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Der Beirat ist ausschließlich mit Fachleuten aus Wien besetzt, die teilweise über<br />
viele Jahre ohne zwingende Rotation die Haltung des Beirates prägen.<br />
Eine Öffnung für auswärtige Fachleute und eine Rotation des Vorsitzes sowie<br />
eine Beschränkung der Mitgliedschaft auf maximal zwei Perioden würde die<br />
Effizienz und Glaubwürdigkeit des Fachbeirates für Stadtplanung und Stadtgestaltung<br />
wesentlich erhöhen.<br />
Wichtige stadtplanerische Entscheidungen wie z.B. die Linienführung der<br />
U-Bahn oder großräumige Stadtentwicklungskonzepte wurden ohne Befassung<br />
des Fachbeirates beschlossen, während dieser mit Planungen von Dachaufbauten<br />
und anderen im Verhältnis zu wesentlichen städtebaulichen Aufgaben<br />
unbedeutenden Detailprojekten befasst wurde.<br />
Insgesamt muss für die Planungskultur der Stadt Wien ein Defizit an Transparenz<br />
und eine unverständliche Einschränkung des beauftragten PlanerInnenpotenzials<br />
festgestellt werden.<br />
Dies führt zwar manchmal zu scheinbar einfacheren Planungsabläufen, ist aber<br />
für die Qualität des Produktes nachteilig.<br />
Das vorhandene Instrumentarium würde eine weit bessere Ausschöpfung der<br />
in Wien in hohem Maße vorhandenen Planungsressourcen ermöglichen. Die<br />
Praxis der Planungsabwicklung verhindert daher oft eine optimale Bauqualität.<br />
Die bestehenden und grundsätzlich ausreichenden Lenkungsmöglichkeiten<br />
werden von den Verantwortlichen selten im erforderlichen Umfang wahrgenommen.<br />
Trotz berechtigter Kritik muss aber insgesamt festgehalten werden, dass in Wien<br />
nach wie vor zahlreiche Beiträge zur Baukultur entstehen, die auch internationale<br />
Beachtung finden. Auch ist die Bauverwaltung architekturfreundlicher als<br />
in so manchem anderen Bundesland.<br />
2.2.2 Land Niederösterreich<br />
In Niederösterreich war das Bauen bis zur Bauordnungsnovelle 1996 durch eine<br />
Bauordnung geprägt, die sich geradezu am regionalen Stil orientierte. Dadurch<br />
entstanden sehr viele mittelmäßige Bauwerke. Im privaten Bereich wurde das<br />
Land mit Krüppelwalmdächern übersät. Für öffentliche Bauten gab es zu wenige<br />
Wettbewerbe.<br />
Baukultur : Verantwortung<br />
Erhebung der baukulturrelevanten Kompetenzen und Dienststellen 2.8<br />
Ausgenommen waren die Bauten für die Landeshauptstadt St. Pölten und die<br />
für den Bund errichteten Bildungsgebäude, die in der Regel von der BIG betreut<br />
wurden.<br />
Bemerkenswerte Einzelleistungen entstanden eher durch zufälliges Zusammenwirken<br />
von ambitionierten PolitikerInnen mit engagierten ArchitektInnen, wie<br />
z.B. beim Rathausbau in Waidhofen an der Ybbs.<br />
Große Architekturaufträge wurden immer wieder mittels unzureichender Verfahren<br />
innerhalb eines viel zu kleinen, immer gleich bleibenden Kreises an PlanerInnen<br />
verteilt.<br />
Dieser Umstand wirkte sich z.B. besonders bei großen Krankenhausplanungen<br />
negativ auf die Qualität der Architektur aus.<br />
Ab der Bauordnungsnovelle von 1996 wurde kein regionaler Stil mehr gefordert<br />
und damit formale Freizügigkeit möglich. Zeitgemäße Architektur kann seither<br />
zumindest vom Gesetz her errichtet werden. Mit der 1996 erfolgten Änderung<br />
der Wohnbauförderungsrichtlinien wurden Bauten mit Licht, Luft, Sonne sowie<br />
energetisch sinnvolle Wohnbauten gefördert.<br />
Damit war eine Änderung des BauherrInnenverhaltens und der in der Folge beauftragten<br />
PlanerInnen möglich; dieser setzte aber nur zögerlich ein, sollte aber<br />
bald an Qualität und Volumen zunehmen. Ein 2005 eingeführter Wohnbauförderungsbeirat<br />
wird sich ebenfalls positiv auf die Architekturqualität auswirken.<br />
Auch die Ortsbildpflege fördert neuerdings modernes Bauen.<br />
Damit könnte insgesamt der dringend notwendige baukulturelle Aufschwung<br />
in Niederösterreich eingeleitet werden.<br />
2.2.3 Land Salzburg<br />
Die Altstadt Salzburg war besonders Anfang der 1980er Jahre einem massiven<br />
wirtschaftlichen Druck ausgesetzt, der vielfach zur Zerstörung historischer Substanz<br />
führte.<br />
Als durch diverse Bausünden die Architektur zum politischen Thema wurde, ist<br />
erstmals die Entscheidung über Fragen der Architektur in Österreich einem<br />
international besetzten Gestaltungsbeirat übertragen und versucht worden,<br />
anerkannte Architekturqualität einzuführen.<br />
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