichfahre von Süden nach Norden, abVirolahti entlang <strong>der</strong> russischenGrenze bis Näätämö, überquereauf meiner Fahrt den Polarkreisund fahre durch Lappland unddas Dorf Riikola (!). Spontanwürde ich sagen, dass es extremschwierig ist, mit den Finnen zukommunizieren – sie sind nicht46 <strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!