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76 4. Innovationspolitik<br />

In Brasilien<br />

15<br />

Vgl. http://www.mct.gov.<br />

br/index.php/content/<br />

view/29144.html. Ministério<br />

da Ciência, Tecnologia<br />

e Inovação (2015),<br />

Indicadores Selecionados<br />

de Ciência, Tecnologia e<br />

Inovação, abgerufen am<br />

31.10.<strong>2016</strong>.<br />

Ein Großteil der investierten öffentlichen Mittel sind für die Finanzierung von Forschungsstipendien<br />

für Master-, Doktoranden- und Postdoktorandenprogramme sowie ihre Einbettung in wissenschaftliche<br />

Forschung bestimmt und werden von den jeweils zuständigen brasilianischen Förderagenturen<br />

(CAPES und CNPq) oder den FAPs vergeben. Gemeinsam vergaben diese Einrichtungen 2012 mehr<br />

als 294.000 Stipendien. 15 Die Kriterien zur Mittelvergabe sind eng an Indikatoren wie z. B. wissenschaftliche<br />

Verwertung gekoppelt. Der Hauptfokus liegt dabei auf Publikationen in renommierten<br />

wissenschaftlichen Zeitschriften. Wesentlich geringere Bedeutung wird technologischen oder aufgrund<br />

von Innovationen entstandenen Produkten beigemessen. Patente werden nur dann vollständig<br />

gewertet, wenn sie offiziell vom brasilianischen Patentamt INPI vergeben wurden. Das entsprechende<br />

Verfahren ist derzeit noch recht schwerfällig und kann bis zum erfolgreichen Abschluss über ein Jahrzehnt<br />

laufen. Aus diesem Grund ist in einem Zeitraum von 14 Jahren, bzw. zwischen 1998 und 2011,<br />

der Anteil internationaler Veröffentlichungen Brasiliens in der Scopus-Datenbank um 32,48 % mehr<br />

gestiegen als die Anzahl internationaler Patente, die von Brasilianern beim amerikanischen Patentamt<br />

USPTO hinterlegt wurden. Hinzu kommt, dass professionelle Master- und Promotionsstudiengänge,<br />

die als Produzenten von unmittelbar anwendbaren Technologien regelrechte Innovationsmotoren sind,<br />

in der Regierungspolitik noch nicht die verdiente Berücksichtigung gefunden haben und leider keine<br />

Mittel und Stipendien erhalten. Aus den genannten Daten könnte man deuten, dass die Regierung<br />

die öffentlichen Maßnahmen zur Innovationsförderung vernachlässigt hat. Diese Schlussfolgerung ist<br />

jedoch nicht völlig zutreffend, da das Land über eine breite Palette an Instrumenten zur Förderung<br />

von Unternehmergeist und produktiver Kreativität verfügt, die von einem konsistenten gesetzlichen<br />

Rahmen getragen werden. Im Folgenden werden diese vorgestellt.<br />

Instrumente und rechtlicher Rahmen<br />

Die ersten Initiativen zur Innovationsförderung, die noch vor der Verabschiedung der neuen brasilianischen<br />

Verfassung im Jahre 1988 ergriffen wurden, erfolgten hauptsächlich aufgrund der Gesetze<br />

7.232 vom 29.10.1984, das auch als das erste Informatikgesetz bezeichnet wird, und 7.646 vom<br />

18.10.1987, das als Softwaregesetz bekannt ist. Das Informatikgesetz errichtete Schutzbarrieren für<br />

die Produktion und Vermarktung von Informatikerzeugnissen mit dem Ziel „brasilianischen Unternehmen<br />

ein angemessenes Schutzniveau in ihrer Konsolidierungsphase zu sichern, bis sie für den internationalen<br />

Wettbewerb bereit sind“ (§ 9). Das Softwaregesetz regelte den Schutz geistigen Eigentums<br />

von Computerprogrammen und sicherte den Urhebern Inhaberrechte für einen Zeitraum von fünfzig<br />

Jahren. Bei Verletzung der Bestimmungen waren Strafen und Bußgelder vorgesehen. Ferner regelte<br />

das Gesetz Lizenzierung, Vermarktung und Technologietransfer von Computerprogrammen. 1991<br />

wurde dieser Marktschutz durch das Gesetz 8.248, das sogenannte Neue Informatikgesetz, ersetzt.<br />

Mit dem Gesetz 8.661/93 begann eine neue Phase politischer Maßnahmen zur Förderung technologischer<br />

Innovationen. Das Gesetz ermöglichte z. B. einen Steuerverzicht von bis zu 4 % des anfallenden<br />

Steuerbetrags, wenn dieser im Rahmen der sogenannten Pläne zur technologischen Entwicklung in<br />

Industrie und Landwirtschaft bzw. Viehzucht (PDTI und PDTA) sowie für F&E-Aufwendungen bezüglich<br />

der Entwicklung von Computerchips und Software. genutzt wurde. Dies galt für Unternehmen, die<br />

integrierte Schaltungen entwickelt und F&E zur Herstellung von Software betrieben haben. Wie in § 1<br />

der zugehörigen Durchführungsbestimmungen (Erlass 949 vom 5. Oktober 1993) ausgeführt, wurde<br />

auf diese Weise in den Unternehmen durch die Entwicklung inländischer Innovationen technologisches<br />

Capacity Building angeregt.

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