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2007-02

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vermuten, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod, also<br />

religiöses Gedankengut, schon sehr früh in den Köpfen der<br />

Menschen verankert gewesen sein muss. Erste Spuren von<br />

Religiosität finden sich bereits vor rund 300.000 Jahren, also<br />

schon zu Zeiten des Homo erectus. Relativ gesicherte Hinweise<br />

auf Religiosität allerdings liefern erst Gräberfunde<br />

aus der Zeit von vor ca. 120.000 Jahren, auch in Gebieten<br />

des Neandertalers, der vor ca. 30.000 Jahren ausgestorben<br />

ist. Aber, wie das nun mal so ist bei uns Menschen, nicht<br />

alle unsere Vorfahren waren<br />

wohl religiös. Es gibt Experten,<br />

die nicht ausschließen<br />

wollen, dass diejenigen Gruppenverbände,<br />

die durch eine,<br />

in welcher Form auch immer<br />

gearteten archaischen Religion fest miteinander verbunden<br />

waren, gegenüber „unreligiösen“ loseren Gruppen einen<br />

Lebensvorteil hatten. Dies wissenschaftlich zu begründen,<br />

ist sicherlich heute nicht mehr möglich. Sei‘s drum. Eines<br />

ist jedoch sicher, seit „Menschengedenken“ gab und gibt<br />

es unter uns „Gläubige“ und „Ungläubige“, Menschen mit<br />

einer religiösen Lebenseinstellung und Menschen, die,<br />

um hier einen Ausspruch von Max Weber zu gebrauchen,<br />

„religiös unmusikalisch“ sind. Mit dem Aufkommen der<br />

modernen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert<br />

und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen hat die<br />

Zahl der Unreligiösen in den westlichen Industriegesellschaften<br />

allerdings erheblich zugenommen. Unabhängig<br />

aber ob religiös oder nicht religiös, in beiden Fällen war<br />

und bleibt es wohl immer eine Glaubenssache, denn auch<br />

der Ungläubige „glaubt“ nur, dass es Gott nicht gibt, denn<br />

einen gültigen Beweis seiner Nichtexistenz kann er nicht<br />

erbringen. Schon von Kant ist zu hören: „Wo will der angebliche<br />

Freigeist seine Beweise hernehmen, dass es kein<br />

höchstes Wesen gibt?“<br />

Von dieser Aussage Kants aber unbeeinflusst, hat die<br />

Evolutionsforschung und mit ihr das Wissen über die biologische<br />

Entwicklung und Ausstattung des Menschen und hier<br />

speziell die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung, der<br />

Gottesfrage wieder neue Nahrung zugeführt und sie erneut<br />

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Philosophischer Kopfzeile Essay<br />

Nicht der Geist formt die<br />

Materie, sondern die Materie<br />

formt den Geist<br />

in den Fokus der Öffentlichkeit rücken lassen. Die Gründe<br />

hierfür liegen nicht in den eigentlichen Erkenntnissen<br />

selbst, sondern in den Schlussfolgerungen, die aus ihnen<br />

gezogen werden und die bei manchen Naturwissenschaftlern<br />

schon dogmatische Züge aufweisen. Nach Meinung<br />

der meisten Hirnforscher haben alle geistigen Leistungen<br />

und mentalen Fähigkeiten des Menschen, auch wenn sie<br />

in ihrer Komplexität bis heute noch nicht vollständig erkannt<br />

sind, ihren Ursprung ausschließlich in neurophysiologischen<br />

Prozessen des Gehirns.<br />

Sowohl der menschliche Geist als<br />

auch das Seelenleben des Menschen<br />

sind für sie immer an Eigenschaften<br />

materieller Substanzen gebunden<br />

und werden durch diese maßgeblich<br />

bestimmt. Nicht der Geist formt die Materie, sondern die<br />

Materie formt den Geist, lautet das Credo vieler Naturwissenschaftler.<br />

Für sie ist unser ganzer Organismus, insbesondere<br />

aber unser Gehirn, nichts anderes als eine Überlebensmaschine<br />

für die stärksten Gene und ausschließlich auf<br />

dieses Ziel hin ausgerichtet. Alle Phänomene des Geistes,<br />

wie das ICH, der freie Wille, ethische Vorstellungen, der<br />

Glaube an die Existenz eines höheres Wesens sowie jegliche<br />

Form von Religion, sind nichts anderes als Konstrukte<br />

des menschlichen Gehirns und eine von den Genen gesteuerte<br />

Anpassungsstrategie. Somit ist auch Gott nur ein<br />

Hirngespinst und sitzt in der Falle der Hirnforscher. Aber,<br />

so ist hier zu fragen, liefert uns die moderne Hirnforschung<br />

hierfür schlüssige Beweise und wenn ja, welche sind das?<br />

Gehen wir dieser Frage einmal etwas nach.<br />

Auf der Suche nach Gott im Gehirn<br />

Hirnforscher wären keine Wissenschaftler, wenn sie<br />

nicht versuchen würden, die Ursachen, nach denen sie suchen,<br />

aufzuspüren und ihnen auf den Grund zu gehen. So<br />

auch bei der Suche nach eventuellen Beweisen für die Existenz<br />

bzw. die Nichtexistenz Gottes im Gehirn.<br />

Was aber liegt bei dieser Suche näher, als zu erforschen:<br />

Was passiert eigentlich im Gehirn von Menschen, die beten<br />

oder meditieren? Hat ein mystisches Erlebnis (eine Gotteserfahrung?!)<br />

Auswirkungen auf das menschliche Gehirn<br />

und wenn ja welche? Gibt es so etwas wie eine „religiöse<br />

Begabung“, so wie es eine musikalische gibt? Sind Glaube<br />

und Religion genetisch bedingt und auch vererbbar? Diesen<br />

und anderen Fragen nach einer wechselseitigen Beeinflussung<br />

und Abhängigkeit von einerseits biologischen<br />

Eigenschaften und andererseits religiösen Empfindungen<br />

sind in den letzten Jahren überwiegend nordamerikanische<br />

Wissenschaftler in unterschiedlichen Studien und Experimenten<br />

nachgegangen. Aus dieser Aufgabenstellung heraus<br />

hat sich eine, für einige Wissenschaftler und Theologen<br />

etwas fragliche, neue „Neuro-Disziplin“ entwickelt,<br />

die „Neurotheologie“. Der Begriff wurde 1984 von dem<br />

amerikanischen Theologen James B. Ahsbrook geprägt.<br />

Ziel und Aufgabe dieser relativ jungen wissenschaftlichen<br />

Fachrichtung ist es, Zusammenhänge zwischen neu-<br />

38 durchblick 2/<strong>2007</strong>

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