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Für Eduard Mörike der in der von Hohenheim nahegelegenen<br />
Stadt Ludwigsburg geboren wurde, ausgebildeter<br />
Pfarrer und Dichter war es kein Zufall, dass die wichtigsten<br />
Ereignisse der Bibel sich gerade in Gärten abspielen: die<br />
Schöpfung im Paradiesgarten, die Todesangst Jesu im Ölgarten<br />
und seine Auferstehung im Garten mit dem leeren<br />
Grab. Der Garten wird damit zu einem umfassenden Bild,<br />
einem Zeichen<br />
der Hoffnung,<br />
in dem wir das<br />
Geheimnis von<br />
Leben, Tod<br />
und Auferstehung<br />
erkennen<br />
können.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr der Garten zahlreiche<br />
Umwandlungen und wurde durch verschiedene Nutzungen<br />
geprägt. Seit Gründung der „Landwirtschaftlichen Lehranstalt“<br />
auf dem Gelände im Jahre 1818, die im Jahre<br />
1967 den Rang einer Universität erhielt, wird der Garten<br />
für wissenschaftliche Versuche, reichliches Lehr- und Anschauungsmaterial<br />
für Studenten und Schüler genutzt, und<br />
für nicht wissenschaftlich interessierte Besucher ist er eine<br />
beliebte Erholungsstätte, die kostenlos und ganzjährig<br />
zur Verfügung steht. Heute stehen hier zusammen mit dem<br />
neuen Landschaftsgarten, der 1996 angelegt wurde, etwa<br />
2400 Gehölzarten und Varietäten aus über 90 Pflanzenfamilien<br />
und 270 Gattungen.<br />
Den besonderen Reiz dieses Garten macht jedoch der<br />
alte Baumbestand aus. Der aufmerksame Besucher wird<br />
öfter noch Bäume aus dem 18. Jahrhundert entdecken: so<br />
zum Beispiel die riesige nordamerikanische Platane beim<br />
„Spielhaus“ oder mehrere Tulpenbäume mit tulpenförmigen,<br />
gelbgrünen Blüten, die im Jahre 1779 gepflanzt<br />
wurden. Die Staudenterrasse mit Kleingehölzgarten vor<br />
dem historischen Spielhaus von 1788, das Rhododendrenquartier,<br />
die geheimnisvoll verschlungene Wege des Lavendel-Labyrinths<br />
bieten dem Besucher einen reizvollen<br />
Anblick.<br />
Der Schlosspark, eine ehemalige barocke Anlage im<br />
französischen Stil, der im Laufe der Zeit auch Veränderungen<br />
erfahren hat, dient heute als Park für Erholungssuchende.<br />
Bemerkenswert ist der im Jahre 1974 errichtete Botanische<br />
Garten mit dem neuzeitlichen Arzneipflanzengarten<br />
in dem etwa 400 Heil- und Giftpflanzen angepflanzt sind,<br />
und der nach den zu heilenden Organen geordnete mittelalterliche<br />
Heilpflanzengarten der Hildegard von Bingen.<br />
Botanik<br />
Gärten helfen uns, uns zu nähren, zu heilen<br />
und unser Wohlbefinden zu steigern.<br />
Zu erwähnen sind noch die Lehrgärten, die nur wissenschaftlichen<br />
Zwecken dienen und den Besuchern nicht<br />
zugänglich sind. Gärten helfen uns, unsere Umwelt zu verschönern,<br />
uns zu nähren, zu heilen und unser inneres und<br />
äußeres Wohlbefinden zu steigern.<br />
Sie sind Orte der Entspannung, der Stille, des Friedens<br />
und schenken uns Kraft für den Alltag. Gärten erwecken<br />
unsere Neugierde und Entdeckerfreude. Wie riecht diese<br />
Blume, wann wurde der Baum angepflanzt, für was werden<br />
die Nutzpflanzen verwendet? Viele andere Fragen kommen<br />
auf.<br />
Mit viel Liebe und Fürsorge<br />
werden die Gärten von der Hohenheimer<br />
Universität betreut.<br />
Ich habe die verschiedenen<br />
Gartenteile in Hohenheim<br />
zu verschiedenen Jahreszeiten besucht. Der historische<br />
Rundweg, ein erholsamer Spaziergang durch die ehemaligen<br />
Schlossanlagen, dem heutigen Universitätscampus,<br />
war für mich immer interessant und sehenswert, versetzte<br />
mich sogar in eine spannende Zeitreise durch 250 Jahre<br />
Gartenbaugeschichte.<br />
Historische Gärten wie die Hohenheimer Gärten sind<br />
keine beliebigen Überbleibsel von einst oder vorübergehende<br />
Einrichtungen auf Zeit, sondern kostbare Vermächtnisse<br />
der Geschichte und Gegenwart für die Zukunft.<br />
(1. Aus Goethes Tagebuch)<br />
Dorothea Istock<br />
KNEBEL<br />
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durchblick 2/<strong>2007</strong> 11