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Einen anderen Ansatz bei der Spurensuche<br />
nach den Ursachen von Religiosität<br />
im Menschen wählte der ebenfalls schon<br />
am Anfang genannte amerikanische Molekularbiologe<br />
Dean Hamer. „Aus mehr<br />
als 2.000 DNA-Proben isolierte er ein sogenanntes<br />
Gottes-Gen, eine Genvariation,<br />
deren Träger gläubiger sind als andere“<br />
(Klappentext zum gleichnamigen Buch)<br />
Titel und Text scheinen zu besagen, dass<br />
ein einziges Gen ausreichend ist, um Religiosität<br />
im Menschen zu begründen. Weit<br />
gefehlt, denn in seinem Buch spricht er<br />
später von etwa 50 möglichen Gottes-Genen,<br />
von denen er glaubt, eines, das Gen<br />
VMAT2, unter den rund 35.000 menschlichen<br />
Genen gefunden zu haben. (Ich verzichte<br />
hier bewusst auf die Begründung.)<br />
Schließlich kommt er zu der Schlussfolgerung,<br />
dass es im Menschen eine erbliche Prädisposition<br />
zum Spirituellen gibt. Eine wissenschaftliche Erkenntnis,<br />
die auch schon aus der Zwillingsforschung hinreichend bekannt<br />
ist. Das von ihm gefundene Gen VMAT2 macht die<br />
Menschen also nicht zu Gläubigen oder gar regelmäßigen<br />
Kirchgängern, sondern liefert Hinweise auf die gesamte<br />
Gehirnbiochemie bei der Entfaltung von Spiritualität. Für<br />
Hamer selbst gilt: „Wie Gedanken und Emotionen im<br />
Gehirn gebildet werden, ist etwas, was die Wissenschaft<br />
untersuchen kann. Ob die Überzeugung wahr oder falsch<br />
ist, nicht. Spiritualität ist letztlich eine Frage des Glaubens<br />
– nicht der Genetik.“ Sein Fazit: „Wie spirituell wir sind,<br />
wird (– auch – d. V.) genetisch bestimmt. Wir erkennen<br />
Gott nicht, wir spüren ihn.“<br />
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Philosophischer Kopfzeile Essay<br />
Während des Gebetes berührt der Moslem mit der Stirn die Erde,<br />
um seine Niedrigkeit und Ergebenheit gegenüber Allah zum Ausruck<br />
Die wohl interessantesten Untersuchungen bei der Suche<br />
nach Anzeichen von Religiosität im Gehirn waren für<br />
mich diejenigen Experimente, bei denen die Gehirne, sowohl<br />
buddhistischer Mönche als auch christlicher Nonnen,<br />
während ihrer Meditationsübungen bzw. ihren kontemplativen<br />
Gebeten mithilfe modernster bildgebender Verfahren<br />
beobachtet wurden. Insbesondere zwei amerikanische<br />
Wissenschaftler mit ihren Verfahren erregten dabei Auf-<br />
zu bringen.<br />
merksamkeit, der Neuropsychologe Richard Davidson und<br />
der Radiologe Andrew Newberg. Im Hirnforschungslabor<br />
von Davidson wurden auf Geheiß des Dalai Lama höchstpersönlich<br />
acht tibetische Mönche in die enge Röhre eines<br />
lärmenden Magnetresonanztomographen (Abk. f. MRT)<br />
gesteckt, eine für Meditationsübungen doch recht ungewöhnliche<br />
Umgebung. Ziel war es dabei zu sehen, was im<br />
Gehirn der Mönche vor sich geht, wenn sie ihren Geist einer<br />
spirituellen Einkehr (das Einswerden mit der Natur des<br />
Geistes) zuführen. Eine geistige Aufgabe, mehr schon eine<br />
Herausforderung, die nur „Meditationsprofis“ mit mehr als<br />
10.000 Praxisstunden bewältigen konnten. Der Radiologe<br />
Newberg wählte ein anderes Verfahren, die sogenannte<br />
Single Photon Emission Computed Tomography (Abk.<br />
SPECT). Sie bot die für diese Experimente realistischsten<br />
Situationen für meditative Übungen. Die Probanden konnten<br />
ihre Meditation außerhalb des Scanners in einem abgedunkelten<br />
Raum (Stille / Kerzen / Räucherstäbchen)<br />
abhalten, was bei der Positronen-Emissions-Tomografie<br />
schwierig und bei der funktionellen Magnetresonanztomografie<br />
(Davidson) unmöglich ist. Während der Meditation<br />
waren die Meditierenden mit einer Baumwollschnur mit<br />
dem Beobachter (Newberg) verbunden und zogen an ihr,<br />
sobald sich ihr meditativer Zustand seinem transzendenten<br />
Höhepunkt näherte. Das war für den Radiologen Newberg<br />
der Moment, dem Meditierenden eine radioaktive Substanz<br />
intravenös zu verabreichen, um das Durchblutungsmuster<br />
im Gehirn während des meditativen Höhepunktes festzuhalten<br />
und es nach Beendigung der Meditation im bildgebenden<br />
SPECT-Verfahren wieder sichtbar zu machen.<br />
Unabhängig davon, welches dieser beiden Verfahren<br />
angewandt wurde, bei beiden Methoden wurden neurobiologische<br />
Veränderungen im Gehirn registriert. Nicht<br />
nur die Hirnströme und ihre unterschiedlichen Frequenzen<br />
(Gamma-Wellen und Delta-Wellen) veränderten sich, sondern<br />
auch die Intensität an Aktivität in den Hirnarealen,<br />
die zum einen für die Aufmerksamkeit und zum anderen<br />
für die Orientierung zuständig sind. Während im<br />
40 durchblick 2/<strong>2007</strong>