Aware Broschüre 2016
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8. Governance und Management<br />
von Innovationen<br />
In Deutschland<br />
143<br />
Anspruch oder mit Bezug auf die Doktorandenausbildung bedient werden? Geht es um Einzel- oder<br />
Kooperationsprojekte, verfolgen Letztere ergebnisoffene Forschung oder ausschließlich den Transfer<br />
von Technologien, ohne explizit neues Wissen zu schaffen? Bewirbt sich die Hochschule mit regionalen<br />
oder mit überregionalen Partnern auf bestimmte Netzwerkprogramme? Ist die Ausrichtung auf regionale,<br />
nationale, europäische oder internationale Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten fokussiert? Handelt<br />
es sich um ein Programm, das speziell Hochschulen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oder<br />
andere spezifische Einrichtungen adressiert? Welche Förderprogramme auch priorisiert werden, es ist<br />
offensichtlich, dass mit der Programmauswahl auch das politische, vom jeweiligen Fördermittelgeber<br />
intendierte Agenda-Setting einhergeht. Es ist nun die Aufgabe der Hochschulleitung, diesen gestalterischen<br />
Freiraum auszunutzen, um ggf. einerseits bestimmte Förderprogramme aktiv zu bewerben und<br />
andererseits dort Grenzen zu setzen, wo strategisch-inhaltliche oder ressourcentechnische Belange<br />
der Hochschule einer Einwerbung bestimmter Programme entgegenstehen.<br />
42<br />
So wurden im<br />
Förderprogramm Zentrales<br />
Innovationsprogramm<br />
Mittelstand (ZIM) zwei<br />
Drittel aller eingegangenen<br />
Anträge bewilligt. Belitz,<br />
H., Eickelpasch, A.,<br />
& Lejpras, A. (2012).<br />
Volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der<br />
Technologie- und<br />
Innovationsförderung im<br />
Mittelstand, Projekt-Nr.:<br />
49/10 Schlussbericht.<br />
Deutsches Institut für<br />
Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Technologie.<br />
S. 75.<br />
43<br />
European Commission: Fact<br />
Sheet: SMEs in HORIZON<br />
2020; Vgl. http://ec.europa.<br />
eu/research/horizon2020/<br />
pdf/press/fact_sheet_<br />
on_sme_measures_in_<br />
horizon_2020.pdf, S. 2.,<br />
abgerufen am 31.10.16.<br />
Stellt man speziell auf die Endlichkeit der Ressourcen im Forschungsmanagement ab, so ist bei der<br />
Auswahl von Förderprogrammen aus Effizienzgründen darauf zu achten, dass verstärkt diejenigen<br />
Programme berücksichtigt werden, in denen es bereits ein Erfahrungswissen, also Antrags-, Abwicklungs-<br />
und Abrechnungsroutinen gibt. Aus dieser Perspektive heraus macht es Sinn, Forschungsaktivitäten<br />
entlang bestimmter Programme zu steuern. Dies zeigt die Relevanz der Steuerungsfunktion<br />
von Seiten der Hochschulleitung auf, die analysiert, motiviert, ggf. moderiert oder regulierend eingreift.<br />
Davon unabhängig kann es aus strategischen Gründen für die Hochschule durchaus Sinn machen,<br />
komplementär Förderprogramme zu bedienen, in denen noch kein Erfahrungswissen besteht, um<br />
Sichtbarkeit und Renommee zu stärken. Auf dieser Basis einer Bewahrung des vorhandenen institutionellen<br />
(impliziten) Wissens insbesondere in Form von Antrags- und Abwicklungsroutinen können<br />
neue Förder gebiete und -programme sukzessive erschlossen und ausgebaut, das Portfolio und das<br />
Leistungsangebot des Forschungsmanagements somit langfristig verbessert werden.<br />
Förderwahrscheinlichkeit<br />
Angesichts des häufig monatelangen Arbeits- und Mehraufwandes bei der Antragstellung stellt die<br />
Förderwahrscheinlichkeit, insbesondere für nicht grundfinanzierte Organisationseinheiten, ein eminent<br />
wichtiges Entscheidungskriterium dar. Da nahezu sämtlichen Förderprogrammen ein wettbewerbliches<br />
Verfahren zugrunde liegt und somit zwar das Budget des kompletten Programms feststeht, nicht jedoch<br />
die Anzahl der sich bewerbenden Einrichtungen sowie deren Antragsvolumina, können zwar keine<br />
genauen Aussagen gemacht werden, aufgrund von Erfahrungswerten lassen sich jedoch Tendenzen<br />
abschätzen. Im nationalen Kontext ist eine Förderwahrscheinlichkeit von über 50 % 42 die Ausnahme,<br />
weitaus häufiger liegen die Förderquoten um 20 % wie etwa das im Jahr 2014 ausgelaufene 7.<br />
Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission zeigt. Die Auswahl des Förderprogramms<br />
ist somit auch eine rationale Kosten-Nutzen-Entscheidung sowohl für die Wissenschaftler als auch für<br />
Forschungsmanagement und Hochschulleitung. Schließlich gilt es darauf hinzuwirken, dass Wissenschaftler<br />
und Forschungsadministration ihre Ressourcen weniger in die Akquise, sondern vielmehr in<br />
die inhaltliche und administrative Bearbeitung investieren. Eine Erleichterung kann hier zum Ersten das<br />
häufig angewandte Instrument des zweistufigen Antragsverfahrens (two-step applications) schaffen.<br />
Dort ist es in der ersten Phase ausreichend, eine Beschreibung mit geringerem Detaillierungsgrad einzureichen.<br />
Ein umfangreicher, noch arbeitsintensiverer Antrag wird dann erst den Finalisten der zweiten<br />
Phase abverlangt. Zum Zweiten gibt es sowohl nationale als auch von der EU finanzierte Anbahnungshilfen<br />
speziell für das Erstellen anspruchsvoller und arbeitsintensiver Förderanträge („Dedicated SME<br />
Instrument“ im Rahmen von HORIZON 2020 oder „EU-Antrag FH“ auf nationaler Ebene 43 ), welche<br />
freilich ebenfalls mit – wenn auch verhältnismäßig geringem – bürokratischen Aufwand beantragt werden<br />
können. Zum Dritten sind eine Analyse des Kosten-Nutzen-Aufwandes sowie die Suche nach Förderalternativen<br />
bzw. die Weiterentwicklung und Neueinreichung abgelehnter Anträge weitere wichtige