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DI Dr. Wolfgang J.<br />

Oberndorfer, MS<br />

o. Univ. Prof. i. R. TU Wien;<br />

1959 – 1964 Studium Bauingenieurwesen<br />

TH Wien;<br />

1964 – 1965 Assistent an<br />

der UC Berkeley, Master<br />

of Science in Structural<br />

Engineering; 1965 – 1966<br />

VOEST-Stahlbau (Technisches<br />

Büro); 1966 – 1976<br />

Fa. Mayreder (Bauleiter,<br />

Statiker; Betriebswirtschaft,<br />

EDV, Organisation);<br />

1976 – 1981 Fa. STUAG<br />

(Prokurist); 1981 – 2004<br />

Professor für Bauwirtschaft<br />

an der TU Wien; 1987, 1988:<br />

Gastprofessor an der ETH<br />

Zürich; 2001: Sabbatical an<br />

der Universität Fribourg (CH),<br />

Purdue University (Indiana),<br />

Columbia University (New<br />

York), University of Reading<br />

(UK), TU Darmstadt (D)<br />

2.4 Ethik im Vergabewesen<br />

Wolfgang Oberndorfer<br />

Unter Ethik werden „allgemeingültige Normen und Maximen der Lebensführung,<br />

die sich aus der Verantwortung gegenüber anderen herleiten“ (Duden)<br />

verstanden. Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Abwicklung von Bauprojekten<br />

– und nur dazu fühlt sich der Verfasser kompetent, etwas von sich zu<br />

geben – geht es um den optimalen Einsatz von Methoden und Ressourcen, um<br />

BauherrInnenziele und ökologische und soziale Ziele der Gesellschaft in einer<br />

Synthese zu harmonisieren. Dieses Spannungsfeld kann hier nur mit einigen<br />

Facetten bewusst gemacht werden; alles Weitere würde einen anderen<br />

Rahmen benötigen.<br />

Im Vergabewesen wird ja durch das Bundesvergabegesetz ein wettbewerbs-,<br />

transparenz- und fairnessförderndes Verfahren vorgegeben, das auch für private<br />

BauherrInnen Vorbild haben sollte. Darüber hinaus werden exemplarisch<br />

einige Freiräume der BauherrInnen angeführt, in denen gesellschaftlich optimale<br />

Verhaltensweisen möglich sind, aber vom Gesetz nicht unbedingt so gefordert<br />

werden:<br />

• Die Vergabe geistiger Leistungen sollte sich vornehmlich an der Kompetenz,<br />

Erfahrung, Fähigkeit zur Netzwerkbildung und am Humankapital der PlanerInnen<br />

orientieren und nur in geringstem Maß am Honorar. Planungsqualität<br />

hat ihren Preis.<br />

• Kein Planer hat ein Monopol auf die beste Idee; das Potenzial für bessere Ideen<br />

ist immer vorhanden. Warum versperren sich BauherrInnen den Zugang dazu<br />

durch einen Ausschluss von Alternativangeboten? (Meistens nur deshalb, weil<br />

es der vergaberechtlich einfachste Weg ist.)<br />

Baukultur : Verantwortung<br />

Ethik im Vergabewesen 2.4<br />

• Planungs- und Systemwettbewerbe fördern die Kreativität und den Wettbewerb.<br />

Sie können auch mit dem System der TotalunternehmerInnen realisiert<br />

werden. Dass dabei die PlanerInnen nicht unter die Räder der Baufirmen kommen,<br />

können BauherrInnen sehr wohl steuern.<br />

• Bei der Planung neuartiger oder sehr komplexer Tragkonstruktionen müssen<br />

BauherrInnen sich bewusst sein, dass auch den besten PlanerInnen Fehler<br />

unterlaufen können. Das Argument „die StatikerInnen haften sowieso“ geht<br />

zweifach ins Leere: Erstens wenn StatikerInnen durch einen Schadensfall in den<br />

Konkurs getrieben werden, und zweitens wenn es Verletzte oder gar Tote zu<br />

beklagen gibt. Deshalb ist eine begleitende Kontrolle bei komplexen Tragkonstruktionen<br />

(= PrüfstatikerIn) schon längst „best practice“.<br />

• Als klassischer Managementfehler hat sich erwiesen, Planung und örtliche Bauaufsicht<br />

– ÖBA in eine Hand zu legen. Wie sollen da durch die ÖBA Planungsfehler<br />

entdeckt werden?<br />

• Die Vergabe einer externen begleitenden Kontrolle in der Ausführungsphase<br />

bietet grundsätzlich viele positive Effekte, wenn sie von erfahrenen Damen/<br />

Herren mit technischem, bauwirtschaftlichem und bauvertraglichem Verständnis<br />

ausgeübt wird. Wenn sie jedoch von BauherrInnen verwendet wird, um in die<br />

Projektorganisation „hineinzuregieren“, wird die Effizienz letzterer unterlaufen<br />

und es werden unklare Verhältnisse geschaffen.<br />

Auch im Vertragswesen existieren zwar Vertragsnormen (ÖNORMEN), die jedoch<br />

oft in unsinniger Weise verändert werden und so zu einer Riskenverteilung<br />

führen, die nicht selten von den JuristInnen als „gröbliche Benachteiligung“<br />

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