Diskussion 83in der <strong>an</strong>deren in Non-Okklusion. Die Autoren konnten keinen Einfluss der Schluckkräfte aufdie orthodontische Zahnbewegung nachweisen. Da es sich bei der Zugfeder nicht um einokklusal geschlossenes orthodontisches Gerät h<strong>an</strong>delt, wurden die sich in Okklusionbefindenden Zähne durch die Schluckkräfte direkt belastet. Eine Übertragung der Kräfte aufdas orthodontische Gerät f<strong>an</strong>d dabei nicht statt. Dies ist bei orthodotischen Schienen abergerade der Fall (s. o). Damit wurde der Einfluss einer Schluckkraft über ein orthodontischesGerät auf die Zahnbewegung bisher überhaupt noch nicht untersucht.Da die Zahnbewegung auch in der vorliegenden Studie nicht betrachtet wurde, sondern nurdie resultierenden Kräfte, können hier nur theoretische Überlegungen <strong>an</strong>gestellt werden. BeimSchlucken berühren sich kurzzeitig die obere und die untere Zahnreihe. Hierbei findet eineKraftübertragung auf die Zähne vorwiegend in vertikaler Richtung statt (Brånemark et al.1990). Befindet sich die Schiene in Situ, würde sie während des Schluckens stärker nachunten gedrückt werden und der Bump damit dem zu bewegenden Zahn stärker <strong>an</strong>liegen.Gleichzeitig würde eine stärkere elastische Deformation des gesamten Schienenkörpersstattfinden. Der Zahn wäre damit während des Schluckvorg<strong>an</strong>gs größeren Kräften ausgesetzt(s. o.). Allerdings sind die beim Schlucken auftretenden Kräfte nur sehr kurz, sodass fraglichist, ob die kurzzeitige Erhöhung der Kraft Auswirkungen auf die Bewegung des Zahnes hat.In der Literatur wird die Dauer des gesamten Schluckvorg<strong>an</strong>gs mit 1,4 bis 3,4 Sekunden<strong>an</strong>gegeben (Findlay und Kilpatrick 1960, Galen 2010, Sonies et al. 1988, Witt und Timper1974), wobei drei Phasen unterschieden werden können, die orale, pharyngeale undösophageale Phase (Witt und Timper 1974). Für die orale Phase des Schluckens wird einedurchschnittliche Dauer von ca. 1 Sekunde gen<strong>an</strong>nt (Möttig-Klenner 2011, Rateitschak undWolf 2003). Da Zahnkontakte vermutlich nur in der ersten Phase entstehen, dürfte dieBelastung der Parodontien in etwa der Dauer der ersten Phase entsprechen. Anh<strong>an</strong>d derSchluckhaüfigkeit pro Tag errechnete Schmuth (1992) eine durchschnittliche Belastung derZähne von etwa 15 Minuten. Da die durchschnittliche Tragedauer für <strong>thermoplastisch</strong>geformte Schienen aber 20 Stunden beträgt (Barbagallo et al. 2008a, Boyd et al. 2000, Faltinet al. 2003), ist ein Einfluss der Schluckkräfte auf die orthodontische Zahnbewegung eherunwahrscheinlich.Anders ist dies allerdings bei Patienten zu bewerten, die unter Parafunktionen wie Bruxismusleiden. Bruxismus ist definiert als parafunktionelles Knirschen, Pressen, Reiben oder/undKlemmen zwischen der oberen und unteren Zahnreihe, das tagsüber und während der Nachtauftreten k<strong>an</strong>n (Americ<strong>an</strong> Academy of Orofacial Pain 1996). Während des Bruxierensentstehen deutlich größere Kräfte als beim Kauen und Schlucken, zudem werden die
Diskussion 84Parodontien über einen wesentlich längeren Zeitraum belastet (Slavicek und Sato 2004).Während normalerweise beim Kauen Kräfte von 200 N bis 500 N auftreten (Duyck et al.2000, Eichner 1964, Tinschert et al. 1999), k<strong>an</strong>n bei Bruxierern die durchschnittlicheokklusale Belastung bis zu doppelt so groß sein (Göz 2000). Zudem wurden Belastungszeitender Zähne durch parafunktionelle Kräfte von bis zu 2 Stunden/Tag gemessen (Göz 2000). Vordiesem Hintergrund würden bei einem Bruxierer, der mit einer orthodontischen Schienebeh<strong>an</strong>delt werden würde, die Parodontien etwa 8-fach länger mit wesentlich stärkeren Kräftenbelastet werden als bei einem Patienten ohne Parafunktionen. In der Literatur differieren dieAngaben zu der Häufigkeit von Bruxismus innerhalb der Bevölkerung zwischen 6 und 22 %(Lobbezoo und Lavigne 1997). Da sich überhaupt nur 57 % der Befragten ihrerParafunktionen bewusst sind (H<strong>an</strong>amura et al. 1987, Sehrer 2006), ist mit einer eher größerenAnzahl zu rechnen. Damit ist die Zahl der Patienten, die unter diesem Kr<strong>an</strong>kheitsbild leiden,nicht zu vernachlässigen.Die bei Bruxierern entstehenden pathologischen Kräfte könnten die <strong>an</strong> einer orthodontischenSchiene wirkenden Kräfte massiv erhöhen und die Zähne traumatisch schädigen. Im Rahmenorthodontischer Zahnbewegungen wird immer wieder über pathologisch erhöhteZahnbeweglichkeiten berichtet. Als ursächlich hierfür werden in der Literatur u. a.dislozierende Frühkontakte oder eine zu große Kraftapplikation gen<strong>an</strong>nt (Atack et al. 1996,Boyd et al. 1989). Durch eine mech<strong>an</strong>ische Überbelastung wird im Parodontalspalt einesterile Entzündung induziert (Schärer 1974). Klinisch ist dies <strong>an</strong> einer starken Lockerung derbetroffenen Zähne zu erkennen.Sind die <strong>an</strong> den Schienen generierten Kräfte schon von vornherein groß, k<strong>an</strong>n es durchParafunktionen zu übermäßig großen Kräften kommen, die die Zähne traumatisch schädigen.Vor diesem Hintergrund sollten die <strong>an</strong> orthodontischen Schienen generierten Kräfte möglichstklein gewählt werden, um das Risiko traumatischer Schädigungen so weit wie möglich zuminimieren.
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Aus der Abteilung Kieferorthopädie
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Literaturüberblick 22. Literaturü
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Literaturüberblick 4Thermoplastisc
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Literaturüberblick 6Kraftangriffsp
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Literaturüberblick 82.4.1. Die Zah
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Literaturüberblick 10Faktoren von
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Material und Methode 124. Material
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Material und Methode 144.3. Vorbere
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Material und Methode 16Abbildung 6
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Material und Methode 18Abbildung 9
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Material und Methode 204.3.3.4. Her
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Material und Methode 22Abbildung 12
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Material und Methode 24der Bump mit
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Material und Methode 26Messen der D
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Ergebnisse 28(SD 0,30 N). Bei Anwen
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Ergebnisse 30Bei palatinaler Auslen
- Seite 37 und 38: Ergebnisse 32Bei der Kippung nach v
- Seite 39 und 40: Ergebnisse 34Auch in der Analyse de
- Seite 41 und 42: Ergebnisse 36Bei Herstellung der Bu
- Seite 43 und 44: Ergebnisse 38Fx (Mittelwert über W
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- Seite 49 und 50: Ergebnisse 44654Fx [N]ohne Gewicht
- Seite 51 und 52: Ergebnisse 46hat auch nach Aufspalt
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- Seite 55 und 56: Ergebnisse 50Effektp-WertGewicht 0,
- Seite 57 und 58: Ergebnisse 52Effektp-WertGewicht 0,
- Seite 59 und 60: Ergebnisse 54765Fx [N]Kipp. vest. K
- Seite 61 und 62: Ergebnisse 564,03,53,0Fz [N]Kipp. v
- Seite 63 und 64: Diskussion 58al. 2003, Joffe 2003,
- Seite 65 und 66: Diskussion 60vernachlässigen, da d
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