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NEUE MOBILITÄT 13

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Forschung & Entwicklung - TU Dortmund<br />

Sicherer Betrieb<br />

Mobile Prüf- und Testeinrichtung nach IEC 61851 für Ladestation und eFahrzeuge<br />

Eng verbunden mit der Verbreitung der Elektromobilität ist<br />

eine flächendeckende und standardisierte Ladeinfrastruktur.<br />

Hierbei werden an die Infrastruktur zum Laden von<br />

Elektrofahrzeugen hohe Anforderungen gestellt. Dafür sind<br />

in der IEC 61851 alle notwendigen Abläufe beschrieben, einen<br />

Ladevorgang durchzuführen. Um die Funktionalitäten<br />

von Ladestationen sowie Elektrofahrzeugen auch im Feld<br />

zu prüfen, wurde vom Kompetenzzentrum Elektromobilität,<br />

Infrastruktur und Netze an der TU Dortmund eine kompakte<br />

und mobile Test- und Prüfeinrichtung entwickelt. Es kann<br />

sowohl die Informationsübertragung seitens der Ladestation<br />

als auch seitens des Fahrzeugs simuliert und überprüft werden.<br />

Der mobile Ladetester kann von OEMs oder auch von<br />

Ladestationsherstellern und -betreibern zur Überprüfung<br />

ihrer Produkte eingesetzt werden.<br />

Anders als vielleicht der erste Anschein vermuten lässt, umfasst<br />

gerade das Laden eines Elektrofahrzeuges im öffentlichen<br />

Raum, also an einer frei zugänglichen Ladestation, weit<br />

mehr als nur eine steckbare Verbindung mit dem Stromnetz.<br />

Neben den für den Benutzer offensichtlichen Abrechnungsfunktionen<br />

und natürlich den heute üblichen Ladesteckern beinhaltet<br />

eine Ladestation vor allem Sicherheits- und Kommunikationstechnik.<br />

Die Sicherheitstechnik schützt das Elektrofahrzeug<br />

und das Stromnetz, an dem die Station angeschlossen<br />

ist, vor Fehlfunktionen. Außerdem garantiert sie dem<br />

Benutzer einen sicheren Betrieb. Dies wird zum Teil durch<br />

Schutzgeräte erreicht, die aus der Energietechnik bekannt<br />

sind. Dazu gehören z.B. Sicherungsautomaten und Fehlerstromschutzschaltungen.<br />

Allerdings können diese nicht alle<br />

Funktionen übernehmen, weshalb für das Laden von Elektrofahrzeugen<br />

neue Methoden entwickelt wurden. Diese Methoden<br />

basieren auf der Kommunikation zwischen Fahrzeug<br />

und Ladestation. Zum Beispiel wird der maximal zulässige<br />

Ladestrom von der Ladestation an das Elektrofahrzeug übermittelt,<br />

um eine Überlastung der Ladestation oder des Netzes<br />

durch das Ladegerät zu vermeiden. Die Betriebssicherheit<br />

während des Ladevorgangs wird unter anderem dadurch sichergestellt,<br />

dass die Ladestation die Verbindung des Schutzleiters<br />

zum Fahrzeug überwacht und auch die Ladesteckdose<br />

spannungsfrei schaltet, wenn die Verbindung unterbrochen<br />

wird. Dadurch wird u.a. verhindert, dass der Nutzer während<br />

des Ladevorgangs einen elektrischen Schlag bekommen kann.<br />

Um diese wesentlichen Funktionen umzusetzen, definiert<br />

die IEC 61.851 Lösungen in Form von Schaltungen und Kommunikationswegen<br />

aber auch Parameter und Grenzwerte,<br />

wie zum Beispiel Spannungsbänder und (Ab-)Schaltzeiten.<br />

Um die definierten Anforderungen auch bei bereits im Feld<br />

installierter Ladeinfrastruktur testen zu können, wurde am<br />

Kompetenzzentrum Elektromobilität, Infrastruktur und Netze<br />

der TU Dortmund ein mobiler Ladetester entwickelt. Dessen<br />

Kernanwendungsgebiet liegt vor allem bei Herstellern und<br />

Betreibern von Ladestationen. Denn gerade bei sicherheitskritischen<br />

Funktionen ist eine Prüfung nicht nur bei Neuinstallation<br />

notwendig, sondern auch zyklisch während der gesamten<br />

Lebensdauer der Ladeeinrichtung. Folglich wurde bei<br />

der Entwicklung des Ladetesters ein besonderes Augenmerk<br />

auf den mobilen und flexiblen Einsatz gelegt. Es wurde ein<br />

bedienerfreundliches Gerät entwickelt, das vom Personal vor<br />

Ort ohne hohen Schulungsaufwand eingesetzt werden kann.<br />

Der mobile Ladetester ermöglicht es, sowohl die Informationsübertragung<br />

seitens der Ladestation als auch seitens des<br />

Fahrzeugs zu simulieren und zu überprüfen. Neben der Kommunikation<br />

nach IEC 61851-1 können auch weitere Verfahren,<br />

wie z.B. die Identifizierung des Nutzers oder Fahrzeugs<br />

getestet werden. Besonders wichtig ist die Simulation typischer<br />

Ladeabläufe verschiedener Elektrofahrzeuge. Für alle<br />

Testmethoden besteht ferner die Möglichkeit, Ladezyklen<br />

mehrfach ablaufen zu lassen, um Fehlzustände sowohl von<br />

Seiten der Ladestation als auch von Seiten der Fahrzeugladeeinrichtungen<br />

zu erkennen. Ein Testzyklus für die Einhaltung<br />

der Schaltzeiten zeigt, ob die Ladestation den aktuellen<br />

Stand der Normen umsetzt.<br />

Der Ladetester ist ebenfalls vorkonfiguriert für die Untersuchung<br />

von Abrechnungs- und Authentifizierungsinfrastruktur<br />

zum Beispiel auf Basis von PowerLine-Kommunikation.<br />

So können auch diese (noch) nicht genormten Verfahren<br />

kundenspezifisch implementiert werden. Softwareanpassungen<br />

ermöglichen es außerdem, neue Anforderungen<br />

seitens der aktuellen Norm zu implementieren. So sind<br />

zum Beispiel die von den Normungsgremien diskutierten<br />

Timinganforderungen der IEC 61851-1 bereits vorkonfiguriert.<br />

Die Alltagstauglichkeit zeichnet sich durch Zusatzfunktionen<br />

des mobilen Ladetesters, wie bspw. die Protokollierung<br />

der Testzyklen aus. Durch die Speicherung der<br />

Daten auf einem externen USB-Stick kann eine lückenlose<br />

Dokumentation sichergestellt werden. Außerdem kann<br />

die Stromversorgung der Test- und Prüfeinrichtung entweder<br />

über ein Netzteil oder die 12-V-Steckose eines<br />

Fahrzeuges erfolgen.<br />

In der Standardversion des mobilen Ladetesters wurden<br />

folgende Prüf- und Testmethoden realisiert:<br />

• Pilotleiterprüfung nach der Norm IEC 61851/SAE J1772:<br />

Simuliert die fahrzeugseitige Informationsübertragung<br />

und Freischaltung der Ladestation nach IEC 61851/ SAE<br />

J1772.<br />

• PWM mit Identifikation des Nutzers oder Fahrzeuges:<br />

Test und Überwachung des Pilotsignals nach externer<br />

Autorisierung (Smartphone, Hotline, RFID) zur Freischaltung<br />

der Ladestation.<br />

• Zyklustest: Mit dem Zyklustest können zeitliche Abläufe<br />

der Fahrzeugseite sowie die Zuverlässigkeit der Informationsübertragung<br />

geprüft werden.<br />

• Voreinstellungen: Parameter, wie Grenzwerte für die<br />

fahrzeugseitige Pilotleiterbelastung oder auch den Proximity-Widerstand<br />

sind variabel.<br />

• Fahrzeug/Laderegler: Simuliert die Informationsübertragung<br />

seitens der Ladesäule nach IEC 61851-1, um die<br />

Kommunikation im Fahrzeug zu prüfen oder um fahrzeugspezifische<br />

Daten zu testen und auszulesen.<br />

• Protokollfunktion: Die Messwerte können anschließend<br />

zur Auswertung auf einen USB-Stick gespeichert werden.<br />

• Ready for ID function: Simuliert und protokolliert die<br />

fahrzeugseitige Informationsübertragung bei Anwendung<br />

verschiedener Authentifizierungsverfahren<br />

Der mobile Ladetester wird auf der diesjährigen eCarTec<br />

in München präsentiert. Dieser und andere Exponate des<br />

Kompetenzzentrums Elektromobilität, Infrastruktur und<br />

Netze der TU Dortmund sind auf dem Gemeinschaftsstand<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen in Halle A5 zu sehen.<br />

Dipl.-Ing. Christoph Aldejohann<br />

Dipl.-Ing. Willi Horenkamp<br />

Dipl.-Ing. Jonas Maasmann<br />

Dr. Fritz Rettberg<br />

Kompetenzzentrum Elektromobilität, Infrastruktur und<br />

Netze der TU Dortmund<br />

www.kompetenzzentrum-elektromobilitaet.de<br />

NRW Kompetenzzentrum<br />

Elektromobilität<br />

Infrastruktur und Netze<br />

Standort TU Dortmund<br />

eCarTec München<br />

15.-17. Oktober 20<strong>13</strong><br />

Halle A5 - Stand 508<br />

www.kompetenzzentrum-elektromobilitaet.de<br />

46 Neue Mobilität

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