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Dr. Wolfgang Amann<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
des IIBW – Institut<br />
für Immobilien, Bauen und<br />
Wohnen GmbH mit den<br />
Forschungsschwerpunkten<br />
Wohnbauförderung, Finanzierung,<br />
Marktforschung<br />
und Innovation im Bauund<br />
Wohnungswesen<br />
(Österreich/international);<br />
ca. 140 wissenschaftliche<br />
Publikationen; parlamentarischer<br />
Berater in wohnwirtschaftlichen<br />
Fragen;<br />
Lehrtätigkeit<br />
Robert Lechner<br />
leitet seit 2004 das Österreichische<br />
Ökologie-Institut<br />
und ist in zahlreichen nationalen<br />
und internationalen<br />
Forschungs- und Beratungsprojekten<br />
in den Themenfeldern<br />
nachhaltiges Bauen,<br />
ökologische Gebäudeoptimierung,<br />
Raum- und<br />
Regionalentwicklung,<br />
Mobilität, Stadt- und<br />
Gemeindeplanung, partizipative<br />
Planung sowie im<br />
Bereich Politikberatung und<br />
in der Organisation und<br />
Moderation von Stakeholder-<br />
Prozessen tätig; Fachpublikationen,<br />
zuletzt: Immo-Rate –<br />
Leitfaden für das Immobilienrating<br />
nachhaltiger<br />
Wohnbauten, Wien 2006<br />
2.7 Von der Wohnbauförderung zur Baukulturförderung<br />
Wolfgang Amann und Robert Lechner<br />
Die Wohnbauförderung hat sich als leistungsfähiges Instrument zur Umsetzung<br />
wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und – mit Einschränkungen – auch<br />
raumordnerischer Ziele erwiesen. Im vorliegenden Kapitel wird die Wirkungsweise<br />
des österreichischen Modells der Wohnbauförderung dargestellt und der<br />
Frage nachgegangen, ob sie ihre Potenziale auch in baukultureller Hinsicht ausschöpft.<br />
Gebarung der Wohnbauförderung<br />
Die Wohnbauförderung der Länder umfasst Ausgaben von jährlich rund EUR<br />
2,5 Mrd. 1 Darüber hinaus wendet die öffentliche Hand weit geringere Beträge<br />
für die Förderung des Bausparens, die KESt-Begünstigung von Wohnbauanleihen<br />
und geringe steuerliche Förderungen auf. Insgesamt liegen die öffentlichen<br />
Ausgaben für das Wohnen bei etwa einem Prozent des Brutto-Inlandsprodukts.<br />
Der Wert sinkt seit Jahren, da die Zweckzuschüsse, die der Bund an die<br />
Länder überweist, seit Mitte der 1990er Jahre eingefroren sind, während das BIP<br />
im selben Zeitraum real um etwa 40% zugelegt hat. Österreich wendet damit<br />
weniger öffentliche Mittel für das Wohnen auf als die meisten west- und nordeuropäischen<br />
Staaten oder die USA. Dem steht eine Performance der Wohnungsproduktion<br />
und des Bestandserhalts gegenüber, die zu den besten im<br />
internationalen Vergleich zählt.<br />
Fast die Hälfte der Förderungsausgaben der Länder geht in den Neubau von Geschoßwohnungen.<br />
Auf den Eigenheimneubau entfallen rund 14% mit deutlich<br />
sinkender Tendenz. Die Sanierungsausgaben steigen leicht, aber kontinuierlich<br />
von rund 18% Anfang der 1990er Jahre auf heute immerhin 22% der Ausgaben.<br />
Stark zugenommen hat die Wohnbeihilfe, deren Anteil sich seit Anfang der<br />
1990er Jahre auf heute 9% der Ausgaben fast verdoppelt hat. Dies spiegelt die<br />
langsame Hinwendung der Förderungssysteme zu gemischten Systemen<br />
wider. Mit Objektförderung werden für den Mittelstand leistbare Wohnungen<br />
errichtet. Neubauwohnungen in einer mittleren Preisklasse sind mit vergleichsweise<br />
geringen Förderungen errichtbar. Schlechter verdienende Haushalte wer-<br />
1 Länderberichte zur Wohnbauförderung, BMF, IIBW. Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die<br />
Daten auf 2005.<br />
Grafik 1<br />
Förderungszusicherungen,<br />
Baubewilligungen,<br />
Baufertigstellungen<br />
Anm.: Bewilligungs- und<br />
Fertigstellungszahlen stehen<br />
aufgrund der Umstellung<br />
der Statistik auf das Zentrale<br />
Gebäuderegister nach wie<br />
vor nicht zur Verfügung.<br />
Förderung Geschoßwohnungen<br />
Förderung Eigenheime<br />
Fertigstellungen<br />
Baubewilligungen<br />
keine Daten vorhanden<br />
Baukultur : Verantwortung<br />
Von der Wohnbauförderung zur Baukulturförderung 2.7<br />
den zusätzlich mit Wohnbeihilfe gestützt. Dieses Finanzierungsmodell hat sich<br />
im Vergleich zu international praktizierten Alternativen sehr bewährt, wie die<br />
insgesamt moderaten öffentlichen Aufwendungen für das Wohnen belegen.<br />
Die Förderungsausgaben der Länder entfallen zu rund der Hälfte auf Private<br />
und Gemeinden, zu einem Drittel auf gemeinnützige Bauvereinigungen und zu<br />
einem Sechstel auf gewerbliche Bauträger.<br />
Bei konstanten Förderungsausgaben sinkt die Zahl der geförderten Neubauwohnungen<br />
seit Jahren. Die heutigen knapp 32.000 geförderten Einheiten<br />
liegen annähernd 40% unter dem Höchststand der Wohnbauförderung Mitte<br />
der 1990er Jahre. Kontinuierlich stark rückläufig ist insbesondere die Eigenheimförderung.<br />
Vor allem die letzten Rückgänge (2005 insgesamt 8%) erscheinen<br />
angesichts von jüngst nach oben revidierten Wohnungsbedarfsprognosen besorgniserregend.<br />
Besonders stark war der Rückgang der Neubauförderung zuletzt<br />
in Niederösterreich und in der Steiermark. Gegenüber dem langjährigen<br />
Durchschnitt zeigen heute aber auch Salzburg, Tirol und Wien magere Förderungszahlen.<br />
Im Vergleich zur Bevölkerungszahl haben Salzburg, Wien und die<br />
Steiermark relativ niedrige, das Burgenland und Vorarlberg besonders hohe<br />
Förderungszahlen.<br />
60.000*<br />
50.000*<br />
40.000*<br />
30.000*<br />
20.000*<br />
1996: 50.500 2005: 31.600<br />
10.000*<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Quelle: Förderungsberichte der Länder, BMF, Statistik Austria, IIBW *Zahl der Wohnungen<br />
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