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Die ganz normale Masslosigkeit - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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REISENWeitwan<strong>der</strong>wegMaira-Tal-Steinbock südlich des Pelvo d’Elva, fast drei Kilometer über <strong>der</strong> Poebene– und ein Beispiel für den Charme zerfallen<strong>der</strong> Militäranlagen, eines vonvielen längs <strong>der</strong> GTA (bei den «13 laghi» ob Ghigo im Germanasca-Tal).dem Oberwallis ausgewan<strong>der</strong>tenVölkleins, eintaucht. Im AlbergoFontana dreht sich die Welt von20 bis gut und gerne 23 Uhr umfünf Antipasti, zwei Vorspeisen,einen zweiteiligen Hauptgangund das Dolce. Eine Rimella-Tour ist in je<strong>der</strong> Beziehung <strong>der</strong>perfekte Vorgeschmack auf die60 o<strong>der</strong> mehr Tagesetappen denAlpenbogen entlang ans Meer.Technisch stellt die GTA keinespeziellen Anfor<strong>der</strong>ungen;die wenigen felsigen o<strong>der</strong> durchabschüssiges Gelände führendenPassagen sind mit Fixseileno<strong>der</strong> Tritthilfen gesichert. Ausdauerhingegen ist gefragt: Fasttäglich geht’s von einem Tal insan<strong>der</strong>e, und <strong>der</strong> Pass dazwischenliegt häufig tausend o<strong>der</strong> mehrMeter höher. Auf und ab ging esauch mit dem Weitwan<strong>der</strong>wegals solchem, nachdem er Anfang<strong>der</strong> 1980er-Jahre lanciert wordenwar. Einiges bewährte sich nicht,Etappenunterkünfte – die meistendieser «Posti tappa» bieten Verpflegung– gingen ein. In jüngsterZeit aber scheint für die GTAein neuer Frühling anzubrechen.Viele Wegstücke sind ausgebessertworden. Hier öffnet ein B&B,da ein Agriturismo. Und an denMarkierungen und Wegweisernist selten etwas auszusetzen –im Gegensatz zu den mangelhaftenKarten. Einzig beim Abstiegins Aosta-Tal sind wir vom rechtenWeg abgekommen. Dass dasnicht unser Fehler war, son<strong>der</strong>n<strong>der</strong>jenige einer Gemeinde, dienoch nicht begriffen hat, wasTourismusför<strong>der</strong>ung ist, bestätigteuns Mauro Zoppo, Kellnerim Ristorante da Giovanni inQuincinetto. Er ist selber Bergsportlerund Trainer von Kletterjunioren– und kann sich richtiggehendin Rage reden gegen dasErbe des «Berlusconi-Italien».Statt leistungsfähige S-Bahnenaufzubauen, werde in Prestigeprojekteinvestiert. Alle seiennur noch aufs schnelle Geld aus.«<strong>Die</strong>sem Land kommt mehr undmehr <strong>der</strong> Bürgersinn abhanden.»Gipfeltreffen zwischen <strong>Schweiz</strong>er Bergwan<strong>der</strong>in und dem italienischen KönigVittorio Emanuele II auf dem Rocciamelone, auf Jungfraujoch-Höhe.Endlich we<strong>der</strong> Regen nochNebel. Dafür, im Juli, bissigeKälte und eisiger Wind. Eingepacktin alles Wärmende, was<strong>der</strong> Rucksack hergibt, machenwir uns trotzdem von <strong>der</strong> Coda-Hütte zum Mars auf, genauerzum Monte Mars. Unsere Aufstiegsrouteabseits <strong>der</strong> GTA präsentiertsich teilweise wie einleichter Klettersteig, vertreibtdie Kälte aus den Knochen. Unddann dies: Mont Blanc, GrandCombin, Monte Rosa, kombiniertmit freier Sicht bis schierans Mittelmeer. Ebenso begeisterndist unsere nachmittäglicheGratwan<strong>der</strong>ung von <strong>der</strong> CodazurMombarone-Hütte ob Ivrea.Auf dem nahen Gipfel wacht eineriesige Jesusstatue über sie. Undwer reckt da gleich vor <strong>der</strong> Hüttenterrassesein Köpfchen in dieHöhe? Ein Edelweiss. Stella alpina,Alpenstern, wie die Blumeauf Italienisch heisst, scheint unsauch die passende Bezeichnungfür die Hüttenwartin zu sein. Siebeglückt uns mit Rotweinrisotto,wie wir noch nie eins gegessenhatten. <strong>Die</strong> Nacht fällt herein, diePoebene wird zum unvergesslichunermesslichenLichtermeer zwischenTurin und Mailand.Wir steuern auf den Gran-Paradiso-Nationalpark zu. «Voletebere un caffè?», ruft’s von <strong>der</strong>Alphütte kurz nach dem RifugioChiaromonte. <strong>Die</strong> Einrichtungist spartanisch, Marias Kaffeekommt aber stilvoll aus dem Espressokännchen.Das angeregteKaffeekränzchen geht in eineKäsedegustation über, in <strong>der</strong>enFolge das Gewicht unserer Rucksäckebeträchtlich zunimmt.<strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2013 31

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