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Das oberösterreichische Vereinshandbuch

Ratgeber für VereinsfunktionärInnen zu allen wichtigen Vereinsfragen - von Rechtlichem über Steuerfragen bis hin zu Mitgliederbindung und Veranstaltungsmanagement.

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I<br />

genschaften, Fähigkeiten, Fertigkeiten etc.) als auch<br />

von deren individuellen, relativ konstanten Ziel- und<br />

Werthaltungen bestimmt. 5<br />

<strong>Das</strong> Ziel bzw. die Mission des Vereins – sei es beispielsweise<br />

'die Abwehr von Gefahren in den Städten, Gemeinden<br />

durch Retten – Löschen – Bergen – Schützen'<br />

oder sei es 'eine am christlichen Menschen- bzw. Weltbild<br />

orientierte Bildungsarbeit' – repräsentiert hierbei<br />

nach wie vor einen zentralen Basisanreiz für den Beitritt<br />

in die Organisation. Wesentlich determiniert wird die<br />

Eintritts- bzw. Verbleibsentscheidung, wie bereits angeführt,<br />

darüber hinaus auch von dem in Aussicht gestellten<br />

Tätigkeitsbereich als weiteren Basisanreiz, zumal<br />

dieser ein bedeutsames Identifikationsobjekt für den/<br />

die Freiwillige/n darstellt.<br />

Allerdings ist es erforderlich, den freiwilligen MitarbeiterInnen<br />

weitere selektive Anreize zu bieten, da bei der<br />

Ausübung der freiwilligen Tätigkeit unabwendbar Antagonismen<br />

auftreten. So können zB. sehr eng formulierte<br />

Ziele zu internen Konflikten führen oder trotz eines sehr<br />

hohen Arbeitseinsatzes nur eine verhältnismäßig niedrige<br />

Zielerfüllung erfolgen 6 . Weiters können durch Anreize<br />

mit dem Organisationseinritt verbundene Restriktionen,<br />

die z.B. durch Einsatzpläne, Dienstanweisungen<br />

als auch durch normative Verhaltenserwartungen entstehen,<br />

kompensiert werden 7 . Außerdem ist das Vorhandensein<br />

einer selektiven bzw. möglichst individuellen<br />

Anreizpalette insofern von Bedeutung, als das Verhalten<br />

nur dann gesteuert werden kann, wenn möglichst exakt<br />

die individuumsspezifischen Motive aktiviert werden 8 .<br />

Schließlich ist die Bereitstellung von selektiven Anreizen<br />

vor dem Hintergrund, dass in Nonprofit-Organisationen<br />

neben primär ideell motivierten freiwilligen Mitarbeiter-<br />

Innen zunehmend auch freiwillige MitarbeiterInnen anzutreffen<br />

sind, welche eine zweckorientierte Bindung<br />

zur Organisation aufweisen, von großer Bedeutung.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass Zwang oder eine direkte<br />

monetäre Vergütung den Charakteristika der Freiwilligenarbeit<br />

entgegen stehen und nicht als Bindungsmechanismen<br />

herangezogen werden können, ist anzunehmen,<br />

dass anstatt dessen primär Anreize einzusetzen<br />

sind, welche mit dem Ziel, den Personen oder Gruppen<br />

der Nonprofit-Organisation verbunden sind. Grundsätzlich<br />

erscheinen freiwillige MitarbeiterInnen vor allem<br />

durch solche Anreize motiviert, welche: 9<br />

• (eben) weniger von der Organisation stammen,<br />

sondern von anderen Personen/Gruppen bzw. aus<br />

der Befriedigung von Selbstwertgefühlen;<br />

• weniger materieller, sondern symbolischer Natur<br />

sind;<br />

• sich weniger an die Rolle des Freiwilligen richten,<br />

sondern an das Individuum und<br />

• auch dann ein höheres Engagement bewirken,<br />

wenn sich die Akteure dieser Ursache nicht bewusst<br />

sind.<br />

Im Rahmen der Gestaltung eines solchen Anreizsystems<br />

darf allerdings nicht außer achtgelassen werden, dass<br />

die Bindung von freiwilligen MitarbeiterInnen nicht<br />

gänzlich durch die von der Organisation initiierten Anreize<br />

bzw. Maßnahmen im Sinne von Fremdfestlegungsprozessen,<br />

sondern auch durch den/die Freiwillige(n)<br />

selbst bzw. die sie/ihn umgebenden Mitmenschen im<br />

Sinne von Selbstfestlegungs- und Sozialisationsprozessen<br />

erfolgt 10 .<br />

Um das Bindungssystem möglichst motivgerecht zu<br />

gestalten, sind nun erstens die einem freiwilligen Engagement<br />

zugrunde liegenden Motive zu identifizieren.<br />

Ausgehend von der bereits empirisch wie theoretisch<br />

bestätigten Annahme, dass sich freiwilliges Engagement<br />

nicht nur über ein Motiv, sondern nur über<br />

5<br />

Vgl. Schüll 2004, S. 116 u. 147.<br />

6<br />

Vgl. Horch 1983, S. 31.<br />

7<br />

Vgl. Olk 1989, S. 196.<br />

8<br />

Vgl. Schanz 1991, S. 8; McCurley/Lynch 1994, S. 117.<br />

9<br />

Vgl. Horch 1983, S. 19 u. 38 f.<br />

10<br />

Vgl. Horch 1983, S. 32 u. 46.<br />

11<br />

Vgl. Badelt 2002, S. 585 ff.<br />

114 OBERÖSTERREICHISCHES VEREINSHANDBUCH

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