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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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ANSICHTENPersönlich© Valérie ChételatWo die Neugierdeuns hintreibtIhr Ansporn ist es, <strong>Verkehrs</strong>politik aktiv zu gestalten, währendihr Sohn Neuland entdecken will. <strong>Die</strong> neue <strong>VCS</strong>-Präsidentin überMobilität als roter Faden im Alltag.Evi Allemann ist die neue Zentralpräsidentindes <strong>VCS</strong>.Mobil sein ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Ich sehe es bei meinem zweieinhalbjährigenSohn: Er hat einen unbändigen Willen, sich selber den Weg zu bahnen, selbstständig zu sein unddorthin zu rennen, wo ihn die Neugierde hintreibt und nicht dorthin, wo an<strong>der</strong>e es ihm sagen. Mobilsein hat viel mit Selbstbestimmung und Freiheit zu tun – doch diese endet dort, wo die Freiheit<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beginnt. Das ist da, wo die Mobilität <strong>der</strong> Massen erdrückend wird, zu lärmig, zu vieleAbgase und CO 2 verursacht, zu raumverschleissend, we<strong>der</strong> klimaverträglich noch gut für die Gesundheitund die Lebensqualität ist. Deshalb bin ich überzeugte Verfechterin von kurzen Wegen undvon Rahmenbedingungen, die es erlauben, möglichst nahe von dort zu wohnen, wo man arbeitetund einen Grossteil <strong>der</strong> Freizeit verbringt. Damit dies wie<strong>der</strong> eher möglich wird, braucht es grossewohnbaupolitische Anstrengungen. Das kann die <strong>Verkehrs</strong>politik alleine nicht regeln. Denn dort, woheute die meisten Arbeitsplätze sind, besteht oft ein akuter Mangel an Wohnraum.Als ich 18 wurde, freute ich mich überdas Stimmrecht und nicht überdie Möglichkeit, Auto fahren zu lernen.Das politische Feuer zum Lo<strong>der</strong>n gebrachtIch selber lebe mit meiner Familie ohne Auto, fahre viel Velo, gehe zu Fuss o<strong>der</strong> benütze den öffentlichenVerkehr. Das bedeutet für mich Lebensqualität. Aber ich weiss auch: Es ist ein Privileg, dasnicht alle geniessen können. Als ich 18 Jahre alt wurde, habe ich mich über das neu erlangte Stimmrechtgefreut und nicht über die Möglichkeit, Auto fahren zu lernen.<strong>Die</strong> <strong>Verkehrs</strong>politik war es dann auch, die in mir das politische Feuerzum Lo<strong>der</strong>n brachte. Zusammen mit an<strong>der</strong>en Jungen sammelte ichUnterschriften für eine neue Buslinie in Bern, verhandelte zum erstenMal mit den Behörden, bereitete Argumente fürs Stadtparlamentund den Stadtpräsidenten vor. Mobilität zu gestalten, ist vielschichtigund spannend. Nicht immer ist die erstbeste Lösung die langfristigsinnvollste. Und nicht immer ist das auf den ersten Blick umweltfreundlichste <strong>Verkehrs</strong>mittel auchwirklich das in je<strong>der</strong> Hinsicht sinnvollste. <strong>Verkehrs</strong>fragen betreffen uns alle <strong>ganz</strong> konkret im eigenenAlltag. <strong>Verkehrs</strong>politische Entscheide bedingen deshalb eine sehr hohe Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung,weil stets viele von den Auswirkungen direkt betroffen sind.Nicht Wasser predigen und Wein trinkenWichtig ist mir, dass ich das, was ich verkehrspolitisch vertrete, selber auch im Alltag lebe. Auchin den Ferien ist Mobilität zentral, denn ich bin wie viele an<strong>der</strong>e gerneunterwegs, entdecke Neues und erweitere meinen Horizont. Dazumuss ich aber nicht unzählige Flugmeilen jetten. Auf Reisen ist <strong>der</strong>Weg das Ziel. Wir fliegen bewusst nicht, son<strong>der</strong>n fahren mit Zug undSchiff durch Europa und an die Rän<strong>der</strong> Europas. Das passt auch gut zumeinem Bedürfnis, entschleunigte Oasen in meinen sonst oft sehr hektischen Alltag zu bringen undZwischenräume zu entdecken, die mir sonst entgehen würden.<strong>Verkehrs</strong>fragen betreffen uns<strong>ganz</strong> konkret im eigenen Alltag.48 <strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013

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