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Philosophischer Kopfzeile Essay<br />
Gottesbeweis verbunden ist, kennen wir schon von Immanuel<br />
Kant. So gesehen bleibt alles „beim Alten“, denn auch<br />
die neu gewonnenen neurophysiologischen Erkenntnisse der<br />
Hirnforschung liefern keinerlei Beweise weder für noch gegen<br />
die Existenz Gottes. Gott ist kein neuronales Erregungsmuster,<br />
nicht die Folge eines Ausfalls bestimmter Hirnstrukturen<br />
und auch nicht das Resultat einer mangelnden Balance<br />
zwischen verschiedenen Neurotransmittern. Deshalb: Auf der<br />
Ebene der Naturwissenschaft kann die Frage nach Gott auch<br />
heute nicht geklärt werden. Die verwendeten Werkzeuge und<br />
Methoden, und seien sie technisch und wissenschaftlich auch<br />
noch so fortschrittlich und modern, scheinen für eine Suche<br />
nach Gott nicht geeignet zu sein.<br />
Dazu ein einfaches Beispiel: Wale fängt man normalerweise<br />
mit Harpunen und Heringe mit Netzen. Wenn nun der<br />
Walfänger behaupten würde, dass es in den Weltmeeren keine<br />
Heringe gibt, weil er in seinem Leben noch nie Heringe gefangen<br />
hat, würde er seine Methode des Fischfangs schlicht<br />
überschätzen. Und was für den Walfänger gilt, gilt auch für die<br />
Naturwissenschaftler, denn diese müssen die Grenzen ihrer<br />
wissenschaftlichen Forschungstätigkeit erkennen und Vorsicht<br />
walten lassen bei allzu voreiligen Schlussfolgerungen.<br />
Eine dieser entscheidenden Grenze ist die von mir in anderen<br />
Beiträgen schon erwähnte Erforschung von subjektivem<br />
Erleben eines Menschen. Immer und überall nehmen Neurowissenschaftler<br />
und Verhaltenspsychologen die objektive<br />
Position der „dritten Person“ ein, sozusagen die „Außenperspektive“.<br />
Dabei werfen sie, um einen Ausdruck des Dalai Lama<br />
zu verwenden, aber „nicht genügend Licht auf die subjektive<br />
Erfahrung“ also auf die „Innenperspektive der ersten<br />
Person“ des fühlenden, denkenden und handelnden Subjekts.<br />
Aber diese innere Welt des Erlebens, das Seelenleben eines<br />
Menschen, kann in seinem Inhalt und seiner Bedeutung nur<br />
durch verbale und nonverbale Kommunikation des Subjekts<br />
selbst einem anderen gegenüber mitgeteilt und damit zum<br />
Ausdruck gebracht werden. Wichtig ist zu erkennen und zu<br />
akzeptieren, dass diese „innere Welt“ des Subjekts immer eine<br />
erlebte und damit auch eine reale Welt ist, auch wenn sie<br />
mit wissenschaftlichen Methoden nicht überprüfbar ist. Aber<br />
genau dieser wissenschaftlich noch unberührte innere Raum<br />
eines jeden Einzelnen von uns ist der Ort, wo unser Leben<br />
seine tiefste Erfahrung für uns bereithält durch die angeborene<br />
Fähigkeit zur Spiritualität (nicht zu verwechseln mit der durch<br />
Erziehung und Lebensumstände geprägten Religiosität).<br />
Der Begriff Spiritualität kommt in der materiell ausgerichteten<br />
Naturwissenschaft nicht vor. Kein Wunder, denn<br />
Spiritualität und Absicht vertragen sich nicht, genauso wenig<br />
wie spirituelle Erfahrungen nicht anstrebt oder angesteuert<br />
werden können. Spiritualität ist ein geistiges Erlebnis, und im<br />
christlichen Sinn verstanden eine tiefe Erfahrung im Grenzbereich<br />
zwischen Mensch und Gott, eine Berührung mit einer<br />
andersartigen Realität 4 ). Zu keiner Zeit in unserem Leben<br />
stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes so intensiv und<br />
direkt, sind die Fragen nach einer Antwort ehrlicher und die<br />
spirituellen Erlebnisse wahrhaftiger, als am Ende unseres<br />
Lebens, im Angesicht des eigenen Todes, sozusagen in der<br />
Stunde der Wahrheit. Daher möchte ich meinen Beitrag auch<br />
mit einer Aussage der Schweizer Psychotherapeutin Monika<br />
Renz beschließen, die sie aufgrund ihrer umfassenden Forschungsarbeit<br />
mit spirituellen Erfahrungen Schwerstkranker<br />
und sterbender Menschen gemacht und in ihrem Buch<br />
„Grenzerfahrung Gott“ veröffentlicht hat: „Meines Erachtens<br />
braucht unsere Kultur ... eine Spiritualität des sog. personalen<br />
Gottes, innere Erfahrungen mit einem hörenden, mitfühlenden,<br />
sich mit dem menschlichen Leid identifizierenden<br />
Gott ... Über die Begegnung mit einem Gott als Gegenüber<br />
erleben wir uns ernst genommen in der Einmaligkeit unseres<br />
Person- und Subjektseins.“ 4 ) Die Beispiele, die Monika Renz<br />
in ihrem Buch aufführt, beschreiben in eindrucksvoller Weise,<br />
dass auch im Zustand vollkommener Unfreiheit, bedingt<br />
durch schwere Krankheit, die Fesseln des Todes und die Angst<br />
des Loslassens, dass Menschen in dieser ausweglosen Gefangenschaft<br />
am Ende ihres Lebens die tiefe spirituelle Erfahrung<br />
machen, dass es etwas gibt, dass ihnen eine unantastbare Würde<br />
verleiht und eine innere bedingungslose Freiheit schenkt,<br />
nämlich Gott.<br />
Eberhard Freundt<br />
1) Titel entnommen dem gleichnamigen Vortrag des Neuropsychologen<br />
Christian Hoppe (Universitätsklinik für Epilepsie, Bonn 27. 12. 20<strong>02</strong>).<br />
2) Ein für Nichtexperten gewählter Begriff von Andrew Newberg aus seinem<br />
Buch „Der gedachte Gott“. 3) Andrew Newberg: Der gedachte Gott,<br />
S. 18/19. 4) Monika Renz: Grenzerfahrung Gott S. 31/137<br />
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42 durchblick 2/<strong>2007</strong>