Aware Broschüre 2016
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100 6. Innovationen im Bereich Lehre<br />
In Deutschland<br />
6.1 Innovationen im Bereich<br />
Lehre in Deutschland<br />
Georg Overbeck<br />
THI<br />
30<br />
Vgl. http://de.statista.<br />
com/statistik/daten/<br />
studie/156968/umfrage/<br />
duale-studiengaenge-<br />
2004-bis-2009, http://<br />
de.statista.com/statistik/<br />
daten/studie/221/<br />
umfrage/anzahl-derstudenten-an-deutschenhochschulen/,<br />
jeweils<br />
abgerufen am 31.10.<strong>2016</strong>.<br />
http://de.statista.<br />
com/statistik/daten/<br />
studie/221/umfrage/<br />
anzahl-der-studenten-andeutschen-hochschulen/,<br />
jeweils abgerufen am<br />
31.10.<strong>2016</strong>.<br />
31<br />
Vgl. http://www.dualesstudium.de/news/<br />
mehr-als-6-000-dualstudierende-in-bayern,<br />
abgerufen am 31.10.<strong>2016</strong>.<br />
Das Duale Studium<br />
Der Bologna-Prozess hat die Strukturen der Hochschulbildung und der Studienformate in Deutschland<br />
und in Europa stark vereinheitlicht. Gleichwohl können in Hinblick auf die Praxisnähe sowohl auf<br />
Bachelor- als auch auf Masterebene grob drei, sich gegenseitig überlappende Formate unterschieden<br />
werden. Zum einen bieten die traditionellen (Voll-)Universitäten eine breite Auswahl an Disziplinen von<br />
Ingenieur- über Sozial- und Geisteswissenschaften bis hin zu Natur- und Lebenswissenschaften an.<br />
Komplementär dazu fokussieren die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) auf praxisorientierte<br />
Studiengänge insbesondere in den Ingenieur- und Wirtschafts-/Sozialwissenschaften, die<br />
sich von den traditionellen Universitäten oftmals durch zusätzliche Praxissemester und seminaristischen<br />
Unterricht auszeichnen, gehalten von Dozenten mit jahrelanger Industrieerfahrung bzw. entsprechender<br />
berufspraktischer Erfahrung außerhalb des Hochschulbereichs. Die konsequente Weiterführung dieser<br />
Praxisorientierung bis hin zur vollständigen Praxisintegration erfolgt durch ein drittes Studienformat, das<br />
sogenannte Duale Studium. Wie bereits die Begrifflichkeit nahelegt, werden in diesem Format die dem<br />
sekundären Bereich zugehörige, in Deutschland traditionsreiche duale Ausbildung sowie Praxisphasen<br />
im Betrieb mit einem wissenschaftlichen Hochschulstudium verzahnt.<br />
Charakteristika<br />
Mit deutschlandweit etwa 95.000 Studierenden von insgesamt rund 2.700.000 im Jahr 2014 30 kann<br />
das Duale Studium als Nischenangebot gesehen werden, wogegen es im hochschulpolitischen Diskurs<br />
einen breiten Raum einnimmt. Dies ist zum einen dem dynamischen Wachstum dualer Studiengänge<br />
geschuldet, so verzehnfachten sich etwa in Bayern in den letzten acht Jahren die Studierendenzahlen<br />
auf über 6.000 31 . Im zunehmenden Wettbewerb der Hochschulen untereinander kommt dem Dualen<br />
Studium somit eine wichtige Rolle für die Profilbildung zu. Darunter fallen auch die zunehmende Internationalisierung<br />
und der Export des Studienmodells. Befördert wird das Duale Studium nicht zuletzt<br />
durch die allgemeine Entwicklung, Hochschulsysteme in Hinblick auf den Arbeitsmarkt durchlässiger<br />
zu gestalten. Auf institutioneller Ebene hat diese Entwicklung die verstärkte Integration von dualen<br />
Studiengängen in HAWs (und teilweise Universitäten) sowie die Umwandlung sogenannter Berufsakademien<br />
in Duale Hochschulen zur Folge, womit die Absolventen der dualen Studiengänge einen international<br />
anerkannten akademischen Abschluss erhalten. Initiiert wurde das Format Anfang der siebziger<br />
Jahre in Süddeutschland, wo unter dem Schlagwort „Stuttgarter Modell“ auf Initiative der Industrie im<br />
Modellversuch erste Berufsakademien im Bundesland Baden-Württemberg gegründet wurden. Diese<br />
Einbeziehung von Unternehmen ist konstituierendes Kernmerkmal des Dualen Studiums: Dabei hat die<br />
Dualität mehrere Dimensionen:<br />
• Die gleichgewichtige Verzahnung zwischen Studien- und Praxisinhalten, in denen jeweils<br />
Studienleistungen erworben werden. Diese sind zwischen Unternehmen und Hochschule<br />
abgestimmt, häufig durch gemeinsame Studieninhalte, wobei der Grad der Mitgestaltung<br />
von Unternehmensseite sehr unterschiedlich ausfallen kann. Handelt es sich um