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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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DOSSIERReiseverkehrVor <strong>der</strong> Einfahrt in Prag erklingt das Orchesterwerk«<strong>Die</strong> Moldau». Grosse Klasse!drei Anbieter natürlich nicht gegenseitiganerkannt werden und dass bei den beidenPrivatunternehmen wegen <strong>der</strong> hohenAuslastung eine frühzeitige Reservationfast zwingend ist – und dadurch einespontane Zugwahl eigentlich nur beimČD-Express besteht. Immerhin werdensowohl bei LE und RJ wie beim Pendolino(hier besteht Reservationspflicht) bei freienPlätzen Passagiere auch ad hoc mitgenommen,und zwar ohne o<strong>der</strong> nur zubescheidensten Zuschlägen, liebe SBB …Tschechische MeisterklasseAuf dieser liberalisierten Strecke hat<strong>der</strong> Wettbewerb die Preisgestaltung undden Service zu einer Kreativität befeuert,von <strong>der</strong> Bahnpassagierinnen und-passagiere in Europa sonst nur träumenkönnen. Jetzt sollten insbeson<strong>der</strong>e dieprivaten Bahnerneuerer nur noch lernen,ihre Websites und Drucksachen auchauf Englisch zu übersetzen – falls sichdenn mal einige Touristen für diese neuetschechische Attraktion auf Schienen interessierensollten.<strong>Die</strong> drei tschechischen Anbieter versuchen, einan<strong>der</strong> vor allem beim Service zu übertrumpfen. Derzeithat wohl Regio Jet die Nase vorn. So läuft eine typische Reise ab: Gleich nach Abfahrt erfolgt <strong>der</strong> ersteServicedurchgang mit Wasser und Zeitungen. Als nächstes wird ab Trolley «Airline-Kaffee» o<strong>der</strong> Minzenteemit Honig offeriert. Danach erfolgt die individuelle Bestellaufnahme, die per Tablet in die Bordkücheübermittelt und dadurch im Nu serviert wird. <strong>Die</strong> Auswahl ist gross und verlockend, die Qualität tadellosund die Preise unglaublich: viererlei Salate, fünferlei Kuchen – und als Renner Sushi für 3.20 Euro. Undein Illy-Macchiato mit Profiteroles ist gar für 50 Cents zu haben!<strong>Die</strong> übliche Ticketkontrolle gibt’s nicht und braucht es auch nicht: <strong>Die</strong> Hostessen sehen mit einem Blickauf ihr Tablet, ob die Sitzordnung stimmt. Kontrolliert werden nur die Plätze, die eigentlich frei sein sollteno<strong>der</strong> wo eine Ermässigung vorgemerkt ist.Immerhin hat auch die Staatsbahn ˇCDfür den Erstklasswagen eine eigene Hostess eingeführt. Vor allemaber gibt es in jedem Express einen mo<strong>der</strong>nen Speisewagen mit Schauküche, in <strong>der</strong> alles frisch zubereitetwird – in Westeuropa längst tempi passati. Ebenfalls europaweit beispielhaft ist <strong>der</strong> Multifunktionswagenmit Behin<strong>der</strong>tenlift und -abteil, Stillabteil und zwei grossen Veloabstellflächen. Auch im Pendolinokönnen drei Fahrrä<strong>der</strong> mitgeführt werden, im Gegensatz zu Regio Jet, Leo Express – und Cisalpino. Undan dessen bekannter italienischen Bar gibt’s ebenfalls echten Espresso – und frisch gezapftes PilsnerBier. Kellnerinnen bieten in den Gängen schon mal Glace feil. Zum Finale erklingt vor Einfahrt in Prag dasNationalepos «<strong>Die</strong> Moldau» aus dem sinfonischen Zyklus «Mein Vaterland» von Bedrich ˇ Smetana. Überraschend,ungewohnt, stilvoll. Grosse Klasse!Neuer Way of Moving: ItaloNach dem Italo-Western und Italo-Popnun Italo, <strong>der</strong> Zug – <strong>der</strong> Highspeedzug,<strong>der</strong> erste private Hochgeschwindigkeitszugauf Europas Schienen. Seit einemJahr macht das Privatunternehmen NuovoTrasporto Viaggatori (NTV) mit seinerMarke Italo und seinen Frecciarossa-Pfeilen Trenitalia Konkurrenz. Es bedientmit 25 brandneuen AGV-Triebzügen(dem TGV-Nachfolger von Alstom) diezwei Linien Turin–Mailand–Neapel–Salernound Venedig–Bologna–Rom. <strong>Die</strong>Reisezeit ist zwar fast gleich wie bei <strong>der</strong>Staatsbahn (bei ebenfalls 300 km/h noch3 Stunden für die Nonstop-VerbindungMailand–Rom) und die nachfragegesteuertenPreise sind aufgrund <strong>der</strong> Kampfaktionenvon Trenitalia nur bedingt günstiger(Mailand–Rom ab 30 Euro). Dergrosse Unterschied liegt jedoch in <strong>der</strong>Philosophie und beim Service. Das fängtschon bei den freundlichen Interieursund Klasseneinteilungen an: Smart (mitCinema-Version), Prima (mit Wifi-freierVersion) und <strong>Club</strong>. Der grösste Trumpfist aber die <strong>Die</strong>nstbeflissenheit <strong>der</strong> Kundenbetreuerinnenund -betreuer in denZügen und den «Casa Italo» genanntenLounges an den grösseren Bahnhöfen.Dass in Mailand und Rom nicht dieHauptbahnhöfe angefahren werden können,wird darob verschmerzt.SNCF mit Billig-TGVFür Konkurrenz unter dem eigenen Dachsorgt die französische Staatsbahn SNCF:18 <strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013

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