10.12.2012 Aufrufe

Gesamtkunstwerk Expressionismus - Mathildenhöhe

Gesamtkunstwerk Expressionismus - Mathildenhöhe

Gesamtkunstwerk Expressionismus - Mathildenhöhe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bruno Taut alias Glas, »Freunde! Prometh! Zacken! ...«, Brief an die Mitglieder der Gläsernen Kette,<br />

28. Januar 1920, Sammlung Gläserne Kette, Inv.­Nr. 118­01­61, Akademie der Künste, Berlin<br />

Freunde! Prometh! Zacken! Angkor! Antischmitz! MT! Anfang! WH!<br />

Dank, Dank! – Ihr gebt Glück, das Glück des Werdens!<br />

Das reinste vollste Glück, von dem ich a l l e i n lebe. – Kann ich auf alles antworten? Auf die<br />

mir (wenigstens fühle ich es so) verwandte Reinheit. W. H.’s, das Pulsen und Rütteln Promeths,<br />

das Formsuchen überall, die Synthesesuche Antischmitz’ u. alles?<br />

Ich will es so zusammenfassen:<br />

Ich stimme W. H. mit seinem Plan zu dem »Buch« bei. Es soll unser nächstes Ziel sein. Unser<br />

Bund, rückhaltlos ausstreuend und gebend, aber auch schweigend zugleich – er soll »an die<br />

Nieren gehen«. Es soll sich zeigen und bewähren, wo die Reinheit des Feuers ist, rücksichtslos<br />

die Schlacken abstossend und neue Nahrung anziehend.<br />

Wissen wir nach einem Jahr: da ist die Reinheit, – dann bauen wir »das Buch«: einen grossen<br />

Originalband, bei dem es Glück und Ehre ist, 1 oder 2 Seiten zeichnen oder schreiben zu dürfen.<br />

Ein paar Monate bei jedem, als Wertsendung weiter, das »Bauhaus« in Weimar schmiedet das<br />

Schloss, die Bänder, ziseliert, graviert den Deckel – wie? das wird sich finden. Am besten kein<br />

»Kunstgewerbe«, ganz primitiv, simpel, schwer.<br />

Reinheit!<br />

Inzwischen, Freunde scheut keine Äusserung, fern sei die Angst vor Blössen – man fühlt<br />

sie doch. – Wie viel habe ich nicht schon so getan, musste es tun, als Einsiedler, nicht wissend<br />

um Euch. Aber alles, was ich getan habe: Stadtkrone, Alpine Architektur, Weltbaumeister<br />

(Schreie in den Raum sind es eines Einsamen) es soll erst die Bindung finden durch die Seiten<br />

»des Buches«. Und wenn ich auch nicht dazu würdig sein sollte, wenn die Grösseren kommen<br />

sollten, die manchen von uns nur zum Rufer machen, die Erfüller und Vollender – zwar glaube<br />

ich an meine Welt, meine Träume, Sprünge, mein Licht, meine ewige Wandlung – – immer<br />

wie es auch komme, soll es mein Glück sein. »Ich«? – nichts! »Du« – alles! In mir nur: Du.<br />

Schreiben scheint heute ebenso wichtig für uns wie Zeichnen. »Gefälligkeit der Form« ist noch<br />

nichts. Wir sind keine Künstlergruppe »Bauen« steht über jedem Künstlertum. Der grosse Bogen<br />

um alles. Und aus allem wird sich, wie von selbst, die grosse Form gebären. – Ungeheuerliche<br />

Forderung an Jeden. Aber was nützt Pflichtgefühl? Nur die grosse Heiterkeit wird siegen.<br />

Tanzen und bauen!<br />

(NB. Wenn einer eine Sendung vermisst, soll er sich an den Betreffenden wenden. Dies W. H.<br />

zur Antwort!)<br />

Weltglanzgrüsse!<br />

Glas<br />

P. S. Der Beitrag zur »Erhebung« ist jetzt abgeschlossen. Mein Projekt für die Folkwang-<br />

Schule in Hagen wird Euch vielleicht interessieren, auch eine Synthese. Später davon, wenn<br />

ich Euch Drucke schicken kann. Auch dann die »Erhebung«. Bitte um Beiträge für das<br />

»Frühlicht«! Federzeichnungen und rücksichtslose ausgelassene schriftliche Sachen. Auch<br />

einen schönen Antischmitz.<br />

»Freunde! Prometh!<br />

Zacken! ...«<br />

13_Durth_V2.indd 373 09.10.2010 7:02:54 Uhr<br />

373

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!