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2007-02

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Philosophischer Kopfzeile Essay<br />

Gottesbeweis verbunden ist, kennen wir schon von Immanuel<br />

Kant. So gesehen bleibt alles „beim Alten“, denn auch<br />

die neu gewonnenen neurophysiologischen Erkenntnisse der<br />

Hirnforschung liefern keinerlei Beweise weder für noch gegen<br />

die Existenz Gottes. Gott ist kein neuronales Erregungsmuster,<br />

nicht die Folge eines Ausfalls bestimmter Hirnstrukturen<br />

und auch nicht das Resultat einer mangelnden Balance<br />

zwischen verschiedenen Neurotransmittern. Deshalb: Auf der<br />

Ebene der Naturwissenschaft kann die Frage nach Gott auch<br />

heute nicht geklärt werden. Die verwendeten Werkzeuge und<br />

Methoden, und seien sie technisch und wissenschaftlich auch<br />

noch so fortschrittlich und modern, scheinen für eine Suche<br />

nach Gott nicht geeignet zu sein.<br />

Dazu ein einfaches Beispiel: Wale fängt man normalerweise<br />

mit Harpunen und Heringe mit Netzen. Wenn nun der<br />

Walfänger behaupten würde, dass es in den Weltmeeren keine<br />

Heringe gibt, weil er in seinem Leben noch nie Heringe gefangen<br />

hat, würde er seine Methode des Fischfangs schlicht<br />

überschätzen. Und was für den Walfänger gilt, gilt auch für die<br />

Naturwissenschaftler, denn diese müssen die Grenzen ihrer<br />

wissenschaftlichen Forschungstätigkeit erkennen und Vorsicht<br />

walten lassen bei allzu voreiligen Schlussfolgerungen.<br />

Eine dieser entscheidenden Grenze ist die von mir in anderen<br />

Beiträgen schon erwähnte Erforschung von subjektivem<br />

Erleben eines Menschen. Immer und überall nehmen Neurowissenschaftler<br />

und Verhaltenspsychologen die objektive<br />

Position der „dritten Person“ ein, sozusagen die „Außenperspektive“.<br />

Dabei werfen sie, um einen Ausdruck des Dalai Lama<br />

zu verwenden, aber „nicht genügend Licht auf die subjektive<br />

Erfahrung“ also auf die „Innenperspektive der ersten<br />

Person“ des fühlenden, denkenden und handelnden Subjekts.<br />

Aber diese innere Welt des Erlebens, das Seelenleben eines<br />

Menschen, kann in seinem Inhalt und seiner Bedeutung nur<br />

durch verbale und nonverbale Kommunikation des Subjekts<br />

selbst einem anderen gegenüber mitgeteilt und damit zum<br />

Ausdruck gebracht werden. Wichtig ist zu erkennen und zu<br />

akzeptieren, dass diese „innere Welt“ des Subjekts immer eine<br />

erlebte und damit auch eine reale Welt ist, auch wenn sie<br />

mit wissenschaftlichen Methoden nicht überprüfbar ist. Aber<br />

genau dieser wissenschaftlich noch unberührte innere Raum<br />

eines jeden Einzelnen von uns ist der Ort, wo unser Leben<br />

seine tiefste Erfahrung für uns bereithält durch die angeborene<br />

Fähigkeit zur Spiritualität (nicht zu verwechseln mit der durch<br />

Erziehung und Lebensumstände geprägten Religiosität).<br />

Der Begriff Spiritualität kommt in der materiell ausgerichteten<br />

Naturwissenschaft nicht vor. Kein Wunder, denn<br />

Spiritualität und Absicht vertragen sich nicht, genauso wenig<br />

wie spirituelle Erfahrungen nicht anstrebt oder angesteuert<br />

werden können. Spiritualität ist ein geistiges Erlebnis, und im<br />

christlichen Sinn verstanden eine tiefe Erfahrung im Grenzbereich<br />

zwischen Mensch und Gott, eine Berührung mit einer<br />

andersartigen Realität 4 ). Zu keiner Zeit in unserem Leben<br />

stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes so intensiv und<br />

direkt, sind die Fragen nach einer Antwort ehrlicher und die<br />

spirituellen Erlebnisse wahrhaftiger, als am Ende unseres<br />

Lebens, im Angesicht des eigenen Todes, sozusagen in der<br />

Stunde der Wahrheit. Daher möchte ich meinen Beitrag auch<br />

mit einer Aussage der Schweizer Psychotherapeutin Monika<br />

Renz beschließen, die sie aufgrund ihrer umfassenden Forschungsarbeit<br />

mit spirituellen Erfahrungen Schwerstkranker<br />

und sterbender Menschen gemacht und in ihrem Buch<br />

„Grenzerfahrung Gott“ veröffentlicht hat: „Meines Erachtens<br />

braucht unsere Kultur ... eine Spiritualität des sog. personalen<br />

Gottes, innere Erfahrungen mit einem hörenden, mitfühlenden,<br />

sich mit dem menschlichen Leid identifizierenden<br />

Gott ... Über die Begegnung mit einem Gott als Gegenüber<br />

erleben wir uns ernst genommen in der Einmaligkeit unseres<br />

Person- und Subjektseins.“ 4 ) Die Beispiele, die Monika Renz<br />

in ihrem Buch aufführt, beschreiben in eindrucksvoller Weise,<br />

dass auch im Zustand vollkommener Unfreiheit, bedingt<br />

durch schwere Krankheit, die Fesseln des Todes und die Angst<br />

des Loslassens, dass Menschen in dieser ausweglosen Gefangenschaft<br />

am Ende ihres Lebens die tiefe spirituelle Erfahrung<br />

machen, dass es etwas gibt, dass ihnen eine unantastbare Würde<br />

verleiht und eine innere bedingungslose Freiheit schenkt,<br />

nämlich Gott.<br />

Eberhard Freundt<br />

1) Titel entnommen dem gleichnamigen Vortrag des Neuropsychologen<br />

Christian Hoppe (Universitätsklinik für Epilepsie, Bonn 27. 12. 20<strong>02</strong>).<br />

2) Ein für Nichtexperten gewählter Begriff von Andrew Newberg aus seinem<br />

Buch „Der gedachte Gott“. 3) Andrew Newberg: Der gedachte Gott,<br />

S. 18/19. 4) Monika Renz: Grenzerfahrung Gott S. 31/137<br />

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42 durchblick 2/<strong>2007</strong>

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