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2007-02

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Eigentlich widerstrebt es mir, in das Dickicht der enttäuschenden<br />

Affäre erneut einzutauchen. Trotz aller Aufklärung<br />

umkreise ich das ganze nur, die Rätselhaftigkeit bleibt<br />

unangetastet. Auch schließt sich in diesen wunderschönen<br />

Sonnentagen die Haut über der Wunde. Ich spüre aber, dass<br />

sich der Vorhang nach dem ersten Akt noch einmal heben<br />

sollte, um einem zweiten, nicht minder ominösen Raum<br />

zu geben.<br />

Im ersten Bericht habe ich die Frage aufgeworfen: Was<br />

ist mit der Sicht meines Vermieters auf die peinliche Situation?<br />

Ich erlaubte mir die Voraussage: Sie wird eine andere<br />

sein, und, tatsächlich, es prallen da Welten aufeinander.<br />

Hier, in selbst erwählter Einsamkeit, mein sich aufbäumendes<br />

Ich, in all seiner Anspannung, dem Ringen um<br />

Gerechtigkeit, wie es sie, da auch dieser Begriff relativ,<br />

auf dieser Welt nie geben wird. Mit Fantasien, die sich ins<br />

Krankhafte steigern, während dort ein Paar in trauter Gemeinsamkeit,<br />

nach den Mühen des Tages, vor dem Kamin<br />

sitzt, das Problem, sicherlich, hin und wieder berührt, nach<br />

einer wenig schmerzhaften Lösung sucht, es dann aber<br />

auch sehr gut loslassen kann.<br />

Es war als Abschlussgespräch gedacht. Die Begrüßungsworte<br />

meiner Vermieterin: Was gibt es denn jetzt<br />

noch zu klären, Frau E., die Anlage ist doch umgeklemmt,<br />

dann kommt sie auch noch mit ihren gesammelten Werken<br />

(sprich: meine Stromunterlagen), sollen wir etwa jetzt die<br />

Hälfte ihres Stromverbrauches bezahlen? Die Sätze trafen<br />

mich wie Fausthiebe, sie brachten mein Weltbild endgültig<br />

ins Wanken. Sie schnappte sich meinen Ordner, blätterte<br />

ihn durch und behielt ihn, was ich ihr in meinem grenzenlosen<br />

Entgegenkommen gestattete. Er saß, wie immer,<br />

abgeklärt in seinem Sessel, obwohl ich eine leichte Irritation<br />

zu bemerken meinte, ob des schroffen Empfangs von<br />

Seiten seiner Angetrauten. Ich murmelte in Richtung seiner<br />

Auch sonntags von 10 –18 Uhr geöffnet<br />

„Endlich Sommer –<br />

hinein ins heißkalte<br />

Vergnügen…!“<br />

Unter Kopfzeile Spannung<br />

Lied ohne Worte<br />

Das große Finale<br />

Person, dass es sich doch nicht nur um ein Kavaliersdelikt<br />

handele, worauf er mit einem lakonischen ja, ja reagierte.<br />

Angeblich verbrauche die Solaranlage nur Strom für drei<br />

Euro im Monat, und ich saß auf einem Mehrverbrauch von<br />

1000 kw im Jahr. Wer weiß, was da alles an meiner Strippe<br />

gehangen hat. Ihr Freund vom RWE ist mir nicht namentlich<br />

vorgestellt worden.<br />

Sie verabschiedeten sich mit dem lapidaren Versprechen,<br />

weitere Auskünfte einholen zu wollen. Die trockenen<br />

Sätze klangen hohl und unverbindlich. Vierzehn Tage lang<br />

geschah nichts, und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich<br />

je wieder rühren würden. Ich spielte in meiner Wut und<br />

in meinem Frust wieder ungezählte Szenarien durch. Die<br />

schlimmste Vorstellung war, sie könnten meine Unterlagen<br />

fälschen, ja, sie könnten sie sogar, mit Hilfe ihres Freundes<br />

in den Computern des RWE löschen.<br />

Ich nahm mit dem Mieterbund Kontakt auf, durchforstete<br />

die Wohnungsanzeigen der Zeitung. Es waren zwei<br />

Ungeheuer, die über mir thronten. Ich schrieb einen Brief,<br />

in dem ich mit Mietminderung drohte und das sich Einschalten<br />

meines Rechtsanwaltes ankündigte. Endlich bewegte<br />

man sich.<br />

Es klopfte, und meine Vermieterin stand im Türrahmen<br />

ohne ihren Mann im Gefolge. Sie war völlig souverän,<br />

sie verblüffte mich. Sie vermittelte mir den Eindruck, als<br />

handele es sich um ganz selbstverständliche Abläufe. Ihre<br />

Worte auf meine diversen Einwände: Ach Gott, Frau E., die<br />

Unterlagen, die habe ich durchgeblättert, habe sie beiseite<br />

gelegt, sie irgendwann vom RWE durchrechnen lassen<br />

und sie dann über meinem Tagesablauf vergessen. Was das<br />

Gespräch angeht, wenn Sie es so verletzend empfunden haben,<br />

es war nicht so gemeint. Schon seit Wochen bin ich auf<br />

Grund von Überarbeitung sehr nervös. Ich war überwältigt,<br />

alles löste sich mal wieder in Wohlgefallen auf, jede<br />

weitere Vorhaltung meinerseits überging sie geflissentlich<br />

oder entschärfte ihn auf ihre Art. Uneingeschränktes Wohlwollen<br />

tropfte auf mich herab, und obwohl ich wusste, es<br />

konnte so nicht ganz gewesen sein, war es Balsam für mein<br />

wundes Hirn und mein krankes Herz. Die Summe, die sie<br />

errechnet hatte, deckte sich nicht mit der meinigen, aber<br />

sie war für mich akzeptabel. Ich war wie neu geboren, kein<br />

Anwalt, kein Prozess ...<br />

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Die beiden Figuren schrumpften wieder auf Normalmaß,<br />

sowohl äußerlich als auch innerlich, auch, da ich gemerkt<br />

hatte, dass ich mit Hass und Verachtung nicht leben<br />

konnte. Der Vorhang senkt sich über dem finalen Akt. Und<br />

in Zukunft? Ich weiß, dass ich auf der Hut sein muss.<br />

Erika Krumm<br />

26 durchblick 2/<strong>2007</strong>

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