Diskussion 63erhöhte Bewegungsgeschwindigkeit feststellen. Folglich präferierten sie grundsätzlichgrößere Kräfte für die orthodontische Zahnbewegung.Quinn und Yoshikawa (1985) beschrieben das Ausmaß der Zahnbewegung in Abhängigkeitvon der Größe der Kraft mit Hilfe von vier alternativen, mathematischen Modellen. DieAutoren vertraten, wie auch Andreasen und Johnson (1967) und Storey und Smith (1952), dieAnsicht, dass die Zahnbewegung bis zu einer bestimmten Kraftgröße linear zunehme.Allerdings sei ab einem bestimmten Grenzwert durch Erhöhung der Kraft keine schnellereZahnbewegung mehr zu erzielen.6.2.2.3. Heutiger, vermittelnder AnsatzTrotz zahlreicher Studien zur Effizienz der Zahnbewegung fehlt in der Literatur einallgemeiner Konsens. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich der Fokus der <strong>Untersuchungen</strong>wieder zunehmend auf histologische Veränderungen und mögliche Nebenwirkungen bei derkieferorthopädischen Zahnbewegung verschoben (Andersen et al. 1991, Darendeliler et al.2004, Hohm<strong>an</strong>n et al. 2007). Das heutige Konzept vereint Teilaspekte der unterschiedlichenStrömungen und bezeichnet eine Kraft als orthodontisch ideal, wenn diese in der Lage ist,eine maximale Zahnbewegung mit minimalem Gewebeschaden und einem Maximum <strong>an</strong>Patientenkomfort hervorzurufen (Ren et al. 2003). Nach Proffit (2000) könne dabei die idealeorthodontische Kraft interindividuell variieren. Zur Orientierung für den praktizierendenKieferorthopäden empfiehlt er beispielsweise für die kippende Bewegung Kräfte zwischen0,35-0,60 N und für die Intrusion zwischen 0,15-0,25 N. Kleinere Kraftgrößen würden dabeifür Zähne mit geringerer Wurzeloberfläche - wie beispielsweise untere Frontzähne - gelten.6.2.2.4. Einordnung der gemessenen WerteIn der vorliegenden Studie wurden je nach Bumptiefe (Auslenkungsstrecke) horizontaleKräfte zwischen 0,29 N und 5,20 N gemessen. Für eine Auslenkungsstrecke vondurchschnittlich 0,04 mm (30° Bumptiefe) betrug der Mittelwert 0,82 N, für 0,08 mm (60°Bumptiefe) 2,78 N und für 0,12 mm (90° Bumptiefe) 4,20 N. Beim Vergleich mit den vonProffit (2000) empfohlenen Kräften zur Kippung von Zähnen fällt auf, dass diese Werteteilweise schon bei der geringsten Auslenkungsstrecke größer sind als die empfohlenenKraftgrößen.Bei der Kippung des ersten maxillären Inzisivus wurden neben horizontalen Kräften auchintrusive Kräfte gemessen. Für eine Auslenkungsstrecke von durchschnittlich 0,04 mm (30°)betrug der Mittelwert 0,34 N, für 0,08 mm (60°) 0,96 N und für 0,12 mm (90°) 1,65 N. Für
Diskussion 64die intrusiven Zahnbewegungen werden die geringsten Kraftgrößen empfohlen, da hierbei amhäufigsten Schädigungen des Parodontiums beobachtet werden konnten (Proffit 2000). Proffit(2000) empfiehlt für die Intrusion Kräfte zwischen 0,1 N und 0,2 N. Im Vergleich dazu sinddie in der vorliegenden Studie gemessenen intrusiven Kraftgrößen bereits bei der geringstenAuslenkungsstrecke um fast das Doppelte größer.Gemessen <strong>an</strong> den Vorgaben von Proffit (2000) sind die in der vorliegenden Studie erhobenenWerte somit sowohl in horizontaler als auch in intrusiver Kraftrichtung deutlich zu hoch.Demnach wäre mit den hier gewählten Parametern nach Proffit (2000) das Risiko desAuftretens unerwünschter Nebenwirkungen, wie z. B. apikale Wurzelresorptionen,(Darendeliler et al. 2004, Harris et al. 2006, Hohm<strong>an</strong>n et al. 2007) während derorthodontischen Therapie deutlich erhöht.Ob die orthodontische Kraft zu groß ist, könnte jedoch ohne Bedeutung sein, wenn es für dieVermeidung pathologischer Nebenwirkungen auf die Kraftgröße gar nicht <strong>an</strong>kommt.Coolidge (1937) und Schroeder (1986) postulierten, dass die tatsächliche Größe derkieferorthopädischen Kraft <strong>an</strong> Bedeutung verliere, wenn die Größe der Strecke, über die dieZähne bewegt werden, kleiner oder gleich der Breite des Parodontalspaltes (0,1-0,3 mm) ist.Dadurch würde eine starke Kompression des parodontalen Ligaments vermieden, derkapilläre Blutstrom nicht unterbrochen und damit das Risiko von apikalenWurzelresorptionen reduziert werden. Sowohl die in der Literatur empfohlenenAuslenkungsstrecken für die Invisalign ® -Therapie als auch die in der vorliegenden Arbeitgewählten Strecken liegen mit 0,13 mm bis 0,33 mm (Faltin et al. 2003, Joffe 2003, Owen2001) und 0,02 mm bis 0,16 mm in der Breite des Parodontalspaltes. Lediglich die vonSherid<strong>an</strong> et al. (1994a, 2003) empfohlenen Strecken sind mit 0,5 mm bis 1 mm größer als dieBreite des Parodontaspaltes. Auch wenn die in der vorliegenden Studie erhobenen Kräfteeigentlich schon bei der kleinsten Auslenkungsstrecke teilweise deutlich zu groß für dieKippung eines Frontzahns waren (minimale Kraft bei dieser Auslenkungsstrecke 0,08 N,maximale Kraft bei dieser Auslenkungsstrecke 2,26 N), könnten die <strong>an</strong> den Schienengenerierten Kräfte nach Coolidge (1937) und Schroeder (1986) trotz ihrer Größeunbedenklich eingesetzt werden, da der Parodontalspalt maximal um 0,16 mm eingeengtwird.
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