Das oberösterreichische Vereinshandbuch
Ratgeber für VereinsfunktionärInnen zu allen wichtigen Vereinsfragen - von Rechtlichem über Steuerfragen bis hin zu Mitgliederbindung und Veranstaltungsmanagement.
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mehrere, verschiedenartige Motive im Sinne eines Motivbündels<br />
erklären lässt 11 , wird in den nachfolgenden<br />
Ausführungen von folgendem Motivbündel ausgegangen:<br />
12<br />
• Ideelle Motive, welche auf einer altruistischen<br />
Verhaltenseinstellung oder bestimmten ideologischen,<br />
religiösen Wertvorstellungen basieren.<br />
• Soziale bzw. Beziehungsmotive, welche sowohl<br />
„soziale Bedürfnisse“ wie Geselligkeit, Freundschaft,<br />
Zugehörigkeit, Gemeinschaft etc. als auch<br />
Motive wie das Streben nach Anerkennung, Dank,<br />
Wertschätzung, sozialem Status bzw. Prestige etc.<br />
umfassen.<br />
• Selbstentfaltungs- bzw. Selbstverwirklichungsmotive,<br />
welche sich in dem Bestreben nach Entwicklung<br />
wie Entfaltung von neuen Rollen, Fähigkeiten<br />
wie Talenten und auch in dem Bedürfnis<br />
nach Selbsterfahrung und Sinnfindung ausdrücken<br />
13 .<br />
• „Ökonomische Motive“: Dieser Kategorie sind all<br />
jene Motive zuzuordnen, welche eine materiellzweckrationale<br />
Ausrichtung haben bzw. auf eine<br />
materielle Gegenleistung abstellen. Anzuführen<br />
sind in diesem Zusammenhang beispielsweise<br />
diverse Geldleistungen oder materielle Gegenleistungen<br />
wie Gutscheine, Schecks, Verbilligungen,<br />
Versicherungen aber auch Geschäftsvorteile oder<br />
-kontakte etc.<br />
In einem zweiten Schritt sind so dann jene Merkmale,<br />
Bedingungen bzw. Aktivitäten hinsichtlich des Tätigkeitsfelds<br />
bzw. dessen Umfeld zu identifizieren, die<br />
idealerweise im Stande sind, eine Befriedigung dieser<br />
Motive herbeizuführen. In diesem Zusammenhang sind<br />
z.B. eine inhaltlich wie zeitlich klare und anforderungsgerechte<br />
Aufgabenstellung, Mitsprache- bzw. Mitentscheidungsmöglichkeiten,<br />
Kontaktmöglichkeiten,<br />
Betreuung & Unterstützungsleistungen durch die<br />
Führungskraft bzw. KollegInnen, Optionen zur Wissensbzw.<br />
Erfahrungserweiterung, ideelle bzw. geldwerte<br />
Anerkennungsmaßnahmen etc. zu nennen.<br />
Offenkundig ist, dass diese Vorgehensweise bei jenen<br />
Anreizen, die nicht tauschtheoretisch (= Anreiz der Organisation<br />
Beitrag des(r) Freiwilligen) erfasst werden<br />
können – wie es beispielsweise beim Selbstwertgefühl<br />
oder der „persönlichen Befriedigung“ der Fall ist – nicht<br />
anwendbar ist. Außerdem ist es nur bedingt möglich,<br />
dass soziale Anreize wie Dank, Achtung und Anerkennung<br />
von der Organisation „produziert“ werden, da<br />
zwar die Rahmenbedingungen dafür von ihr gestaltet<br />
werden können, diese jedoch letztlich den Interaktionen<br />
zwischen den Individuen entstammen. 14<br />
Schließlich gilt es im dritten und letzten Schritt der Gestaltung<br />
des Bindungssystems diese motiverfüllenden,<br />
tätigkeitsfeldbezogenen Merkmale bzw., -Bedingungen<br />
zu Führungsaktivitäten zusammenzuführen. Erst nach<br />
Vollendung dieses Schrittes ist es möglich bzw. zweckmäßig,<br />
die zu bewältigenden Führungsaufgaben auf<br />
die Verantwortlichen – seien es Freiwillige oder auch<br />
Hauptamtliche – zu verteilen und diese mit den damit<br />
verbundenen Kompetenzen zu betrauen.<br />
Auf Basis der vier Motivbündel „ideelle Motive“, „soziale<br />
Motive“, „Selbstverwirklichungsmotive“ und „ökonomische<br />
Motive“ (1. Schritt) bzw. der damit korrespondierenden,<br />
tätigkeitsfeldbezogenen Bedingungen bzw.<br />
Aktivitäten wie z.B. Mitbestimmungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
etc. (2. Schritt) können folgende<br />
vier Führungsaktivitäten, nämlich: Freiwilligeneinsatz,<br />
laterale Kooperation, persönliche und fachliche Freiwilligenbegleitung<br />
und die Freiwilligenhonorierung<br />
abgeleitet werden, da diese als geeignet erscheinen,<br />
eine möglichst gute Erfüllung der genannten Motive zu<br />
gewährleisten 15 .<br />
I<br />
12<br />
Vergleiche hierzu die Mitgliedermotive von Schwarz/Purtschert/ Giroud/Schauer 2005, S. 250.<br />
13<br />
Vgl. Andessner 1999, S. 34; Heimgartner 2004, S. 32. Siehe hierzu auch Pankoke 1988, S. 207.<br />
14<br />
Vgl. Horch 1983, S. 32 f.<br />
15<br />
Für eine weiterführende bzw. detailierte Beschreibung der Ab- bzw. Herleitung der Führungsaktivitäten<br />
siehe Kaltenbrunner 2010, S. 126 f.<br />
OBERÖSTERREICHISCHES VEREINSHANDBUCH 115