Aware Broschüre 2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
136 8. Governance und Management<br />
In Deutschland<br />
von Innovationen<br />
8.1 Governance und<br />
Management von<br />
Innovationen in<br />
Deutschland<br />
Georg Overbeck<br />
THI<br />
Aufbauorganisation in der Drittmittelforschung<br />
Die heutige Aufbauorganisation in der Drittmittelforschung bzw. an forschenden Hochschulen ist relativ<br />
jung und Ergebnis neuer, politisch getriebener Rahmenbedingungen, zeitlich befristete (Drittmittel-)<br />
Projekte, zunehmend strategische Prozesse und komplexe Abwicklungsmechanismen erfordern starke<br />
Supportstrukturen.<br />
Betriebswirtschaftliche Logiken als Treiber<br />
Je nach Ausrichtung und Intensität der Forschungsaktivitäten sind Hochschulstrukturen individuell<br />
angelegt. Eine Vergleichbarkeit ist jedoch insoweit gegeben, als nahezu sämtliche forschungsaktiven<br />
Hochschultypen bzw. Hochschulen innerhalb der letzten 20 Jahre ein professionalisiertes Forschungsmanagement<br />
implementiert haben, das von der ganzheitlichen Strategieplanung über Anbahnungsmaßnahmen<br />
bis hin zur operativen Abwicklung sämtlicher Forschungsvorhaben reicht. Entsprechend<br />
dieser Logik funktionaler Managementebenen sowie der des Projektlebenszyklus wird die Forschungsmanagementstruktur<br />
häufig als Zentraleinheit zusammengefasst.<br />
Diese Struktur hat sich erst in den Jahrzehnten nach der deutschen Wiedervereinigung etabliert,<br />
einem Zeitabschnitt, in dem deutschlandweit behördenübergreifend sogenannte New Public Management<br />
(NPM)-Modelle eingeführt wurden. NPM verfolgt die Zielsetzung, öffentliche Einrichtungen<br />
effizienter, verstärkt nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, mithin auch marktnäher auszurichten. Im<br />
deutschen Hochschulbereich lieferte die vielzitierte „Bildungsmisere“ einen maßgeblichen Anstoß für<br />
diese Entwicklung. Unter diesem Begriff ließ sich eine Vielzahl suboptimaler Rahmenbedingungen<br />
zusammenfassen: überfüllte Hochschulen, schlechte Studienbedingungen und eine veraltete Infrastruktur.<br />
An dieser Ressourcenkrise setzte seinerzeit NPM an, indem an den öffentlichen Hochschulen<br />
quasiunternehmerische Konzepte, Strukturen und Spielräume eingeführt wurden, die sich bereits<br />
im angelsächsischen Raum etabliert hatten (Academic Capitalism, Entrepreneurial University). Vor<br />
diesem Hintergrund wird deutlich, dass schon der Begriff Forschungsmanagement an sich betriebswirtschaftliche<br />
Logiken transportiert und somit den Diskurs bestimmt.<br />
Diese betriebswirtschaftlichen Denkweisen haben die Forschung jedoch nicht nur strukturseitig, sondern<br />
in großen Teilen auch inhaltlich verändert. Tradiert galt über lange Zeit das (selbstredend idealtypische)<br />
Bild des einzelnen Forschers, der sich im Rahmen seines individuellen Rechts der Freiheit von<br />
Forschung und Lehre vollständig von seinen eigenen Forschungsinteressen im Sinne eines weiten,<br />
staatlich alimentierten Freiraums leiten ließ. Ihrer Eigenart nach sind Forschungsaktivitäten thematisch