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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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AKTU ELLAutofrei lebenStädte für MenschenWer lebenswerte Städte möchte, muss Alternativen zum Autoverkehr anbieten,sagt die Städte- und <strong>Verkehrs</strong>planerin Gisela Stete. Der Mensch muss im Mittelpunkt<strong>der</strong> Planung stehen.Seit den Fünfzigerjahren kames Stadtplanern darauf an,den Autoverkehr möglichst reibungslosfliessen zu lassen. DenMenschen zu Fuss o<strong>der</strong> mitdem Velo blieben Restflächenund Fussgängerzonen. Allmählichfindet ein Umdenken statt.«Verkehr ist nichts,was vom Himmel fällt.»Strassen sollen wie<strong>der</strong> zum Lebensraumwerden, in dem sichMenschen gern aufhalten. Nicht<strong>der</strong> Durchgangsverkehr steht imVor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n die Aufenthaltsqualität,zum Beispiel inBegegnungszonen. Damit Stadtquartierelebendig sind, sei einegesunde Mischung aus Wohnen,Versorgen, Einrichtungen fürKin<strong>der</strong> und Jugendliche, Schulenund Freizeitmöglichkeiten nötig,sagt Gisela Stete.© Daniel SchoenenParkplätze reduzierenBegegnungszonen, in denen die<strong>Verkehrs</strong>teilnehmenden gleichberechtigtsind und wo nicht <strong>der</strong>Autoverkehr Vorrang hat, reichenals Alleinmassnahme nichtaus. Schöne Stadtviertel, die zuZeiten entstanden, in denen esnoch keine Autos gab, werdenheute zugeparkt. «In solchenQuartieren kann Carsharing eingutes Instrument sein, um dieAufenthaltsqualität im öffentlichenRaum wie<strong>der</strong> zu stärken»,meint Gisela Stete. «Dazu gehörtallerdings, dass die Parkplätzein dem Masse, wie man sie nichtmehr braucht, auch abgebautwerden.» Vor allem Wohnliegenschaftenweisen heute leerstehende Parkgaragen auf. InZürich müssten dank einer neuenVerordnung weniger Pflichtparkplätzegebaut werden. DochParkierungsbestimmungen sindein heisses Eisen: <strong>Die</strong> neue Parkplatzverordnungist immer nochin einem Rekursverfahren.«Autofreie o<strong>der</strong>autoarme Wohnformenmit weniger Parkplätzenbeschäftigen auch unszunehmend», sagt DanielBaehler, <strong>der</strong> beim <strong>VCS</strong> dieThemenlinie Raum und Verkehrleitet.Mehr LebensqualitätGlücklicherweise setzt sich zunehmenddie Erkenntnis durch,dass Stadtentwicklung und Verkehrim Zusammenhang gesehenwerden müssen. Jedochhätten viele Städte und Verwaltungendas Problem, dass die<strong>Verkehrs</strong>planung nicht bei <strong>der</strong>Stadtplanung angesiedelt ist,son<strong>der</strong>n im Tiefbauamt mit ehertechnischer Orientierung, meintGisela Stete. «Verkehr ist nichts,was vom Himmel fällt, son<strong>der</strong>neine Folge von Nutzungen und<strong>der</strong>en Verteilung in <strong>der</strong> Stadt.»Deshalb sei es elementar, dasssich Supermärkte, Schulen o<strong>der</strong>Arztpraxen zu Fuss, mit demVelo o<strong>der</strong> mit Bus und Tram erreichenlassen – und dass schonbei <strong>der</strong> Planung eines Stadtviertelsdie autofreie Mobilität und<strong>der</strong> Autoverkehr gleichwertigeChancen erhalten. Dabei sindauch die Liegenschaftsverwaltungenund Bauherren gefor<strong>der</strong>t.Das Projekt «Mobilitätsmanagementin Wohnsiedlungen» von<strong>VCS</strong>, Fussverkehr <strong>Schweiz</strong> und<strong>Club</strong> <strong>der</strong> Autofreien setzt an diesemPunkt an. Vergünstige ÖV-Abonnemente für Mieterinnenund Mieter, Carsharing o<strong>der</strong> Velohauslieferdienstesind nur einige<strong>der</strong> Ideen.Weniger Autoverkehr heisstmehr Lebensqualität. Gisela Stete:«Eine Stadt für Menschen isteine, in <strong>der</strong> sich Kin<strong>der</strong> und Jugendliche,Seniorinnen und Senioren,Erwerbstätige und Leute,die mit Betreuungspflichten in<strong>der</strong> Familien betraut sind, wohlfühlen, wenn sie unterwegs sind,und sich gern im öffentlichenRaum aufhalten.»Der Artikel basiert auf einem Interviewzwischen <strong>der</strong> Städte- und <strong>Verkehrs</strong>planerinGisela Stete und «fairkehr»-RedakteurinKirsten Lange.Eine Stadt, in <strong>der</strong> auch Kin<strong>der</strong> ihren Platz finden: Der <strong>VCS</strong> unterstützt autofreie und autoarme Wohnformen.<strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013 9

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