Der Pfandbrief 2011 | 2012 - Verband deutscher Pfandbriefbanken

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Roundtable Pfandbriefbanken
2.
Das Pfandbriefvolumen sinkt seit Jahren. Wie lange wird diese Tendenz anhalten?
Welche Auswirkungen hat dies auf das Investorenverhalten?
Tanja Stephan (TS): Es ist zwar richtig, dass das Pfandbriefvolumen seit dem Jahr 2000
kontinuierlich sinkt, allerdings ist diese Konsolidierung tatsächlich nur bei den Öffentlichen
Pfandbriefen zu beobachten. Ein anderes Bild zeigt sich bei Hypothekenpfandbriefen, deren
Volumen seit 1998 stets über € 220 Mrd. lag. Vor der Finanzmarktkrise wurden Öffentliche
Pfandbriefe von Investoren lange Zeit als Surrogat für Staatsanleihen gesehen und auch so
vermarktet. Dies hat sich verändert. Für Investoren tritt die Qualität und Diversifizierung der
Deckungsmassen und ein ausgewogenes Deckungsmanagement stärker in den Vordergrund.
Damit gehen Portfolioumschichtungen und -reduzierungen einer Reihe von Emittenten einher,
die insgesamt eine weitere Verminderung der öffentlichen Deckungsmassen und damit der
Emission Öffent-licher Pfandbriefe zur Folge haben werden.
HB: Die hohen Fälligkeiten in ehemals staatsgarantierten Krediten an Sparkassen und Landesbanken
werden in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass bis Ende 2015 der Gesamtumlauf
weiter rückläufig sein dürfte.
3.
Die Staatsschuldenkrise hat in den vergangenen Monaten Emittenten Öffentlicher
Pfandbriefe ins Blickfeld der Investoren gerückt. Besonders kritisch werden Forderungen
an Peripherie-Staaten bewertet. Werden ausländische Deckungswerte künftig
aus den Deckungsmassen Öffentlicher Pfandbriefe verschwinden?
RG: Zunächst ist festzuhalten, dass in Anleihen der betroffenen Länder – allesamt Mitglieder
der Euro-Zone – aus Gründen der Portfoliodiversifikation investiert wurde. Entsprechend
moderat sind die Volumina gemessen am Gesamtbestand. Inwieweit ausländische Deckungswerte
künftig aus öffentlichen Deckungsmassen verschwinden werden, hängt von der jeweiligen
Ausrichtung des Geschäftsmodells der Pfandbriefbank ab.
TS: Jede Deckungsmasse ist ein Portfolio, welches vor allem unter Risiko-, Ertrags- und Liquiditätsgesichtspunkten
aktiv gemanaged werden muss. Das macht eine Diversifizierung unterschiedlicher
Bonitäten und Assetklassen unabdingbar. Ich denke nicht, dass es zielführend ist,
den Kreis der zulässigen Deckungswerte regional einzuschränken, eher im Gegenteil.
4.
Kleinteiliges Immobilienkreditgeschäft verschwindet bei einigen Pfandbrief-
emittenten. Gleichzeitig unterliegen gewerbliche Immobilienkredite größeren
Preisschwankungen. Was sind die Folgen für die Deckungsmassen?
RG: Diese Aussage trifft auf einige, aber nicht auf alle Pfandbriefemittenten zu. Einige sehen
seit jeher ihr Kerngeschäft in der privaten Wohnungsbaufinanzierung. Besonders in der
Finanzmarktkrise hat sich dieses Kerngeschäft und damit verbunden ein granulares Portfolio
als sehr nachhaltig und stabil erwiesen.