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Aware Broschüre 2016

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9. Erfindungen und Patente In Brasilien<br />

169<br />

Jahren Postgraduiertenstudiengänge im Bereich Ingenieurwesen im Programm haben, taucht das Wort<br />

„Patente“ in den akademischen Strukturen beider Hochschulen nicht auf. Wir entdeckten zwar einige<br />

wenige Patentanmeldungen von einzelnen Dozenten, diese gingen jedoch auf die persönliche Initiative<br />

der Wissenschaftler zurück, die auch die vom INPI verlangten Fachtexte und Berichte für die Patentanmeldung<br />

selbst verfasst hatten.<br />

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es keine besondere Herausforderung für Wissenschaftler<br />

sei, einen Text zur Beschreibung ihrer Erfindung zu verfassen, insbesondere, wenn sie im Bereich<br />

Ingenieurswissenschaften an Hochschulen Forschung betreiben und es gewohnt sind, wissenschaftliche<br />

Arbeiten zu schreiben und bei Fachzeitschriften zum Lektorat einzureichen. Tatsache ist aber, dass<br />

die Fachtexte mit der Beschreibung der Erfindung und Begründung der Innovationsansprüche sehr<br />

kurz sind, insbesondere im Vergleich zu den sonst recht langen akademischen Abschlussarbeiten und<br />

Dissertationen. Bei der Patentanmeldung geht es um die rechtlichen Aspekte der Eintragung einer Erfindung<br />

und darin kennen sich Dozenten und Professoren mangels Erfahrung kaum aus. Im Gegenteil,<br />

wenn der Wissenschaftler ein Paper für Fachzeitschriften im Bereich Ingenieurwesen oder einen Beitrag<br />

für ein Symposium oder einen Kongress vorbereitet, tendiert er zu einer präzisen und ausführlichen<br />

Darstellung der technischen Einzelheiten der Arbeit. Alle Spezifikationen wie Abmessungen, Spannungen,<br />

Strom- und Leistungswerte werden mit den genauen Werten angegebenen, nachdem sie mit<br />

Hightech Equipment gemessen wurden und nun fast bis zur letzten Dezimalstelle vorgestellt werden.<br />

Der Ingenieur als Forscher ist also üblicherweise sehr sorgfältig in seinen Texten und liefert Detailvielfalt<br />

und präzise Zahlenangaben. Bei dem Fachtext, der mit der Patentanmeldung eingereicht wird,<br />

ist eine derart detaillierte Ausführung fehl am Platz. Die Beschreibung der Innovation sollte einerseits<br />

den Neuigkeitswert der Erfindung herausstellen, andererseits allgemein und nicht spezifisch sein. Wie<br />

bereits erwähnt, sollte die Angabe von genauen Zahlen wohlüberlegt und in der Patentbeschreibung<br />

soweit wie möglich vermieden werden. Man kommt folglich zu dem Schluss, dass Wissenschaftler an<br />

Universitäten zweifelsohne erfahrene Beratung bei der Erstellung von Texten für die Patentanmeldung<br />

benötigen. Eine derartige Beratung gab es 1994 weder an der UFPR noch an der UFSC. Die wenigen<br />

Forscher, die bereits Patentanträge beim INPI eingereicht hatten, hatten die erforderlichen Fachtexte<br />

selbst verfasst, obwohl ihnen bewusst war, dass diese Vorgehensweise wegen ihrer mangelnden<br />

Erfahrung nicht ratsam war.<br />

Auch das, was nach der Erteilung der Patenturkunde geschehen würde, bereitete uns damals Sorge.<br />

In unserem Fall hätte die elektronische Schaltung als interessante Alternative gegenüber den damals<br />

existierenden Komponenten unmittelbare Anwendung in der Industrie gefunden. Wir als Forscher<br />

hegten folglich den Wunsch und die Hoffnung, dass ein Unternehmen sich alsbald für den Einsatz der<br />

Schaltung in Industrieerzeugnissen interessieren würde. Uns selbst war die Industrialisierung unserer<br />

Erfindung nicht möglich. Nach Erhalt der Patenturkunde sollte demzufolge die Lizenzvergabe des<br />

Patents an Unternehmen mit Interesse, es in kommerziellen Produkten anzuwenden, erfolgen. Die Lizenzierung<br />

ermöglicht dem Erfinder die Verhandlung von Nutzungsrechten. Ohne den Schutz für seine<br />

Erfindung zu verlieren, hat er dadurch Einnahmen. Durch die Lizenzvergabe können Dritte die Neuerung<br />

lediglich in ihren Produkten nutzen.<br />

Doch wie funktioniert die Lizenzvergabe für ein Patent? Wir als Wissenschaftler verfügten nicht über<br />

die nötigen juristischen Kenntnisse für die Abfassung und den Abschluss eines Lizenzvertrags. Wieder<br />

wäre eine professionelle Beratung erforderlich gewesen, was seinerzeit weder die UFPR noch die<br />

UFSC anbieten konnten.<br />

Selbstverständlich gibt es Firmen und Kanzleien, die sich auf den Bereich Patentanmeldung spezialisiert<br />

haben und sich um die Erstellung des Fachtexts für den Patentantrag und anschließend um das<br />

juristische Lizenzierungsverfahren für interessierte Unternehmen kümmern könnten. Die Beauftragung

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