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Als gelernter Metallmeister<br />
erfasste er sofort: Das ist kein<br />
normales Material<br />
Menschliches Kopfzeile<br />
Uri Shaham (Bild)<br />
aus Israel hat bei<br />
uns das Buch „Die<br />
Geschichte Israels“<br />
veröffentlicht, eine<br />
schnelle Übersicht<br />
über die Historie<br />
des alten und neuen<br />
Israels. Gelegentlich<br />
schreibt er Beiträge<br />
für den „durchblick“,<br />
So auch über seine<br />
allzu menschlichen<br />
Erlebnisse während<br />
seines letzten Besuch<br />
in Deutschland.<br />
Moderne Zeiten,<br />
mit ihren Geräten und Automaten, sind ja eigentlich etwas<br />
Feines. Vorausgesetzt natürlich, dass man diese auch<br />
bedienen kann. In unserem Alter (60 +) gelingt einem das<br />
nicht immer. Über eine solche „schmerzhafte“ Erfahrung<br />
möchte ich berichten.<br />
Kein Urinal für Uri<br />
Die Odyssee am Pinkulatorium<br />
Während meines Urlaubs in NRW wollte ich natürlich<br />
auch die Domstadt Köln besuchen. Bereits auf dem<br />
Bahnhof in Siegen verspürte ich einen leichten Druck auf<br />
der Blase. Weil der Zug schon abfahrbereit auf dem Gleis<br />
stand, dachte ich mir, „gehe ich einfach im Zug aufs Örtchen“.<br />
Diesem Wollen konnte ich aber keine Taten folgen<br />
lassen. So „dreckig“ ging es mir dann doch noch nicht. In<br />
Köln angekommen, wurde es langsam Zeit! Frohen Herzens<br />
folgte ich zielstrebig den Schildern WC.<br />
Dort angekommen, stehen vor mir weitere Personen,<br />
die auf Erleichterung hoffen. Hinter mir wird nicht nur die<br />
Schlange immer länger, auch die Gesichter. Es ging nicht<br />
vorwärts! Ein Automat behinderte das Weiterkommen. An<br />
diesem Automat blickte mich ein Mann, der offensichtlich<br />
die Bedienungsanleitung nicht verstand, verzweifelt an.<br />
Ich spreche zwar gebrochen Deutsch und ein zerquetschtes<br />
Englisch, konnte damit aber auch nicht helfen. Mein Hintermann<br />
zuckte auch die Schultern und sagte: „Nix verstehn.“<br />
Der Afrikaner vor mir kapitulierte!<br />
Nun endlich war ich der Nächste. Begriffen hatte ich,<br />
wo sich der Einwurfschlitz für Kleingeld befand. Nur, mein<br />
vorhandenes Kleingeld wollte dieser dusselige Automat<br />
nicht. Also versuchte ich es mit einem Zehn-Euro Schein.<br />
Dabei zwang sich mir die Fage auf, ob ich nur in ein „Pinkulatorium“<br />
will oder ob ich mich in einem Kasino befinde.<br />
Der Automat spuckte mir seine ganzen kleinen Münzen als<br />
Wechselgeld zurück. Nicht nur, dass die Auffangschale voll<br />
war, ich musste mit Druck auf der Prostata noch über den<br />
Boden kriechen, um mein Kleingeld aufzusammeln. Jetzt<br />
hatte ich nicht nur eine volle Blase, auch noch „zwei Kilo“<br />
Münzen in meinem viel zu kleinen Geldbeutel machten mir<br />
das Leben schwer.<br />
Endlich schien der Weg frei zur Entlastung! Denkste!<br />
Ich hatte nicht die vermeintliche Eintrittskarte ins Reich<br />
der Seligkeit gelöst, sondern lediglich einen Wechselautomaten<br />
bedient! Auch dem Afrikaner, der vor mir in der<br />
Schlange war, stand mittlerweile das Wasser bis zu den<br />
Augen. Ich konnte niemandem mehr helfen, ich war mittlerweile<br />
selbst zum Notfall geworden. Im ersten Geschäft<br />
raste ich ohne große Erklärung zur Toilette, entledigte ich<br />
mich meiner Not und wunderte mich dabei nicht mehr,<br />
warum der Rhein gelegentlich Hochwasser führt. Für den<br />
armen Afrikaner hoffte ich, dass er sein Problem ebenfalls<br />
gut gelöst bekam.<br />
Für die Gestrigen war die „Alte Welt“ in manchem doch<br />
bequemer, und für Menschen wie mich wünsche ich eine<br />
kleine Ecke als Naturreservat, wo auch die Ungebildeten<br />
problemlos pinkeln können.<br />
Uri Shaham<br />
48 durchblick 2/<strong>2007</strong>