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14 VENEDIG|Dezember2016<br />

Christoph Mayer<br />

Anlässlich der Ausstellung Christoph Mayers in der Artothek<br />

Krems/Stein im Herbst 2016 mit dem Titel „Austrian Pavilion: reply<br />

- extension - upgrade“ sprach Eva Riebler-Übleis mit dem Künstler.<br />

steigernden Prozess des Kontrollverlustes im doppelten Sinn.<br />

Einerseits durch die Sperrigkeit des Materials selbst, und andererseits<br />

durch die Dynamik des Arbeitsprozesses.<br />

Wie fanden Sie die Biennale 2015?<br />

Das kann ich nicht beantworten, denn ich war nicht dort, ich<br />

war noch nie auf einer Biennale in Venedig. Für mich ist Venedig<br />

keine Stadt des steten Untergangs, sondern ein Ort, der<br />

immer wieder mal, so ungefähr alle zwei Jahre, in meinem Kopf<br />

auftaucht. Bis dato also eine reine Fantasiekonstruktion, aber<br />

das kann sich ja noch ändern…<br />

Interview<br />

Foto©Eva Riebler-Übleis<br />

Lieber Christoph, Sie haben eine Nachbildung des Österreichischen<br />

Pavillons 2015 der Biennale in Venedig, der<br />

von Heimo Zobernig gestaltet worden war, aus Heißkleber<br />

angefertigt. Was war Ihre Intention?<br />

AUSTRIAN PAVILION, so der Titel dieser Arbeit bezieht sich auf<br />

den Österreichischen Pavillon der Kunstbiennale in Venedig im<br />

Allgemeinen und im Speziellen auf dessen Gestaltung durch<br />

Heimo Zobernig im selben Jahre. Ich ließ mich zu einer Entgegnung<br />

inspirieren und antwortete auf die räumliche Intervention<br />

Zobernigs, die in ihrer nüchternen Formensprache, dem hochgelobten<br />

Reduktionismus, auf eine nahezu perfekte Harmonie<br />

hinauslief mit einem ironischen Bruch.<br />

Inwiefern ironischer Bruch? Und wieso halten Sie den<br />

Heißkleber für das ideale Material einer solchen Arbeit?<br />

Könnten Sie das näher erläutern?<br />

Ein ironischer Bruch ergibt sich allein schon aufgrund der<br />

künstlerisch-technischen Herangehensweise dieser Arbeit.<br />

Denn es ist so gut wie unmöglich, zumindest in Handarbeit,<br />

mit einer Heißklebepistole die auf geraden Linien beruhende<br />

Architektur der Moderne exakt und gar noch maßstabsgetreu<br />

nachzubilden. Dennoch arrangierte ich die Plastikstränge unterschiedlichster<br />

Stärke zunächst entsprechend einer dreidimensionalen<br />

Visualisierung des Pavillons, um dessen Architektur<br />

nachzuempfinden. Diese Annäherung als vorerst nüchterne<br />

Idee entwickelte sich mit Fortdauer zunehmend zu einem<br />

mehrere Stunden andauernden ekstatischen Arbeitsprozess<br />

mit ungewissem Ausgang. Es ging mir dabei, um einen sich<br />

Wären Sie gerne bei der Biennale in Venedig ein geladener<br />

Künstler?<br />

Selbstverständlich! Ganz im Sinne eines Realitätsgewinnes,<br />

auch wenn er auf Kosten des Traumverlustes ginge.<br />

Oder wo stellten Sie besonders gerne aus?<br />

Ganz spontan würde ich „Kunsthaus Bregenz“ sagen, vor allem<br />

aufgrund der optimalen Architektur und der perfekten Lichtverhältnisse.<br />

Oder das „21er Haus“ in Wien; und dort vor allem<br />

wegen der neu bestellten Direktorin, Stella Rollig, die ich sehr<br />

schätze.<br />

Verbinden Sie Orte mit Sehnsucht? Haben Sie sozusagen<br />

Sehnsuchtsorte?<br />

Vielleicht ist ja Venedig ein solcher Sehnsuchtsort. Ganz sicher<br />

ist es aber Bali, denn ich habe schon zweimal eine Reise dorthin<br />

gebucht und musste sie zweimal stornieren. Ich denke ich<br />

werde es kein drittes Mal probieren, denn ich habe schon so<br />

ein buntes Fantasiegebilde dazu entwickelt, dass die Realität<br />

nur eine Enttäuschung werden könnte.<br />

Können Sie uns die Ausstellung in der Artothek, die Auswahl<br />

Ihrer Objekte, Zeichnungen und Bilder, die noch bis<br />

Feb./März 2017 geöffnet ist, näher erläutern?<br />

Die Auswahl ergab sich aus den räumlichen Gegebenheiten der<br />

Artothek. Einerseits gibt es Platz für sehr viele Arbeiten, andererseits<br />

gibt es eine kojenhafte Aufteilung. Da hat es sich einfach<br />

angeboten, eine Gegenüberstellung von großformatigen Malereien<br />

und kleineren grafischen Arbeiten vorzunehmen. Und im<br />

Zentrum des Raumes steht das vom Niederösterreichischen<br />

Landesmuseum angekaufte Objekt AUSTRIAN PAVILION.<br />

Was sind Ihre nächsten Projekte?<br />

Mein nächstes Projekt ist die Vorbereitung einer Einzelausstel-

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