Aware Broschüre 2016
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102 6. Innovationen im Bereich Lehre<br />
In Deutschland<br />
Synergieeffekte<br />
Das Duale Studium ist somit für alle drei Parteien mit Synergieeffekten verbunden:<br />
• Die Studierenden erhalten im Rahmen ihres Arbeitsverhältnisses in aller<br />
Regel – zumindest während der betrieblichen Praxisphasen – eine Vergütung. Die<br />
Chancen auf eine Übernahme durch den Betrieb sind sehr hoch. Im Gegenzug wird<br />
den Studierenden ein überdurchschnittlich hohes Maß an Leistungsbereitschaft und<br />
Selbstorganisation abverlangt – wenn andere Studierende Semesterferien haben, sind<br />
sie in der Ausbildungs- bzw. Praxisphase im Unternehmen, nicht zuletzt deswegen weil<br />
sie als reguläre Arbeitnehmer lediglich über den Jahresurlaub verfügen.<br />
• Da ein solches, vergütetes Training on the Job ein großes Incentive für Studierende<br />
darstellt und die Unternehmen häufig nach aufwändigen Bewerbungs- und<br />
Assessmentverfahren einstellen, rekrutiert die Hochschule überdurchschnittlich<br />
gute Studierende und erschließt sich mit den entsendenden Unternehmen als<br />
Kooperationspartner weitere potenzielle Felder für die Zusammenarbeit in Forschung<br />
oder Weiterbildung, die zu Drittmitteleinnahmen führen können. Gewinnbringend kann<br />
auch die Durchmischung bzw. der Austausch der dual Studierenden mit den weiteren<br />
Studierenden sein.<br />
• Dem Unternehmen kommt die hohe Praxisrelevanz der Studieninhalte zugute, wobei<br />
diese wie andere Studiengänge freilich einer entsprechenden Qualitätskontrolle<br />
unterliegen, etwa werden sämtliche Bachelor- und Masterstudiengänge der THI<br />
ohnehin durch externe Gutachter akkreditiert. Das Unternehmen kann aufgrund der<br />
Attraktivität des Dualen Studiums sowohl regional als auch überregional sehr gute<br />
und leistungsbereite Mitarbeiter anwerben, die durch den alternierenden Wechsel der<br />
Lernorte in Studium und Betrieb das Unternehmen und seine Routinen kennen, mithin<br />
sofort einsetzbar sind.<br />
32<br />
Vgl. http://www.dhbw.<br />
de/die-dhbw/wir-ueberuns/zahlen-fakten.html,<br />
abgerufen am 31.10.<strong>2016</strong>.<br />
Unterschiede: Institutionen<br />
Institutionsseitig ist das Duale Studium je nach Bundesland unterschiedlich organisiert, da zum einen<br />
das deutsche Hochschulwesen in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer fällt (vgl. Kapitel<br />
IV) und zum anderen vielerorts erst in den letzten Jahren Berufsakademien, die dual Studierende<br />
traditionell ausbilden, teilweise umgewandelt oder Aktivitäten gebündelt und einzelne Einrichtungen<br />
vernetzt wurden. Als Vorreiter gilt hier wiederum das Land Baden-Württemberg, das 2009 seine neun<br />
Berufsakademien zu einer eigenen, derzeit rund 34.000 Studierende 32 umfassende Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg zusammengefasst hat – mit dem Vorteil, dass mit diesem eigenständigen<br />
Institutionstyp Studieninhalte einerseits ganz besonders stark auf die Bedürfnisse von Unternehmen<br />
ausgerichtet werden können und andererseits eine gleich starke zeitliche Gewichtung zwischen den<br />
beiden Lernorten Hochschule und Betrieb vorgenommen werden kann, da keine Rücksicht auf reguläre<br />
Studienformate anderer Hochschultypen genommen werden muss. In einer eigens nur für dual Studierende<br />
eingerichteten Hochschule ist keine Zulassungsbeschränkung bzw. kein Numerus Clausus<br />
erforderlich. Außerhalb einer rein dualen Hochschule kann sich dieser in Einzelfällen als problematisch<br />
erweisen, wenn dual Studierende von Unternehmen nicht primär nach Noten, sondern nach sozialen<br />
Kompetenzen ausgewählt werden und bei der Zulassung diese dual Studierenden dann mit regulären,<br />
ebenfalls sehr guten Studienbewerbern konkurrieren. Bayern beispielsweise integriert das Duale<br />
Studium in bereits bestehende Studiengänge, womit der Theorieumfang dem des dortigen regulären<br />
Studiums entspricht. Unter dem Dach einer „hochschule dual“ bündeln bayerische Hochschulen seit<br />
2006 über entsprechende Ressourcen und Arbeitsgruppen gemeinsame Aktivitäten rund um die