Aware Broschüre 2016

106 6. Innovationen im Bereich Lehre
In Brasilien
Aspekte der Evaluierung in diesem Bereich angesehen. Dies reicht vom Vorschlag für einen Masteroder
Promotionsstudiengang, über das geistige Eigentum der Lehrenden und Studierenden hinsichtlich
der Qualität von Abschlussarbeiten und Dissertationen, sowie die fachliche Produktion, bis hin
zur Verbreitung der technologischen Entwicklung in der Gesellschaft. Der zuletzt genannte Aspekt ist
eines der Kriterien, welche zu einer höheren Bewertung (Note sechs oder sieben) eines Postgraduiertenprogramms
und zur Vergabe des Siegels „internationaler Exzellenzstudiengang“ führen.
In anderen Bereichsdokumenten wird der Begriff Innovation i. d. R. noch recht vereinfacht dargestellt
und seine Bedeutung oft verwechselt. Innovationen werden dann mit einer über die Grenzen des
menschlichen Wissens hinausgehenden Neuigkeit gleichgesetzt. In diesen Bereichsdokumenten
werden Innovationen nach den Vorgaben des brasilianischen Bildungsministerium (MEC) bzw. der
Verordnung Nr. 17 vom 28. Dezember 2009, die den sogenannten Professional Masterstudiengang
der CAPES regelt, lediglich erwähnt. Diese berufsorientierten Masterstudiengänge wurden eingeführt,
um eine ausreichende Anzahl an Absolventen auszubilden, die in der Lage sind neue Techniken und
Verfahren in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich zu erarbeiten. Diese Vorgaben werden in der Verordnung
Nr. 17 des brasilianischen Bildungsministeriums noch deutlicher formuliert. So weist z. B. Artikel
10 ausdrücklich darauf hin, dass diese Programme u. a. folgende Indikatoren enthalten bzw. anhand
von ihnen beurteilt werden sollten: Anzahl von Patentanmeldungen, Eintragung von geistigem Eigentum
und Software, einschließlich der Hinterlegung freier Software in anerkannten Repositorien oder
Erlangung alternativer bzw. flexibler Lizenzen für die geistige Produktion, sofern die Nutzung durch die
akademische Gemeinschaft oder den Produktivsektor nachweislich ist.
Diese beruflich ausgerichteten Masterstudiengänge wurden mit der Verordnung Nr. 080 vom 16.
Dezember 1998 in das SNPG-System eingeführt. Diese CAPES-Verordnung regelt die Anerkennung
des Professional Masters, als Masterstudiengang mit einer stärkeren fachlich-technischen Komponente
zur Steigerung der beruflichen Leistung. Nach dem Gesetz sind die Abschlüsse Professional
Master und Akademischer Master trotz der unterschiedlichen beruflichen Qualifizierung gleichwertig
und werden beide landesweit rechtlich anerkannt.
Vor kurzem wurde in Brasilien das Gesetz Nr. 13.243 veröffentlicht, das die Fördermechanismen für
die wissenschaftliche Entwicklung und Forschung sowie für die wissenschaftliche und technologische
Bildung und Innovation festlegt. Obwohl das Gesetz noch durch Durchführungsbestimmungen und
Erlasse geregelt werden muss, besteht große Hoffnung, dass die Wissenschafts-, Technologie- und
Innovationslandschaft dadurch einen Entwicklungsschub erhält. Das Gesetz führt zu flexibleren Beziehungen
zwischen Hochschulen und Industrie, was eine breitere und vor allem dynamischere Zusammenarbeit
ermöglicht.
Das Zentrum für Management und Strategische Studien (CGEE), eine soziale Organisation unter
der Aufsicht des brasilianischen Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovation (MCTI),
stellte bei der letzten Zusammenkunft der Brasilianischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft
(SBPC) im Juli 2016 das Buch „Mestres e doutores 2015 – Estudos da demografia da base
técnico-científica brasileira“ vor. Das Buch enthält eine Aktualisierung und methodologische Erweiterung
der Datenbank von Absolventen der Postgraduiertenprogramme des Landes. Teil III der Studie
beschreibt für den Zeitraum 2009 bis 2014 die Beschäftigungsbedingungen der Absolventen von
Master- und Promotionsstudiengängen in Unternehmen. Es wurde untersucht, wie die brasilianischen
Absolventen von Master- und Promotionsstudiengängen in öffentlichen und privaten Einrichtungen
und Betrieben untergekommen sind. In der Studie wird deutlich, dass die durchschnittliche jährliche
Wachstumsrate der Bevölkerungsgruppe mit akademischem Abschluss (Absolventen aus Master- und
Promotionsstudiengänge) ab 1965 und ihre Beschäftigung in öffentlichen und privaten Institutionen
oder Betrieben zwischen 2009 und 2014 beachtlich waren und Werte über 9,3 % pro Jahr erreichten.