Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
18 VENEDIG|Dezember2016<br />
Bericht<br />
gibt es auch Gott nicht! Anhand der Theodizé erkennt man,<br />
dass Gott nicht allmächtig, allwissend und gut sei, denn es<br />
gibt Leid (Holocaust …) Wie wäre es, wenn es Gott gäbe?<br />
– Alles wäre wie es ist! Einerseits gibt es die Position der<br />
Gottsuche (=Unvernunft) und andrerseits den Naturalismus<br />
(=Vernunft). Er schließt mit den Worten Heideggers: „Nur ein<br />
Gott kann uns retten“<br />
Rüdiger Safranski<br />
„Der Wille zum Glauben“. Früher herrschte der heiße Glaube,<br />
der sei erkaltet und wäre nun wie ein Tennisspiel ohne<br />
Ball zu erleben oder zu beobachten.<br />
Lambert Wiesing<br />
„Luxus – eine Weltbeziehung“ Wiesing meint, man nähere<br />
sich der Frage „Was ist der Mensch“ auf drei mögliche Arten.<br />
1. auf dem religiösen, 2. auf dem philosophischen Weg und<br />
3. ästhetischen. Hegel habe diese 3 klassischen Gedanken<br />
ausführlich in Jena ausgearbeitet und in der Wichtigkeit gereiht<br />
wie folgt: Anfangs versuchten sich die Menschen durch<br />
die Kunst selbst zu verstehen (Hegel dachte an die alten<br />
Griechen), später kam eine Epoche der Religion, die im dritten<br />
Schritt durch die Philosophie überwunden wurde. Schiller<br />
hingegen schreibt in seinem Brief über die ästhetische<br />
Erziehung 1795, dass nicht die religiöse Erziehung oder der<br />
philosophische Weg sinnvoll sind, sondern einzig der ästhetische!<br />
Weiters redete Wiesing dann der Bedeutung des Luxus das<br />
Wort, denn der entstehe, da die Menschen sich unterscheiden<br />
wollen, also aus einem gesellschaftlichen Zwang. Luxus<br />
ist nichts Überflüssiges, wie es vielleicht der Protz ist, sondern<br />
ist ein Mittel der sozialen Selbstbehauptung. Natürlich<br />
kann der Hang zu Luxus als oberflächliche Naivität oder Interesselosigkeit<br />
gesehen werden. Es geht um soziale Statussymbole<br />
oder die eigene ästhetische Erfahrung oder letztendlich<br />
um Zweck oder Zwecklosigkeit! Jedenfalls ist Luxus<br />
ein Phänomen, das zumindest bemerkt werden sollte!<br />
Peter Strasser<br />
„Die Welt als Schöpfung betrachtet“. Strasser versuchte<br />
1. die Schöpfung ohne Schöpfer (die Welt sei als spontaner<br />
Akt, aus einer Art von Nichts heraus erklärbar), 2.<br />
den schöpferischen Zufall (die Welt ist nicht nur als Zufall<br />
denkbar …unseren Handlungen kommt Bedeutung nicht nur<br />
in Form von Ursache und Wirkung zu …Es gibt die Freiheit<br />
des Handelns...) und 3. den ontologischen Überschuss (ist<br />
die Wahrheit absolut oder erzeugen unterschiedliche Weltsichten,<br />
Lebensweisen und Moralen unterschiedliche Wahrheiten,<br />
von denen keine behaupten darf, die einzig gültige zu<br />
sein) darzustellen. 4. erläuterte Strasser das anthropische<br />
Prinzip (1973 durch den Kosmologen Brandon Carter so<br />
formuliert: Das Universum sei angelegt, Bewusstsein hervorzubringen)<br />
und führte u a Goethes poetische Reaktion<br />
auf den naturwissenschaftlichen Hang dem Physischen die<br />
große Bedeutung zuzuschreiben, an. Goethe schrieb in den<br />
Zahmen Xenien 1824: „Wäre nicht das Auge sonnenhaft, die<br />
Sonne könnt es nie erblicken.“ So werde der Mensch trotz<br />
des wissenschaftlichen Anspruchs ein Bewusstseinswesen<br />
mit mythischem Verhältnis zur Welt. Strasser zitiert: Wir haben<br />
einen Platz im Kosmos, der nicht bloß aus Beziehungen<br />
besteht, die schwindelerregend sein mögen – umfassen sie<br />
doch schier unendliche Räume – und die uns dennoch alle<br />
vollkommen äußerlich bleiben.