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vermuten, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod, also<br />
religiöses Gedankengut, schon sehr früh in den Köpfen der<br />
Menschen verankert gewesen sein muss. Erste Spuren von<br />
Religiosität finden sich bereits vor rund 300.000 Jahren, also<br />
schon zu Zeiten des Homo erectus. Relativ gesicherte Hinweise<br />
auf Religiosität allerdings liefern erst Gräberfunde<br />
aus der Zeit von vor ca. 120.000 Jahren, auch in Gebieten<br />
des Neandertalers, der vor ca. 30.000 Jahren ausgestorben<br />
ist. Aber, wie das nun mal so ist bei uns Menschen, nicht<br />
alle unsere Vorfahren waren<br />
wohl religiös. Es gibt Experten,<br />
die nicht ausschließen<br />
wollen, dass diejenigen Gruppenverbände,<br />
die durch eine,<br />
in welcher Form auch immer<br />
gearteten archaischen Religion fest miteinander verbunden<br />
waren, gegenüber „unreligiösen“ loseren Gruppen einen<br />
Lebensvorteil hatten. Dies wissenschaftlich zu begründen,<br />
ist sicherlich heute nicht mehr möglich. Sei‘s drum. Eines<br />
ist jedoch sicher, seit „Menschengedenken“ gab und gibt<br />
es unter uns „Gläubige“ und „Ungläubige“, Menschen mit<br />
einer religiösen Lebenseinstellung und Menschen, die,<br />
um hier einen Ausspruch von Max Weber zu gebrauchen,<br />
„religiös unmusikalisch“ sind. Mit dem Aufkommen der<br />
modernen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert<br />
und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen hat die<br />
Zahl der Unreligiösen in den westlichen Industriegesellschaften<br />
allerdings erheblich zugenommen. Unabhängig<br />
aber ob religiös oder nicht religiös, in beiden Fällen war<br />
und bleibt es wohl immer eine Glaubenssache, denn auch<br />
der Ungläubige „glaubt“ nur, dass es Gott nicht gibt, denn<br />
einen gültigen Beweis seiner Nichtexistenz kann er nicht<br />
erbringen. Schon von Kant ist zu hören: „Wo will der angebliche<br />
Freigeist seine Beweise hernehmen, dass es kein<br />
höchstes Wesen gibt?“<br />
Von dieser Aussage Kants aber unbeeinflusst, hat die<br />
Evolutionsforschung und mit ihr das Wissen über die biologische<br />
Entwicklung und Ausstattung des Menschen und hier<br />
speziell die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung, der<br />
Gottesfrage wieder neue Nahrung zugeführt und sie erneut<br />
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Rechtsanwältin Tanja Wagener<br />
Siegen, Graf-Luckner-Str. 85<br />
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Philosophischer Kopfzeile Essay<br />
Nicht der Geist formt die<br />
Materie, sondern die Materie<br />
formt den Geist<br />
in den Fokus der Öffentlichkeit rücken lassen. Die Gründe<br />
hierfür liegen nicht in den eigentlichen Erkenntnissen<br />
selbst, sondern in den Schlussfolgerungen, die aus ihnen<br />
gezogen werden und die bei manchen Naturwissenschaftlern<br />
schon dogmatische Züge aufweisen. Nach Meinung<br />
der meisten Hirnforscher haben alle geistigen Leistungen<br />
und mentalen Fähigkeiten des Menschen, auch wenn sie<br />
in ihrer Komplexität bis heute noch nicht vollständig erkannt<br />
sind, ihren Ursprung ausschließlich in neurophysiologischen<br />
Prozessen des Gehirns.<br />
Sowohl der menschliche Geist als<br />
auch das Seelenleben des Menschen<br />
sind für sie immer an Eigenschaften<br />
materieller Substanzen gebunden<br />
und werden durch diese maßgeblich<br />
bestimmt. Nicht der Geist formt die Materie, sondern die<br />
Materie formt den Geist, lautet das Credo vieler Naturwissenschaftler.<br />
Für sie ist unser ganzer Organismus, insbesondere<br />
aber unser Gehirn, nichts anderes als eine Überlebensmaschine<br />
für die stärksten Gene und ausschließlich auf<br />
dieses Ziel hin ausgerichtet. Alle Phänomene des Geistes,<br />
wie das ICH, der freie Wille, ethische Vorstellungen, der<br />
Glaube an die Existenz eines höheres Wesens sowie jegliche<br />
Form von Religion, sind nichts anderes als Konstrukte<br />
des menschlichen Gehirns und eine von den Genen gesteuerte<br />
Anpassungsstrategie. Somit ist auch Gott nur ein<br />
Hirngespinst und sitzt in der Falle der Hirnforscher. Aber,<br />
so ist hier zu fragen, liefert uns die moderne Hirnforschung<br />
hierfür schlüssige Beweise und wenn ja, welche sind das?<br />
Gehen wir dieser Frage einmal etwas nach.<br />
Auf der Suche nach Gott im Gehirn<br />
Hirnforscher wären keine Wissenschaftler, wenn sie<br />
nicht versuchen würden, die Ursachen, nach denen sie suchen,<br />
aufzuspüren und ihnen auf den Grund zu gehen. So<br />
auch bei der Suche nach eventuellen Beweisen für die Existenz<br />
bzw. die Nichtexistenz Gottes im Gehirn.<br />
Was aber liegt bei dieser Suche näher, als zu erforschen:<br />
Was passiert eigentlich im Gehirn von Menschen, die beten<br />
oder meditieren? Hat ein mystisches Erlebnis (eine Gotteserfahrung?!)<br />
Auswirkungen auf das menschliche Gehirn<br />
und wenn ja welche? Gibt es so etwas wie eine „religiöse<br />
Begabung“, so wie es eine musikalische gibt? Sind Glaube<br />
und Religion genetisch bedingt und auch vererbbar? Diesen<br />
und anderen Fragen nach einer wechselseitigen Beeinflussung<br />
und Abhängigkeit von einerseits biologischen<br />
Eigenschaften und andererseits religiösen Empfindungen<br />
sind in den letzten Jahren überwiegend nordamerikanische<br />
Wissenschaftler in unterschiedlichen Studien und Experimenten<br />
nachgegangen. Aus dieser Aufgabenstellung heraus<br />
hat sich eine, für einige Wissenschaftler und Theologen<br />
etwas fragliche, neue „Neuro-Disziplin“ entwickelt,<br />
die „Neurotheologie“. Der Begriff wurde 1984 von dem<br />
amerikanischen Theologen James B. Ahsbrook geprägt.<br />
Ziel und Aufgabe dieser relativ jungen wissenschaftlichen<br />
Fachrichtung ist es, Zusammenhänge zwischen neu-<br />
38 durchblick 2/<strong>2007</strong>