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Aware Broschüre 2016

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9. Erfindungen und Patente<br />

In Deutschland<br />

163<br />

Sofern die Hochschule selbst verwertet, gibt es drei Optionen:<br />

• Verkauf des Schutzrechts gegen einen angemessenen Marktpreis, wobei dieser<br />

grundsätzlich sowohl als Pauschale erfolgen oder sich am Geschäftserfolg orientieren<br />

kann. Um Unternehmensrisiken zu vermeiden, legen sich die Unternehmen meistens auf<br />

eine Pauschalsumme fest. Ein entsprechender Betrag kann bereits vor Beginn eines<br />

Drittmittelprojekts vereinbart werden. In der Praxis handeln die Partner Hochschule<br />

und Industrie einen entsprechenden Vertrag häufig erst nach Zustandekommen einer<br />

Erfindung aus.<br />

• Halten des Schutzrechts und Lizenzübertragung der jeweiligen Rechte. Dies kann<br />

auch im Rahmen einer Option erfolgen. Damit räumt die Hochschule einem Dritten<br />

ausschließliche Nutzungsrechte – exklusiv als teurere oder nicht exklusiv als günstigere<br />

Option – ein. Die Vergütung für die Übertragung der Nutzungsrechte kann hier ebenfalls<br />

unterschiedlich ausgestaltet werden und sich von einer Pauschalsumme bis hin zu einer<br />

Umsatzbeteiligung erstrecken, etwa in Form von Nettoverkaufserlösen.<br />

• Halten des Schutzrechts und Ausgründung. Entsprechende Regelungen ermöglichen<br />

zwar die Ausgründung, je nach Bundesland können jedoch (noch) haushaltsrechtliche<br />

Hürden bestehen – denn das Hochschulwesen fällt, wie in Kapitel IV beschrieben,<br />

grundsätzlich in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer. Ist beispielsweise hochschulseitig<br />

die Beteiligung als stiller Gesellschafter angedacht, so kann es sein, dass<br />

die Hochschule nach jeweiligem Landesrecht nichtsdestoweniger aktive Kontroll- und<br />

Mitspracherechte wahrzunehmen hat. Ferner möchten sich Hochschulen in aller Regel<br />

primär durch Einlage von Patenten und weniger durch finanzielle Beiträge einbringen,<br />

womit sie nicht immer den erforderlichen Einlagepflichten genügen.<br />

Einbettung in die Hochschulstrategie<br />

Diese drei Optionen zeigen, dass das Management von Erfindungen, Patenten sowie anderen Schutzrechten<br />

weite, mit entsprechenden Verantwortlichkeiten einhergehende Handlungsspielräume gewährt<br />

und daher mit entscheidend für Selbstverständnis, Positionierung, Außendarstellung sowie die Weiterentwicklung<br />

dieser drei Bereiche ist. Dieser Bedeutung entsprechend betrifft die Verwertung innerorganisatorisch<br />

gleichermaßen das strategische Hochschulmanagement auf universitärer Leitungsebene,<br />

die juristischen Stabsstellen, die Wissenschaftler sowie auf operativer Ebene insbesondere das Drittmittel-<br />

und Forschungsmanagement. Hier gilt es zusammenzuwirken, um bereits in ersten Gesprächen<br />

mit künftigen Drittmittelgebern zu den Forschungsinhalten auf einen möglichst frühzeitigen Schutz von<br />

Erfindungen hinzuwirken. Umgekehrt kann die Diskussion über Patente allerdings dazu führen, dass<br />

Forschungsprojekte gar nicht erst initiiert oder durchgeführt werden (können). Lösungsansätze für eine<br />

optimale Verwertung kann hier die zentrale Hochschul- bzw. Patentstrategie geben, die die meisten<br />

Hochschulen eingeführt haben.<br />

Unter deren Dach ist der monetäre Kosten- und Nutzenaspekt bezüglich der Aufrechterhaltung und<br />

Verteidigung von Schutzrechten nur ein Aspekt unter vielen: Welches Gewicht kommt den Publikationen,<br />

mithin dem freien Wissen in der Scientific Community zu, welches künftigen Innovationen und<br />

damit dem finanziellen Ertrag? Über welche Schutzrechte verfügen die Hochschule und ihre Partner<br />

bereits? Gibt es, etwa über Rahmenverträge, privilegierte Unternehmenspartner und bereits etablierte<br />

Verwertungsprozesse? Welche Ressourcen stehen für das Management von Schutzrechten zur Verfügung?<br />

Sind möglicherweise Förderanträge zum Ausbau der aktuellen Verwertungsstrategie geplant?<br />

Welchen Stellenwert kommt der Unterstützung und Betreuung von Gründerteams zu, etwa im Rahmen

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