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2007-02

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Im Sommer 1943<br />

machte ich im Landjahr<br />

meine Hauswirtschaftsprüfung.<br />

Die<br />

Theorie war überstanden.<br />

Heute war<br />

der Tag der Praxis.<br />

Morgens um acht Uhr<br />

bekamen wir, mein<br />

Mitprüfling Waltraud<br />

und ich, das Kuvert,<br />

in dem die Arbeiten<br />

für den Vormittag<br />

aufgeführt waren.<br />

Also: Ich musste<br />

ein Kleid waschen,<br />

eine weiße Bluse<br />

bügeln, eine Leinenschürze<br />

flicken, ein<br />

großes Doppelfenster mit Rahmen säubern und natürlich<br />

kochen. Ich musste gefüllte Gurken braten und einen<br />

großen Rollbraten herrichten. Waltraud, mein Mitprüfling,<br />

richtete einen Hefekloß mit Kompott an. Zusammen<br />

mussten wir auch noch eine schöne Tischdekoration<br />

machen und dann natürlich das fertige Essen auch noch<br />

stilgerecht servieren. In der großen Küche lag alles bereit,<br />

was wir benötigten.<br />

Ich ging aber zuerst ins Waschhaus, um alles zu erledigen,<br />

was mich später beim Kochen nicht mehr belasten<br />

konnte. Ich machte mich an die Arbeit. Alles klappte<br />

prima, ich lag gut in der Zeit. Dann aber zurück in die<br />

Küche. Während mich nach kurzer Zeit der prachtvolle<br />

Rollbraten anlachte, entwickelten sich die Gurken zu<br />

meinem Feind. Ich hatte sie ausgekratzt und mit Gehacktem<br />

gefüllt. Mit Zahnstochern wurden sie zusammengehalten<br />

und so ins heiße Fett gelegt. So weit – so<br />

Lassen Sie Ihren<br />

Trauring umarbeiten<br />

Aus einem alten Trauring kann<br />

ein wunderschöner Schmuckring<br />

werden, der seine Innengravur<br />

behält – mit Farbstein oder<br />

Brillant.<br />

Ihr Altgold nehmen wir in Zahlung.<br />

Unterhaltung<br />

Warum der Rollbraten „Rollbraten“ heißt?<br />

Bei jeder Scheibe Fleisch, die ich ihnen auf den Teller legte,<br />

musste ich mir ein innerliches Lachen verkneifen.<br />

ab € 98,-<br />

Am Dicken Turm<br />

Peter Müller | Kölner Straße 48 | 57072 Siegen | <strong>02</strong>71 53616<br />

gut – aber sobald ich<br />

sie wendete, blieb das<br />

Braune in der Pfanne<br />

und die Gurke war<br />

wieder grün. Diese<br />

Prozedur brachte mich<br />

zur Verzweiflung.<br />

Gurke braun – Gurke<br />

drehen – Gurke grün.<br />

So was Blödes werde<br />

ich nie in meinem<br />

Leben auf den Tisch<br />

bringen, schwor ich<br />

mir, habe ich auch nie<br />

getan. Sonst klappte<br />

alles richtig gut, auch<br />

bei meinem Mitprüfling.<br />

Wir machten einen<br />

hübschen Tischschmuck<br />

und deckten<br />

den großen Tisch für den Prüfungsausschuss. Als Letztes<br />

machte ich noch die Soße des Rollbratens. Schmeckte<br />

alles noch mal ab und war zufrieden mit mir. Die Prüferin<br />

auch, denn sie lächelte mir zu. Nun musste alles so gut<br />

serviert werden, dass der Eindruck passte. Ich band mir<br />

eine lange, weiße Schürze vor, löste das dünne Seil vom<br />

Rollbraten und legte ihn fein säuberlich auf die bereits<br />

dekorierte Fleischplatte. Es schlug gerade zwölf, – ooh<br />

– als ich voller Stolz meinen Braten die hohe steinerne<br />

Treppe von der Küche zum Speisesaal hochtrug.<br />

Da ..., was war das? Ein Ruck ging durch meinen<br />

ganzen Körper. Ich konnte absolut nicht weitergehen.<br />

Hilfe ..., ich bin gelähmt!!! Was war geschehen? Simpel,<br />

Simpel, ich stand auf meiner langen Schürze. Stocksteif,<br />

bewegungsunfähig. Mein Rollbraten aber war im Gegensatz<br />

zu mir mopsfidel. Er sprang von der Platte und<br />

hopste und rollte, hopste, hopste und rollte, keine Stufe<br />

auslassend die ganze, lange Treppe hinunter. Unten stand<br />

die Prüferin. Fassungslos! Sekunden vergingen. Dann<br />

rief sie mich zurück. Schnappte den Braten vom Boden<br />

mit der Hand, zog ihn kurzerhand durch die Soße. Legte<br />

ihn auf eine neue Platte, band mir eine saubere Schürze<br />

um und erweckte mich mit einem Klaps auf den Po zu<br />

neuem Leben. Ich erkannte, was geschehen war, welch<br />

eine Chance ich bekommen hatte und eilte vorsichtig und<br />

erleichtert in den Speisesaal. Allen am Tisch schmeckte<br />

es vorzüglich und waren voll des Lobes. Bei jeder Scheibe<br />

Fleisch, die ich ihnen auf den Teller legte, musste<br />

ich mir trotz meiner Aufregung ein innerliches Lachen<br />

verkneifen.<br />

Jedenfalls wusste ich seit dem Vorfall, warum der<br />

„Rollbraten“ ... Rollbraten heißt!<br />

Inge Göbel<br />

6 durchblick 2/<strong>2007</strong>

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