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Prof. Arch. DI Manfred<br />
Nehrer<br />
freischaffender Architekt;<br />
von 1982 – 1990 Präsident<br />
der Kammer der Architekten<br />
und Ingenieurkonsulenten;<br />
von 1996 – 2006 Präsident<br />
des Wiener Künstlerhauses;<br />
Mitglied diverser Gestaltungsbeiräte<br />
2.8 Strukturierte Darstellung/Erhebung der<br />
baukulturrelevanten Kompetenzen und Dienststellen<br />
Manfred Nehrer<br />
Baukultur und BauherInnenverantwortung<br />
Aus der subjektiven Sicht eines seit mehr als 30 Jahren freischaffenden Architekten<br />
1. Vorbemerkung<br />
Öffentliche BauherrInnen tragen selbstverständlich bei der Abwicklung ihrer Bauvorhaben<br />
eine hohe baukulturelle Verantwortung!<br />
Diese wird von Bund, Ländern und Gemeinden nicht in Abrede gestellt, aber in<br />
sehr unterschiedlicher Weise wahrgenommen. Auch bedienen sich öffentliche<br />
BauherrInnen unterschiedlicher Qualitätssicherungsinstrumente. Die tatsächliche<br />
Einhaltung dieser zum Teil selbst auferlegten Mechanismen ist Voraussetzung<br />
für deren Wirksamkeit.<br />
Es soll in der Folge versucht werden, die unterschiedlichen Vorgangsweisen auf<br />
ihre Auswirkung für das Ermöglichen von Baukultur darzustellen.<br />
2. Bauvorhaben von Bund, Ländern und Gemeinden<br />
2.1 Bauvorhaben der Republik Österreich<br />
Bundesbauten wurden bis Anfang der 1990er Jahre über ein Bundesministerium<br />
(früher Bautenministerium, dann Wirtschaftsministerium) abgewickelt.<br />
Bundesgebäudeverwaltungen bzw. Bundesbaudirektionen unterstützten dabei<br />
das Ministerium bei der Umsetzung in den einzelnen Bundesländern. Dieser<br />
Vorgangsweise wurde häufig sehr langsame Umsetzung durch übertriebene<br />
Bürokratie und Verzögerungen sowie Verteuerungen bei der Realisierung vorgeworfen.<br />
In den 1970er und 1980er Jahren wurden zur Vorfinanzierung, insbesondere im<br />
Schul- und Bildungsbereich, Leasingbauvorhaben abgewickelt, bei denen oftmals<br />
durch die gesicherte Finanzierung die Bauzeit verkürzt und angemessenere<br />
Baukosten erzielt werden konnten.<br />
Dabei wurden in der Regel die Projekte nach einem Wettbewerb bis zum Entwurf<br />
vom Bautenministerium begleitet und danach von den Landeshochbauämtern<br />
abgewickelt.<br />
Baukultur : Verantwortung<br />
Erhebung der baukulturrelevanten Kompetenzen und Dienststellen 2.8<br />
Anfang der 1990er Jahre wurde die Bundesimmobiliengesellschaft – BIG mit<br />
der Errichtung vorerst von Schul- und Universitätsbauvorhaben betraut, in der<br />
Folge wurden der BIG immer mehr öffentliche Bauaufgaben übertragen. Die<br />
BIG erwarb zwischen 2000 und 2002 sämtliche Bundesgebäude, ausgenommen<br />
militärische und historische Bauten (Gebäude der Burghauptmannschaft)<br />
sowie Gebäude des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten.<br />
Mit einem personell relativ sparsamen Apparat gelang es der BIG, diverse Bauvorhaben<br />
in angemessener Zeit und zu günstigeren Herstellungskosten, als für<br />
Bundesbauten zuvor eingesetzt wurden, zu errichten.<br />
Dazu trugen sehr straffe Entscheidungsstrukturen bei, aber auch der Umstand,<br />
dass von den planenden ArchitektInnen seitens der BIG neben der gestalterischen<br />
Leistung vermehrt Termin- und Kostenverantwortung eingefordert wurden,<br />
was zuvor in diesem Ausmaß nicht üblich war.<br />
Anfänglich übernahm die BIG vom Wirtschaftsministerium bereits vorbereitete Wettbewerbssiegerprojekte<br />
zur Umsetzung, führte dann aber in der Folge selbst den Architekturwettbewerb<br />
als grundsätzliches Vergabeinstrument von ArchitektInnenleistungen<br />
fort. Dabei wurden meistens Bauvorhaben realisiert, die die NutzerInnenwünsche erfüllten,<br />
den baulichen und wirtschaftlichen Belangen entsprachen und oftmalig auch einen<br />
Beitrag zur Baukultur lieferten.<br />
Diverse Schul- und Universitätsbauten geben dafür Zeugnis ab. Zahlreiche Auszeichnungen<br />
dieser Bauten und deren Bauherrin BIG unterstreichen die erreichte<br />
architektonische Qualität und dies, obwohl die BIG-Bauten, wie bereits angeführt,<br />
keinesfalls teurer, sondern meist sogar preiswerter waren als die Bundesbauten<br />
zuvor.<br />
Der grundsätzliche Einsatz der BIG als Bauträger von Bauten für Bundeseinrichtungen<br />
ist aber auch nicht mehr unumstritten. So überlegen beispielsweise in<br />
die Selbstständigkeit entlassene Universitäten, sich auf dem freien Markt ein<br />
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