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Topographie des Engagements in der Dortmunder Nordstadt

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folgt dann gegebenenfalls die Erweiterung <strong>des</strong> Blickw<strong>in</strong>kels auf die Situation<br />

an<strong>der</strong>er Menschen und möglicherweise auch e<strong>in</strong>e Ausweitung auf<br />

an<strong>der</strong>e Problemfel<strong>der</strong> und Themen (Interview Nr. 9). „Me<strong>in</strong>e Motivation bei<br />

<strong>der</strong> ganzen Arbeit liegt vor allem dar<strong>in</strong>, Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en guten Weg<br />

zu br<strong>in</strong>gen“ (Interview Nr. 6). Ähnlich: „Wir (…) engagieren uns vor allem<br />

auch für e<strong>in</strong>e bessere Zukunft unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Sie sollen besser <strong>in</strong>tegriert werden,<br />

bessere Noten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule bekommen und e<strong>in</strong>e gute Ausbildung erhalten.“<br />

(Interview Nr. 9)<br />

Auch e<strong>in</strong>e Verstetigung dieses <strong>Engagements</strong> ergibt sich gegebenenfalls<br />

eher peu à peu – und offenbar nicht <strong>in</strong> absichtsvoller Weise. Hier treffen<br />

sich die Erfahrungen verschiedener Interviewpartner/<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> den<br />

Gesprächen davon berichten, dass sie Schritt für Schritt <strong>in</strong> länger andauernde<br />

freiwillige Aktivitäten „h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geschlittert“ s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige sprechen von<br />

dem E<strong>in</strong>setzen e<strong>in</strong>er regelrechten Eigendynamik. Zunächst ist man angesprochen<br />

worden (Interview Nr. 16, Nr. 18), weil sich möglicherweise ke<strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>er o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong> besserer Kandidat fand (z.B. als Vertrauensmann, als<br />

Mitglied <strong>des</strong> Presbyteriums o<strong>der</strong> als Vorstandsmitglied im Kle<strong>in</strong>gartenvere<strong>in</strong>).<br />

Dann ist man, obwohl man den Job nur für e<strong>in</strong>e begrenzte Zeit<br />

machen wollte, gewissermaßen per Akklamation bestätigt worden und<br />

weiter dabei geblieben.<br />

Geben und Nehmen<br />

In den Interviews wurde immer wie<strong>der</strong> deutlich, dass das freiwillige Engagement<br />

ke<strong>in</strong>esfalls ausschließlich altruistisch-karitativen Motiven entspr<strong>in</strong>gt,<br />

also nicht als „E<strong>in</strong>bahnstraße“ angelegt ist. Vielmehr erweist es<br />

sich letztlich als e<strong>in</strong> „Geben“ und „Nehmen“. Die mit <strong>der</strong> Ausübung freiwilliger<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> den jeweiligen Handlungsfel<strong>der</strong>n verbundenen Lernerfahrungen<br />

hat e<strong>in</strong> Interviewpartner z.B. als „e<strong>in</strong>e Art zweiten Bildungsweg“<br />

bezeichnet, da e<strong>in</strong>en die Übernahme von Verantwortung auch persönlich<br />

reifen lasse und weiter br<strong>in</strong>ge (Interview Nr. 16). „Außerdem ist es<br />

gut, wenn man immer etwas zu tun hat.“ (Interview Nr. 18), betont e<strong>in</strong> Interviewpartner.<br />

Das folgende Zitat macht darüber h<strong>in</strong>aus aber deutlich,<br />

dass es sich trotz <strong>der</strong> Erfahrung persönlicher Befriedigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

bei den freiwilligen Aktivitäten letztlich um freiwillige Arbeit und nicht um<br />

pures Freizeitvergnügen handelt: „Es ist zwar Knochenarbeit, aber man bekommt<br />

auch etwas zurück.“ (Interview Nr. 10).<br />

Verantwortung gegenüber <strong>der</strong> gesellschaftlichen Solidargeme<strong>in</strong>schaft<br />

An<strong>der</strong>e Interviewpartner betonen teilweise auch die Verantwortung, die<br />

man gegenüber <strong>der</strong> gesellschaftlichen Solidargeme<strong>in</strong>schaft habe: z.B. als<br />

jemand, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Rente bezieht und Zeit erübrigen kann (Interview Nr.<br />

18), o<strong>der</strong> als jemand, <strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e Berufsunfähigkeitsrente versorgt ist<br />

und es <strong>des</strong>halb <strong>in</strong> gewisser Weise als e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit ansieht,<br />

an die Gesellschaft etwas zurückzugeben (Interview Nr. 20), o<strong>der</strong> auch als<br />

Arbeitsloser, <strong>der</strong> ungewollt über relativ viel Zeit verfügt und diese s<strong>in</strong>nvoll<br />

füllen und dabei Kontakte knüpfen möchte (Interview Nr. 14). Bei Be-<br />

Selbsthilfe aus persönlicher<br />

Betroffenheit bildet<br />

nicht selten den ersten<br />

Schritt für das weitergehende<br />

freiwillige Engagement.<br />

E<strong>in</strong>e Verstetigung <strong>des</strong><br />

<strong>Engagements</strong> ergibt sich<br />

eher Schritt für Schritt<br />

und ungeplant.<br />

Freiwilliges Engagement<br />

ist ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bahnstraße<br />

und dient dem Eigennutz.<br />

Trotz Freiwilligkeit und<br />

persönlicher Befriedigung<br />

kann Engagement<br />

auch „Knochenarbeit“<br />

se<strong>in</strong>.<br />

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