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Eigentlich widerstrebt es mir, in das Dickicht der enttäuschenden<br />
Affäre erneut einzutauchen. Trotz aller Aufklärung<br />
umkreise ich das ganze nur, die Rätselhaftigkeit bleibt<br />
unangetastet. Auch schließt sich in diesen wunderschönen<br />
Sonnentagen die Haut über der Wunde. Ich spüre aber, dass<br />
sich der Vorhang nach dem ersten Akt noch einmal heben<br />
sollte, um einem zweiten, nicht minder ominösen Raum<br />
zu geben.<br />
Im ersten Bericht habe ich die Frage aufgeworfen: Was<br />
ist mit der Sicht meines Vermieters auf die peinliche Situation?<br />
Ich erlaubte mir die Voraussage: Sie wird eine andere<br />
sein, und, tatsächlich, es prallen da Welten aufeinander.<br />
Hier, in selbst erwählter Einsamkeit, mein sich aufbäumendes<br />
Ich, in all seiner Anspannung, dem Ringen um<br />
Gerechtigkeit, wie es sie, da auch dieser Begriff relativ,<br />
auf dieser Welt nie geben wird. Mit Fantasien, die sich ins<br />
Krankhafte steigern, während dort ein Paar in trauter Gemeinsamkeit,<br />
nach den Mühen des Tages, vor dem Kamin<br />
sitzt, das Problem, sicherlich, hin und wieder berührt, nach<br />
einer wenig schmerzhaften Lösung sucht, es dann aber<br />
auch sehr gut loslassen kann.<br />
Es war als Abschlussgespräch gedacht. Die Begrüßungsworte<br />
meiner Vermieterin: Was gibt es denn jetzt<br />
noch zu klären, Frau E., die Anlage ist doch umgeklemmt,<br />
dann kommt sie auch noch mit ihren gesammelten Werken<br />
(sprich: meine Stromunterlagen), sollen wir etwa jetzt die<br />
Hälfte ihres Stromverbrauches bezahlen? Die Sätze trafen<br />
mich wie Fausthiebe, sie brachten mein Weltbild endgültig<br />
ins Wanken. Sie schnappte sich meinen Ordner, blätterte<br />
ihn durch und behielt ihn, was ich ihr in meinem grenzenlosen<br />
Entgegenkommen gestattete. Er saß, wie immer,<br />
abgeklärt in seinem Sessel, obwohl ich eine leichte Irritation<br />
zu bemerken meinte, ob des schroffen Empfangs von<br />
Seiten seiner Angetrauten. Ich murmelte in Richtung seiner<br />
Auch sonntags von 10 –18 Uhr geöffnet<br />
„Endlich Sommer –<br />
hinein ins heißkalte<br />
Vergnügen…!“<br />
Unter Kopfzeile Spannung<br />
Lied ohne Worte<br />
Das große Finale<br />
Person, dass es sich doch nicht nur um ein Kavaliersdelikt<br />
handele, worauf er mit einem lakonischen ja, ja reagierte.<br />
Angeblich verbrauche die Solaranlage nur Strom für drei<br />
Euro im Monat, und ich saß auf einem Mehrverbrauch von<br />
1000 kw im Jahr. Wer weiß, was da alles an meiner Strippe<br />
gehangen hat. Ihr Freund vom RWE ist mir nicht namentlich<br />
vorgestellt worden.<br />
Sie verabschiedeten sich mit dem lapidaren Versprechen,<br />
weitere Auskünfte einholen zu wollen. Die trockenen<br />
Sätze klangen hohl und unverbindlich. Vierzehn Tage lang<br />
geschah nichts, und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich<br />
je wieder rühren würden. Ich spielte in meiner Wut und<br />
in meinem Frust wieder ungezählte Szenarien durch. Die<br />
schlimmste Vorstellung war, sie könnten meine Unterlagen<br />
fälschen, ja, sie könnten sie sogar, mit Hilfe ihres Freundes<br />
in den Computern des RWE löschen.<br />
Ich nahm mit dem Mieterbund Kontakt auf, durchforstete<br />
die Wohnungsanzeigen der Zeitung. Es waren zwei<br />
Ungeheuer, die über mir thronten. Ich schrieb einen Brief,<br />
in dem ich mit Mietminderung drohte und das sich Einschalten<br />
meines Rechtsanwaltes ankündigte. Endlich bewegte<br />
man sich.<br />
Es klopfte, und meine Vermieterin stand im Türrahmen<br />
ohne ihren Mann im Gefolge. Sie war völlig souverän,<br />
sie verblüffte mich. Sie vermittelte mir den Eindruck, als<br />
handele es sich um ganz selbstverständliche Abläufe. Ihre<br />
Worte auf meine diversen Einwände: Ach Gott, Frau E., die<br />
Unterlagen, die habe ich durchgeblättert, habe sie beiseite<br />
gelegt, sie irgendwann vom RWE durchrechnen lassen<br />
und sie dann über meinem Tagesablauf vergessen. Was das<br />
Gespräch angeht, wenn Sie es so verletzend empfunden haben,<br />
es war nicht so gemeint. Schon seit Wochen bin ich auf<br />
Grund von Überarbeitung sehr nervös. Ich war überwältigt,<br />
alles löste sich mal wieder in Wohlgefallen auf, jede<br />
weitere Vorhaltung meinerseits überging sie geflissentlich<br />
oder entschärfte ihn auf ihre Art. Uneingeschränktes Wohlwollen<br />
tropfte auf mich herab, und obwohl ich wusste, es<br />
konnte so nicht ganz gewesen sein, war es Balsam für mein<br />
wundes Hirn und mein krankes Herz. Die Summe, die sie<br />
errechnet hatte, deckte sich nicht mit der meinigen, aber<br />
sie war für mich akzeptabel. Ich war wie neu geboren, kein<br />
Anwalt, kein Prozess ...<br />
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Die beiden Figuren schrumpften wieder auf Normalmaß,<br />
sowohl äußerlich als auch innerlich, auch, da ich gemerkt<br />
hatte, dass ich mit Hass und Verachtung nicht leben<br />
konnte. Der Vorhang senkt sich über dem finalen Akt. Und<br />
in Zukunft? Ich weiß, dass ich auf der Hut sein muss.<br />
Erika Krumm<br />
26 durchblick 2/<strong>2007</strong>