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2007-02

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Als gelernter Metallmeister<br />

erfasste er sofort: Das ist kein<br />

normales Material<br />

Menschliches Kopfzeile<br />

Uri Shaham (Bild)<br />

aus Israel hat bei<br />

uns das Buch „Die<br />

Geschichte Israels“<br />

veröffentlicht, eine<br />

schnelle Übersicht<br />

über die Historie<br />

des alten und neuen<br />

Israels. Gelegentlich<br />

schreibt er Beiträge<br />

für den „durchblick“,<br />

So auch über seine<br />

allzu menschlichen<br />

Erlebnisse während<br />

seines letzten Besuch<br />

in Deutschland.<br />

Moderne Zeiten,<br />

mit ihren Geräten und Automaten, sind ja eigentlich etwas<br />

Feines. Vorausgesetzt natürlich, dass man diese auch<br />

bedienen kann. In unserem Alter (60 +) gelingt einem das<br />

nicht immer. Über eine solche „schmerzhafte“ Erfahrung<br />

möchte ich berichten.<br />

Kein Urinal für Uri<br />

Die Odyssee am Pinkulatorium<br />

Während meines Urlaubs in NRW wollte ich natürlich<br />

auch die Domstadt Köln besuchen. Bereits auf dem<br />

Bahnhof in Siegen verspürte ich einen leichten Druck auf<br />

der Blase. Weil der Zug schon abfahrbereit auf dem Gleis<br />

stand, dachte ich mir, „gehe ich einfach im Zug aufs Örtchen“.<br />

Diesem Wollen konnte ich aber keine Taten folgen<br />

lassen. So „dreckig“ ging es mir dann doch noch nicht. In<br />

Köln angekommen, wurde es langsam Zeit! Frohen Herzens<br />

folgte ich zielstrebig den Schildern WC.<br />

Dort angekommen, stehen vor mir weitere Personen,<br />

die auf Erleichterung hoffen. Hinter mir wird nicht nur die<br />

Schlange immer länger, auch die Gesichter. Es ging nicht<br />

vorwärts! Ein Automat behinderte das Weiterkommen. An<br />

diesem Automat blickte mich ein Mann, der offensichtlich<br />

die Bedienungsanleitung nicht verstand, verzweifelt an.<br />

Ich spreche zwar gebrochen Deutsch und ein zerquetschtes<br />

Englisch, konnte damit aber auch nicht helfen. Mein Hintermann<br />

zuckte auch die Schultern und sagte: „Nix verstehn.“<br />

Der Afrikaner vor mir kapitulierte!<br />

Nun endlich war ich der Nächste. Begriffen hatte ich,<br />

wo sich der Einwurfschlitz für Kleingeld befand. Nur, mein<br />

vorhandenes Kleingeld wollte dieser dusselige Automat<br />

nicht. Also versuchte ich es mit einem Zehn-Euro Schein.<br />

Dabei zwang sich mir die Fage auf, ob ich nur in ein „Pinkulatorium“<br />

will oder ob ich mich in einem Kasino befinde.<br />

Der Automat spuckte mir seine ganzen kleinen Münzen als<br />

Wechselgeld zurück. Nicht nur, dass die Auffangschale voll<br />

war, ich musste mit Druck auf der Prostata noch über den<br />

Boden kriechen, um mein Kleingeld aufzusammeln. Jetzt<br />

hatte ich nicht nur eine volle Blase, auch noch „zwei Kilo“<br />

Münzen in meinem viel zu kleinen Geldbeutel machten mir<br />

das Leben schwer.<br />

Endlich schien der Weg frei zur Entlastung! Denkste!<br />

Ich hatte nicht die vermeintliche Eintrittskarte ins Reich<br />

der Seligkeit gelöst, sondern lediglich einen Wechselautomaten<br />

bedient! Auch dem Afrikaner, der vor mir in der<br />

Schlange war, stand mittlerweile das Wasser bis zu den<br />

Augen. Ich konnte niemandem mehr helfen, ich war mittlerweile<br />

selbst zum Notfall geworden. Im ersten Geschäft<br />

raste ich ohne große Erklärung zur Toilette, entledigte ich<br />

mich meiner Not und wunderte mich dabei nicht mehr,<br />

warum der Rhein gelegentlich Hochwasser führt. Für den<br />

armen Afrikaner hoffte ich, dass er sein Problem ebenfalls<br />

gut gelöst bekam.<br />

Für die Gestrigen war die „Alte Welt“ in manchem doch<br />

bequemer, und für Menschen wie mich wünsche ich eine<br />

kleine Ecke als Naturreservat, wo auch die Ungebildeten<br />

problemlos pinkeln können.<br />

Uri Shaham<br />

48 durchblick 2/<strong>2007</strong>

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